Normalerweise tagt die Ratskommission für Stadtentwicklung nichtöffentlich. Doch am Donnerstag (7.9.) wurde eine Ausnahme gemacht, weil zuletzt Kritik an der Konverter-Standortsuche von Amprion geäußert wurde.
Der Konverter ist Teil des Projekts Korridor B, eine geplante Stromtrasse, die ab Anfang der 2030er-Jahre Windstrom durch Erdkabel von Norddeutschland nach NRW bringen soll.
Um den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln zu können, braucht es einen Konverter möglichst nah an der Umspannanlage Polsum, die auf Gelsenkirchener Gebiet liegt. Projektsprecher Oliver Smith sowie Projektleiter Arndt Feldmann erläuterten vor politischen Vertretern sowie Anwohnern, dass derzeit der Vorschlagskorridor geprüft und nach welchen Kriterien mögliche Konverter-Standorte geprüft werden.
Kraftwerk-Rückbau gestoppt
In der möglichen Auswahl waren dabei zunächst auch Flächen in Uniper- und BP-Besitz in Scholven. Zum einen war aber der geplante Kraftwerks-Rückbau von Uniper gestoppt worden, als aufgrund des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Energiekrise das Kraftwerk wieder in Reserve gestellt wurde. Und BP plant bekanntlich eine Erweiterung. Eine landwirtschaftliche Fläche östlich des Altendorfer Ortskerns ist offenbar derzeit der Favorit Amprions.
Deutliche Kritik äußerte nicht nur Bernd Schwane (CDU). Er wies auf vielfältige Belastungen des Stadtteils hin, „der seit geraumer Zeit unter Industrieprojekten leidet. Dass die Bürger die Nase voll haben, ist klar.“
Schwane sagte, er könne nicht verstehen, warum sich ein Konzern wie Uniper so verhalte und erinnerte daran, dass der Konzern zu Beginn der Gaskrise mit Steuergeldern gestützt werden musste. „Es ist bemerkenswert, dass so ein Konzern sich einfach so einlassen kann und sagt, wir sind nicht verkaufsbereit. Ich finde es als Steuerzahler nicht gut, wenn der Konzern sich so verhält.“
„High-End-Produkt“
Arndt Feldmann entgegnete, dass Uniper der Anweisung einer Bundesbehörde folgen müsse. Er habe noch in der vergangenen Woche mit Uniper-Vertretern gesprochen, wobei der Stand unverändert sei, dass das Kraftwerk bis 2025 in Reserve gestellt sei.
Der Zeitdruck ergebe sich auch daraus, dass der Konverter ein „High-End-Produkt“ sei, das eine halbe Milliarde Euro kosten werde und speziell für den Standort geplant und gebaut werden müsse. „Bauzeit: zwei bis zweieinhalb Jahre.“
Friedhelm Fragemann (SPD) stellte die Frage, „ob wir uns mit der Stellschraube Uniper und BP nicht überheben“. Christina Roemer (Grüne) pflichtete Schwane bei, „dass Altendorf nicht weiter über Gebühr belastet werden darf. Das geht nicht. Warum hat ein Industriekonzern ein größeres Recht zu sagen: ‚Die Fläche wollen wir nutzen‘“. Andreas Vortmann (CDU) monierte, „dass man zwischen Landwirten und anderen Eigentümern unterscheidet“.
Konverter im Bergbau-Gebiet
Vortmanns Vorwurf: Die Alternativ-Standorte seien „so ausgesucht, dass man sie nicht nehmen kann“. Das wurde von den Amprion-Vertretern bestritten: Man sei immer noch in der Prüfung der Standorte. Vortmann gab ebenfalls zu bedenken, dass man den Konverter in einem Gebiet plane, „wo bis vor Kurzem ganz intensiver Bergbau stattfand“.
Das Wichtigste sei, so Vortmann, dass es zeitnah eine Bürgerbeteiligung in Altendorf-Ulfkotte geben müsse. „Deutlich bevor die Anträge gestellt werden.“ Projektsprecher Oliver Smith sagte, dass man diesen Wunsch ebenso aufnehme wie das große Interesse der Bürger an dem Thema. Wichtig war ihm zu betonen, dass man sich bei Fragen direkt an Amprion wenden könne. Infos und Ansprechpartner findet man unter korridor-b.amprion.net .
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