Neue Nutzung schon im Gespräch Dieses Gotteshaus in Dorsten wird jetzt „entweiht“

Gotteshaus in Rhade wird „entweiht“ - neue Nutzung im Gespräch
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Seinen 50. Geburtstag in der Funktion als katholisches Gotteshaus wird dieses Gebäude nicht mehr erleben. Denn am Samstag, 19. Oktober, um 10 Uhr wird kein Geringerer als Weihbischof Rolf Lohmann die letzte Heilige Messe dort feiern. Und dabei wird das Allerheiligste aus der Kirche getragen und das Ewige Licht gelöscht.

Es handelt sich um die Kirche St. Ewald in Dorsten-Rhade, die im Oktober 1976, also vor genau 48 Jahren, feierlich eingeweiht worden war. Und zwar als „Filialkirche“ der Katholischen Dorfkirche St. Urbanus. In den 60er- und 70er-Jahren wuchs Rhade nämlich - vor allem in den Neubaugebieten „Am Stuvenberg“ und „Kalter Bach“.

In der Pfarrgemeinde kam deshalb der Wunsch nach einer zweiten Kirche in diesem Bereich auf. Das Bistum Münster entsprach der Bitte und so entstand nach der Grundsteinlegung im Oktober 1975 „Am Stuvenberg 54“ ein Kirchenzentrum, das neben einem Sakralbereich weitere Räume für unterschiedliche Aktivitäten in der Pfarrgemeinde bot.

„Übergangs-Kita“ angedacht

Aber auch nach der sogenannten Profanierung („Entweihung“) soll das Gebäude „weiterhin eine wichtige soziale Funktion im Ortsteil erfüllen“, erklärt Susanna Schönrock-Klenner, Öffentlichkeitsreferentin der zuständigen Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius/St. Urbanus. Denn es sei nach ihren Worten „eine Nutzung als Übergangs-Kita im Hinblick auf den geplanten Kita-Neubau des Kindergartens St. Urbanus angedacht“.

Mit St. Ewald - benannt nach den Gebrüdern Ewaldi, die im 7. Jahrhundert den Versuch unternahmen, das westliche Münsterland zu missionieren und dabei den Märtyrertod starben - wird eine Kirche mit dem letzten Glockenläuten verabschiedet, die mit intensiver finanzieller Unterstützung von Gemeindemitgliedern und in umfangreichen Eigenleistungen erbaut wurde. Konzipiert und umgesetzt wurde dabei der Entwurf des Dorstener Architekten Eugen Badura.

Kirche
Ins Gebäude könnte eine Übergangs-Kita einziehen. © Privat

Viele Menschen waren in dieser Kirche über Jahrzehnte verwurzelt. „Während der Renovierung der Kirche St. Urbanus im Jahr 2019/2020 war die Gemeinde froh, hier ein großes und gut ausgestattetes Ausweichquartier zu beziehen und damit das Gemeindeleben in dieser Übergangszeit fortsetzen zu können“, erinnert sich Susanna Schönrock-Klenner.

Während Corona eingestellt

Zu Beginn der Corona-Pandemie jedoch konnten die notwendig gewordenen Schutzkonzepte nicht im erforderlichen Maße umgesetzt werden, sodass der Betrieb der Kirche eingestellt wurde. Und danach wurde der Standort „Am Stuvenberg“ aufgrund der stark zurückgegangenen Zahl der Kirchenbesucher gar nicht erst wieder eröffnet.

Da das Bistum Münster wegen des allgemeinen Mitgliederschwundes allerorten kirchliche Gebäude und Flächen reduziert, „entschloss man sich daher schweren Herzens, die St. Ewald-Kirche vollständig als Gemeindezentrum zu schließen“. Die Profanierung geschehe „in einer Zeit des Umbruchs und ist lebendiger Ausdruck der strukturellen Veränderungen der Kirchenlandschaften“, erklärt die Kirchengemeinde -„so schwer er vielen Gemeindemitgliedern sicherlich auch fallen wird“.

Beim Profanierungsgottesdienst, zu dem alle Gemeindemitglieder, Förderer und Interessierten eingeladen sind, werden die innenliegenden Reliquien aus dem Altar entnommen, alle Schalen, Kelche und Geräte der Liturgie entfernt und der Kirchenraum der Kirchengemeinde dauerhaft dem weltlichen Gebrauch überlassen.

Künftige Nutzungen müssen allerdings mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden.

Unter Denkmalschutz

Vor drei Jahren waren das Gemeindehaus und die Kirche - obwohl architektonisch wenig spektakulär - nämlich unter Denkmalschutz gestellt worden.

Das Gebäude sei das „am meisten sprechende und am besten erhaltene Beispiel“ für eine abgeschlossene Bauepoche, heiß es, und stehe stellvertretend für ein bestimmtes „Typensystem“, den das Bistum in den 1970er-Jahren für mehrere kleinere „Filialkirchen“ zwischen Recklinghausen und Rheine „von der Stange“ entwickelt hatte.