Denn obwohl die Kirche bei der Fertigstellung im Oktober 1976 als Sinnbild für den aufstrebenden Stadtteil galt, wird dort nie wieder ein Gottesdienst stattfinden. Am Samstagmorgen (19.10) nahm Weihbischof Rolf Lohmann die Profanisierung (Rückgängigmachung der Weihung) des nun ehemaligen Gotteshauses vor.
Viele Rhader nutzen diese Gelegenheit, die nunmehr allerletzte Messe in ihrer ehemaligen Kirche mitzuerleben und sorgten noch einmal für ein volles Haus. Denn nur ganz wenige Sitzplätze waren bei diesem Gottesdienst leer geblieben.

Hautnah miterlebt - und das von der allerersten Stunde an - hat das alles Christel Hein. „Ich war hier als Küsterin angestellt“, erzählt die Rentnerin, die mit ihrem Mann Herbert dem Abschiedsgottesdienst an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte mit einer großen Portion Wehmut beiwohnte. Damals, im Jahre 1976, hatte der inzwischen verstorben Pfarrer Karl Pohlmann die Kirche nach der Einweihung übernommen.
Dabeisein konnte jedoch der emeritierte Pfarrer Heinz Bruder, der die Gemeinde lange Jahre führte, und auch mit ihm verbindet Christel Hein viele Erinnerungen an ein reges Gemeindeleben. Bei der Frage, ob es denn ein ganz besonderes Ereignis gegeben habe, kommt Christel Hein ins Grübeln: „Hier war immer so viel los, Bischöfe waren hier, Vereine haben hier getagt, da lässt sich kein besonderes Ereignis herausstellen.“
„Sonntags war hier alles voll“
Und damit war sie nicht alleine, denn viele der Anwesenden hatten den Bau der Kirche noch miterlebt. „Man konnte zu Fuß kommen oder mit dem Fahrrad“, erinnert sich Theodore Köcher an die Erleichterung für die Gläubigen, die durch das Am Stuvenberg 54 entstandene Gotteshaus geschaffen würde. „Sonntags war hier immer alles voll mit Fahrrädern“, erinnert sich die Rhaderin.
Und auch Matthias Hampel, der seit 22 Jahren in der Gemeinde als Messdiener tätig ist, pflichtet ihr bei, denn der Zuspruch sei stets groß gewesen.

Das alles fand jedoch ein jähes Ende durch die Corona-Pandemie. „Die Messen wurden damals im Internet übertragen“, erinnert sich Theodore Köcher. Seither liegt die Kirche mehr oder weniger brach, denn ein Gemeindeleben wie vor Corona habe es seither nicht wieder gegeben. Als Konsequenz folgte nun die Profanisierung
„Alles hat seine Zeit“, sagte Weihbischof Rolf Lohmann in seiner Ansprache, mit der er den Gemeindemitgliedern zugleich Mut zusprach: Zwar könne die Kirche aus finanzieller Sicht nicht jedes Gotteshaus weiter unterhalten, doch die Gemeinschaft bleibe schließlich weiter – wenn auch unter geänderten Strukturen, erhalten, so Lohmann. „Auch nach der Schließung von St. Ewald sind wir weiter in Rhade präsent. Wir haben, wie in anderen Orten auch, nicht einfach einen Abbruch“, so Lohmann.
Christsein hängt nicht an einem Gebäude
„Natürlich ist die Profanierung einer Kirche immer auch ein schmerzhafter Tag“, räumte Bürgermeister Tobias Stockhoff ein. „Es ist aber auch ein Stück Notwendigkeit und gleichzeitig ein Stück Hoffnung für die Zukunft. Am Ende ist das Christsein nicht dadurch geprägt, dass man Gebäude unterhält, sondern das Christsein ist durch das aktive Leben des Glaubenszeugnisses und der christlichen Werte geprägt.“
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