Konverter in Dorsten Detlef Damen befürchtet 50 Millionen Euro Wertverlust bei Häusern

Konverter: Detlef Damen fürchtet 50 Mio. Euro Wertverlust bei Häusern
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Detlef Damen wohnt in einem Dreifamilienhaus in Altendorf-Ulfkotte. „Ein gepflegter Ort“, laut Damen, der den Zusammenhalt im Ort lobt. Doch er denkt bereits über den Verkauf seiner Immobilie nach, falls die Pläne Amprions Realität werden, in 400 Metern Entfernung zum Ortskern einen riesigen Konverter für die Windstromtrasse „Korridor B“ zu bauen. „Ich würde genau aus dem Wohnzimmer auf eine 20 Meter hohe Wand gucken.“

Viel Arbeit hat sich Damen gemacht, um einen Bürgerantrag an die Stadt Dorsten zu formulieren, um den Konverter in Altendorf zu verhindern. Damen führt darin Faktoren wie Lärmentwicklung und die Auswirkungen auf die Gesundheit an - nicht nur während des Betriebs, sondern auch während der dreijährigen Bauzeit. Oder die Flächenversiegelung, Erderschütterung beim Bau und die notwendigen Schwerlasttransporte.

Eine Konverter-Station der Firma NordLink. Gleichstrom wird in dieser Anlage in Wechselstrom umgewandelt und in das deutsche Stromnetz eingespeist. Ein ähnliches Projekt will auch Amprion für seine geplante Windstromleitung bauen - ein Standort-Vorschlag dafür liegt in Altendorf-Ulfkotte.
Eine Konverter-Station der Firma NordLink. Gleichstrom wird in dieser Anlage in Wechselstrom umgewandelt und in das deutsche Stromnetz eingespeist. Ein ähnliches Projekt will auch Amprion für seine geplante Windstromleitung bauen - ein Standort-Vorschlag dafür liegt in Altendorf-Ulfkotte. © picture alliance/dpa

Damen fürchtet aber auch „eine indirekte Enteignung der Immobilienbesitzer“. Um diese greifbarer zu machen, schrieb er 15 Makler im Umfeld an und fragte sie, wie sich ein Konverter in der Nähe von Gebäuden auf die Vermarktungschancen auswirken könnte und geht nun von einem Wertverlust zwischen 15 und 30 Prozent aus - abhängig von der Entfernung zum Konverter.

Beim Durchzählen der Wohngebäude des Altendorfer Ortskerns im Bebauungsplan kommt Damen auf etwa 380. In Altendorf gebe es viele Mehrfamilienhäuser, aber auch Einfamilienhäuser. „Viele mit großen Grundstücken“, so Damen. Den Wert der Immobilien setzt Damen mit einem Durchschnittswert von 600.000 Euro an und kommt so auf einen Gesamt-Immobilienwert von fast 230 Millionen Euro. Auf diesen Wert berechnet Damen einen durchschnittlichen angenommenen Wertverlust von 22,5 Prozent, der dann 51,5 Millionen Euro betragen würde, wenn der Konverter gebaut würde.

Kompensation durch Amprion?

Ob dieser Wertverlust in der Zukunft genau so eintreten würde, weiß Damen natürlich nicht - es seien Schätzwerte. Aber er fragt rhetorisch: „Ob Amprion die Eigentümer kompensieren würde?“

Damen, der im Ort über Vereine vernetzt ist, bekommt mit, dass einige Altendorfer tatsächlich einen Wegzug erwägen, wenn der Konverter nach Altendorf kommt. Derzeit zähle Altendorf zur „normalen Wohnlage“ (laut BORIS-NRW), sagt Damen, der mittelfristig eine Abstufung zur „einfachen Wohnlage“ befürchtet - und damit weiteren Wertverlust.

Neubau würde viel Geld kosten

Damen hat bereits selbst erste Überlegungen angestellt, wie und für welchen Preis er seine Immobilie verkaufen könnte. Wer jetzt ein neues Haus an einem anderen Standort bauen wolle, müsse aber mit hohen Kosten rechnen, so Damen.

Der Bürgerantrag, den Damen auf sieben Seiten sowie mit einer 28-seitigen Präsentation eingereicht hat, wird im Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch (22. November) behandelt. „Herr Damen hat weitreichend und mit Sachverstand zur Frage des Standortes Stellung bezogen“, lautet das Fazit von Bürgermeister Tobias Stockhoff. Dennoch soll dem Bürgerantrag nicht entsprochen werden.

Denn zuständig für die Genehmigung des Konverters ist der Kreis Recklinghausen. „Auch wenn dem Bürgerantrag in formaler Hinsicht nicht entsprochen werden kann, kann die Verwaltung die vom Antragsteller vorgetragene Argumentation in weiten Teilen nachvollziehen. Auch die Stadtverwaltung hält den Standort für ungeeignet“, so Stockhoff. Deshalb lautet der Beschlussvorschlag, den Bürgerantrag an die zuständige Genehmigungsbehörde (Kreis Recklinghausen) zuzustellen.

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