Der umstrittene Konverter für die Windstrom-Leitung „Korridor B“ soll nun doch im Dorstener Stadtteil Altendorf-Ulfkotte entstehen. Diese Entscheidung hatte das zuständige Unternehmen Amprion am Freitag (1.12.) öffentlich gemacht. Die Kritik seitens der Politik und der Anwohner ist groß.
Denn: Im angrenzenden Gelsenkirchen-Scholven wäre ausreichend Platz - und zwar auf Flächen des Uniper-Kraftwerkes. Diese standen auch als möglicher Standort zur Debatte. Das Unternehmen hatte jedoch mitgeteilt, dass diese Flächen nicht zur Verfügung stünden.
Gespräche stehen noch aus
Bürgermeister Tobias Stockhoff hatte deshalb NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Bündnis 90/Grüne) gebeten, das Gespräch mit Uniper zu suchen. Wie ein Sprecher des Ministeriums am Montag (4.12.) bestätigt hat, soll dieses Gespräch noch vor Weihnachten stattfinden.
Zudem wandte sich der Bürgermeister in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90). Auch ihn hatte Stockhoff gebeten, sich mit Uniper in Verbindung zu setzen „und noch einmal die Möglichkeiten ausloten, den langfristig benötigten Konverter auf der dafür geeigneten und richtigen Kraftwerksfläche zu errichten.“
Ilona Flechtner, Uniper-Projektsprecherin Ruhrgebiet, signalisiert eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft. Sie führt allerdings nochmals aus, warum die Uniper-Flächen in Scholven nicht für den Konverter-Bau zur Verfügung stehen.
Kraftwerk mindestens bis 2025 systemrelevant
Das Kraftwerk sei noch mindestens bis 2025 systemrelevant und laufe bis dahin weiter. Ob die Systemrelevanz darüber hinaus bestehen bleibt, stehe noch nicht fest, so Flechtner. Ein entsprechendes Prüfungsverfahren sei noch nicht abgeschlossen. Sollte das Kraftwerk allerdings zurückgebaut werden, brauche dies Platz. Deshalb könnten derzeit freien Flächen nicht mit einem Konverter „zugestellt“ werden. Anders zu beurteilen sei die Situation hingegen, wenn das Kraftwerk bereits zurück gebaut wäre.
Ebenfalls thematisiert hatte diesen Punkt Tobias Stockhoff in seinem offenen Brief an Robert Habeck. Er schrieb: „Dass ein laufendes und nicht abgeschlossenes Prüfverfahren zur (möglichen!) Systemrelevanz von zwei Kohlekraftwerksblöcken und eine daraus (eventuell!) resultierende längere Laufzeit bis 2031 dazu führen, dass eine Anlage zur Energiewende nicht an einem bestehenden Energiestandort, sondern auf der grünen Wiese im Außenbereich errichtet werden soll, versteht hier kein Mensch.“
Zudem hatte der Bürgermeister hervorgehoben, dass Amprion den Antrag auf Systemrelevanz der Scholvener Kraftwerkblöcke selbst gestellt und somit die „Flächenverfügbarkeit in Gelsenkirchen-Scholven für die Abteilung eingeschränkt hat, die den Konverter bauen will“.
„Keine willkürliche Entscheidung“
Dies sei jedoch „keine willkürliche Entscheidung von Amprion“ gewesen, entgegnet Tobias Schmidt, Projektsprecher „Korridor B“ bei Amprion. Dies sei schlicht der „energiewirtschaftlichen Situation geschuldet - und unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit, Energiewendeprojekte wie Korridor B mit seinen Konvertern termingerecht umzusetzen“.
Schmidt konkretisiert: „Dass Kohlekraftwerke wie die Blöcke in Scholven systemrelevant geworden sind, ist Folge der politisch beschlossenen Stilllegung von Kraftwerkskapazitäten, zuletzt noch nach dem Winter 2022/23 beispielsweise im Bereich Erdgas und Kernenergie.“
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