Drittes Kinderbuch von Julia Regett aus Dorsten Dem namenlosen Aal ist alles egal

Im dritten Kinderbuch von Julia Regett ist dem Aal alles egal
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Einst aus der Sargassosee durch den großen Ozean hergeschwommen, lebt im Teich ein ganz und gar ungewöhnlicher Fisch. Nicht nur sieht Aal mit seinen grünen Schuppen aus wie eine schillernde, lange Luftschlange, Aal ist noch für etwas anderes im ganzen Teich bekannt: Wo immer Aal vorbeischwimmt, erschallt es laut und deutlich: „Mir doch egal!“

Denn Aal schert sich weder um große Abenteuer noch um seine kleinen Flossen. Sogar was es zu futtern gibt, ist Aal total egal. Auch, dass Fred Flusskrebs gerade erst mühsam seinen Stein sauber gemacht hat, könnte Aal nicht egaler sein. Zumindest bis zu dem Moment, als Fred in Tränen ausbricht und Aal das Egal auf einmal im Herzen wehtut.

Die Mischung macht*s

In der unbeschwerten Bilderbuchgeschichte aus der Feder von „Knotenklaus“-Schöpferin Julia Regett, die in Dorsten geboren und aufgewachsen ist, erkunden kleine und große Leser spielerisch das Spannungsfeld zwischen Gemeinschaft und Selbstbestimmung und finden heraus, dass es eine gute Mischung aus Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und einer kleinen Portion Egoismus braucht, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, in welchen Situationen ein beherztes „Egal“ niemanden traurig macht.

Dass ausgerechnet ein Aal die Hauptrolle in ihrem dritten Kinderbuch spielt (das sie wiederum auch illustriert hat), erklärt Julia Regett (32) mit ihrem Interesse „auch für Tiere, die bei manchen Menschen zunächst Ekel auslösen“. Schon als Kind habe sie in Dorsten Frösche gesammelt und Schnecken in Brotdosen mit nach Hause gebracht und im Garten Gassi geführt – „zum Leidwesen meiner Mutter, deren Rosen das nicht überlebt haben“.

Auch Aale würden oft eher negativ wahrgenommen, in der Kinderbuchwelt finde man sie kaum. „Dabei ist der Aal ein so besonderer Fisch!“

Die Autorin und Illustratorin, die in Köln lebt und dort gerade ein Stipendium vom Jungen Literaturhaus bekommen hat, zieht es immer mal wieder zurück in ihre Geburtsstadt, manchmal auch beruflich. Vor zwei Jahren zeigte sie einige ihrer Werke im Kulturraum „franz“ in der Lippestraße. Und auch dort drehte sich alles um Tiere, die sich im Wasser am wohlsten fühlen. „Aale sind ein total spannendes Thema“, sagte sie damals.

Julia Regett bei einer Ausstellung ihrer Werke
Vor zwei Jahren stellte Julia Regett ihre Werke im Kulturraum „franz*" aus. © Michael Klein (Archiv)

Ihre Affinität zu Tieren aus der Unterwasserwelt hänge vermutlich damit zusammen, dass sie als Kind keine Haustiere mit Fell haben durfte, sagt Julia Regett. „Das fand ich damals richtig doof. Statt eines weichen Hasen war dann mein erstes Haustier eine Wasserschildkröte namens Rambo, die mittlerweile bei einer netten Frau in Borken in einem Teich lebt.“

Aal braucht keinen Vornamen

Fine Forelle, Walter Wasserfloh, Helga Haubentaucher – alle Tiere, die im imaginären Teich von Julia Regett leben, haben einen Vornamen. Nur Aal nicht. „Ich habe lange nach geschlechtsneutralen Namen gesucht und bin letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass einfach Aal am besten zu Aal passt“, sagt die Autorin. „Ich hätte auch Luca oder Kim wählen können oder einen Fantasienamen, aber das fühlte sich nicht richtig an. Jetzt finde ich Aal einfach super. Und ich bin mir sicher, Aal würde mir da zustimmen.“

„Egal, sagt Aal“, ist am 20. März erschienen und für Kinder ab vier Jahren geeignet.

ISBN: 978-3-948877-68-2