Jetzt wird‘s bunt in Dorsten - aber auch besser?

© Grafik: Martin Klose

Jetzt wird‘s bunt in Dorsten - aber auch besser?

rnKlare Kante

Tobias Stockhoff bleibt Bürgermeister. Sonst allerdings bleibt im politischen Dorsten aber nicht viel beim Alten. Ist bunt wirklich besser? Ein Kommentar.

Dorsten

, 13.09.2020, 23:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Tobias Stockhoff ist erwartungsgemäß als Bürgermeister wiedergewählt worden. Das Ergebnis ist sogar besser, als er selbst es erwartet hat. Mit Amtsbonus hat das indes wenig zu tun.

Stockhoff hat sich die Wiederwahl durch unermüdlichen Einsatz für die Stadt, seine große Präsenz und seine Unterstützung für bürgerschaftliches Engagement verdient. Aber zur Wahrheit gehört auch: Die Konkurrenz war nicht sonderlich stark.

AfD-Kandidat Marco Bühne war nie eine Alternative. Mauritz Hagemann und Simon Rodriguez Garcia hatten sich nur aufstellen lassen, weil sie und ihre Parteien dem ungleichen Zweikampf nicht tatenlos zuschauen wollten. Dafür gebührt ihnen großer Respekt. Aber Bürgermeister konnten sie nicht werden - und wollten es eigentlich auch nicht.

Die „einfache“ Mehrheit ist dahin

Die CDU hat im Stadtrat ihre Vormachtstellung nicht nur untermauert, sondern die absolute Mehrheit geholt. Das ist überraschend, hat sicherlich auch viel mit dem beliebten Bürgermeister zu tun. Aber nicht nur. Für die anderen Parteien wird es nun ganz schwer, ihre Ideen durchzusetzen. Ohne die CDU geht nichts. Ob das immer gut ist, wird die Zukunft zeigen.

Die Grünen haben ihr bestes Ergebnis aller Zeiten geholt, hatten aber insgeheim auf noch ein paar Stimmen mehr gehofft. Die SPD ist dramatisch abgestürzt, das ist sicherlich nicht nur, aber auch den internen Unruhen der letzten Monate geschuldet. Aber die Sozialdemokraten stellen weiterhin die zweitstärkste Fraktion - das ist für die Fragemann-Partei schon ein Erfolg.

Dennoch: Die Dorstener Sozialdemokraten müssen an ihrer Außendarstellung arbeiten, in den nächsten Jahren deutlich machen, wofür sie stehen - und bei aller Mitverantwortung für das Stadtwohl noch öfter gegen den Strom schwimmen. Gleichzeitig muss sich die Partei frühzeitig mit der „Nach-Fragemann-Ära“ beschäftigen - eine Menge Baustellen sind das.

Umgang mit der AfD lernen

Und die sogenannten „Kleinen“? Die PARTEI hat Fraktionsstatus im Rat - das ist mehr als gedacht. FDP und Die Linke haben den Fraktionsstatus verloren. Sie waren in den Augen vieler wohl wohl zu blass. Die AfD bekam - das war eigentlich klar - deutlich mehr Zuspruch, aber eben nicht so viel, wie viele befürchtet haben. Das dürfen alle anderen Parteien als Erfolg verbuchen, müssen aber lernen, dass im politischen Alltag in Dorsten nun auch jemand mitredet, den sie eigentlich nicht hören wollen. Auch das gehört zur Demokratie.

Der beste Weg, den politischen Gegner zu schwächen, ist, die besseren Argumente zu haben. Nur wenn das in den nächsten Jahren alle Parteien beherzigen, ist bunt wirklich besser. Es geht um Dorsten - und um nichts sonst.