Jüdisches Museum in Dorsten Neues Programm mit Amy Winehouse, Franz Kafka und Boogie-Woogie

Jüdisches Museum: Amy Winehouse, Franz Kafka und Boogie-Woogie
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Das Programm startet vom 16. bis zum 18. August (Freitag bis Sonntag) mit einem Mini-Open-Air im Bürgerpark Dorsten zum Thema Film und Musik. Ein Biopic über Bob Dylan, ein Dokumentarfilm über die unvergessliche Amy Winehouse und ein musikalischer Gang durch die Geschichte der Filmmusik mit dem Münsteraner Duo Corretto stehen in Aussicht. Partner sind die Oude Marie und das Central Kino Dorsten.

Duo Corretto
Auch das Duo Corretto kommt wieder nach Dorsten. © Privat

Mit dem Central Kino verbindet das Museum bereits seit mehreren Jahren eine solide Partnerschaft. Das Kino zeigt zwei bis drei Filme pro halbem Jahr, die von der Museumsleitung ausgesucht werden. Im Herbst dreht sich alles um die Liebe. Den Anfang macht am 27. Oktober (Sonntag) „America“ (2022) des in Berlin lebenden israelischen Regisseurs Ofir Raul Graizer.

Wie in seinem Erstling „The Cakemaker“ thematisiert Graizer eine Dreiecksgeschichte.

Am 1. Dezember (Sonntag) steht „Die Herrlichkeit des Lebens“ (2024) auf dem Programm. Der Film konzentriert sich auf das letzte Lebensjahr von Franz Kafka und seine berührende Liebesgeschichte mit Dora Diamant.

Amy Winehouse
Filmszene aus "Die Herrlichkeit des Lebens": Der Film wird am 1. Dezember in Dorsten gezeigt. © Majestic-Christian Schulz

Dieses Jahr sind die Europäischen Tage der jüdischen Kultur dem Thema „Familie“ gewidmet. Am 1. September (Sonntag) bietet das Museum eine Führung zum Jüdischen Friedhof in Dorsten an, bei welcher neben allgemeinen Informationen zu jüdischen Friedhöfen auch Geschichten über die dort bestatteten Dorstener Familien erzählt werden.

Am Tag der Offenen Tür am 20. Oktober (Sonntag) werden viele Familien mit Kindern im Museum erwartet. Dann wird auch die neue Kinderecke in der Dauerausstellung eröffnet. Außerdem gibt es Kamishibai-Erzähltheater und einen Basteltisch. Weil zu der Zeit das jüdische Laubhüttenfest gefeiert wird, können die Besucherinnen und Besucher die Laubhütte im Garten besuchen und alles über den Feiertag und seine Bedeutung lernen. Kaffee und Kuchen laden zum Verweilen ein. Das ganze Angebot ist kostenfrei.

Noch bis zum 27. Oktober (Sonntag) läuft die Ausstellung „Shtetl - arayn un aroys. Kunst der jüdischen Renaissance aus der Sammlung Rubinstein-Horowitz“. Die Ausstellung zeigt das Kunstschaffen jüdischer Künstlerinnen und Künstler in der jungen Sowjetunion. Druckgrafiken, Collagen und Zeichnungen illustrieren das Leben in den jüdischen Schteteln am Anfang des 20. Jahrhunderts und die Welt des jiddischen Theaters.

Am 8. September (Sonntag) führt die Sammlerin Tanya Rubinstein-Horowitz persönlich durch die Ausstellung und erzählt die Geschichte ihrer Sammlung, während am 6. Oktober (Sonntag) Dr. Diana Matut, Leiterin der Alten Synagoge Essen, in ihrem Vortrag Einblick in die reiche Vielfalt jiddischer Sprache und Kultur gibt. Am 12. und 13. Oktober (Samstag und Sonntag) dürfen Kinder, inspiriert von der Ausstellung, Papier, T-Shirts und Taschen mit ihren eigenen Designs bedrucken. Dieser kostenlose Workshop findet im Rahmen des Kultur Rucksacks NRW statt.

„Die Tänzerin von Auschwitz“

Darauf folgt die zweisprachige (deutsch-niederländische) Wanderausstellung „Die Tänzerin von Auschwitz“ (24. November 2024 bis 23. Februar 2025) über die unbeugsame und mutige Tänzerin und Tanzlehrerin Roosje Glaser. Die jüdische Niederländerin überlebte sieben Konzentrationslager und überwand mit viel Mut auf ihre eigene Art und Weise die Herausforderungen und das Elend der Schoa. Bereits davor, am 20. November (Mittwoch), wird ihr Neffe, Paul Glaser, in der Reihe „Familiengespräche“ über das Schicksal seiner Tante berichten und was die Enthüllung dieses - in seiner Familie lang gehüteten - Geheimnisses bei ihm bewirkt hat.

In einem kostenlosen Workshop können sich auch tanzunerfahrene Erwachsene am 23. Januar 2025 unter Anleitung der Dorstener Tanzschule Höfken in „Boogie-Woogie“ üben – ein Tanz, der während des Nationalsozialismus verboten war.

Familiengespräch

In einem weiteren „Familiengespräch“ wird die Dorstener Sozialwissenschaftlerin Gaby Hasenjürgen über ihren Vater berichten, der im Polizeihäftlingslager Grini bei Oslo inhaftiert war. Sie hat seine Erfahrungen durch intensive eigene Recherchen in Norwegen nachgezeichnet.

Die Dorstenerin Gaby Hasenjürgen
Die Dorstenerin Gaby Hasenjürgen wird in einem „Familiengespräch“ über ihren Vater berichten, der im Polizeihäftlingslager Grini bei Oslo inhaftiert war. © Privat

Jedes Jahr hält das Jüdische Museum Westfalen, in Kooperation mit der Stadt Dorsten, eine Gedenkstunde zu den Pogromen vom 9./10. November 1938 ab. Dieses Jahr wird die Gedenkstunde am 10. November (Sonntag) im Museumsgarten von einer Lesung mit Musik der Journalistin und Autorin Caroline Vongries und der Liedermacherin Josefin Rabehl gefolgt. Die Veranstaltung wird von der Friedrich Naumann-Stiftung gefördert.

Gedichte deutsch-jüdischer Autorinnen wie Mascha Kaléko und Rose Ausländer erzählen von den Schicksalen jüdischer Frauen während der Schoa. Ihnen zur Seite gestellt werden Gedichte von arabischen und iranischen Frauen, die für die Befreiungsbewegung der Frauen im Iran eine Rolle spielen.

Am späteren Nachmittag liest Stefan Sprang in der Gnadenkirche Alt-Wulfen aus seiner Biografie des erfolgreichen jüdischen Tenors Joseph Schmidt. Schmidt konnte vor den Nationalsozialisten in die Schweiz flüchten, doch dort endete sein Leben auf tragische Weise. Zur Lesung werden historische Tonaufnahmen eingespielt.

Holocaust-Gedenktag im Januar 2025

Im Rahmen des Holocaust-Gedenktages vom 27. Januar lädt die Stadt Dorsten in Kooperation mit dem Jüdischen Museum am Abend des 20. Januar 2025 die Kölner „Rimon Productions“ nach Dorsten ein. In der Aula der Realschule St. Ursula führt das Ensemble „Zwischenfall in Vichy“ von Arthur Miller auf.

Das unter dem Eindruck der Frankfurter Auschwitz-Prozesse geschriebene Stück befasst sich mit der Frage nach der mittelbaren Schuld während der Schoa und der unbewussten Teilhabe jedes und jeder Einzelnen am Unrecht in der Welt. Am Vormittag werden die Dorstener weiterführenden Schulen eine eigens für sie organisierte Aufführung des Stückes sehen.

Margot-Spielmann-Preis

Schülerinnen und Schüler gehören zu den wichtigsten Zielgruppen des Museums. Damit die Lehrkräfte auch erfahren, wie ein Museumsbesuch vor sich geht und wie das Gelernte in den Unterricht eingebaut werden kann, organisiert das Museum am 27. November in Kooperation mit Bildungspartner NRW eine seiner regelmäßigen Fortbildungen für Lehrkräfte und Multiplikatoren unter dem Titel „Jüdisches Leben kennenlernen – Antisemitismus vorbeugen“.

Dass sich Schülerinnen und Schüler in der Region intensiv mit jüdischem Leben in Geschichte und Gegenwart, mit der NS-Zeit und mit Antisemitismus befassen, ist erfreulich und kann an den zahlreichen Fach- und Projektarbeiten, die jedes Jahr in den Schulen entstehen. Die besten zeichnet das Museum jährlich mit dem Margot-Spielmann-Preis aus. Am 5. Dezember findet die diesjährige Preisverleihung statt.

Musik im Jüdischen Museum

Musik fehlt nie im Programm des Jüdischen Museums Westfalen. „Dance of Joy“ heißen sie und sie spielen Klezmer-Weltmusik, verbinden also verschiedene Musiktraditionen aus Osteuropa und dem Orient mit westlicher Musik von Bach bis Bernstein. Das Programm, welches sie am 15. September in der Marienkirche in Dorsten spielen, trägt den Titel „Flying Klezmer“ und ist Teil des Dorstener Kultursommers ebenso wie das Mini-Open-Air.

Es ist bereits eine Tradition, dass das Europäische Klassikfestival unter Intendant Volker Zwetzschke mit der Reihe PIANO! KlassikFAKTen zweimal im Jahr auch in Dorsten auftritt. Am 9. Oktober spielt Anna Malikova (Wien) Werke von Domenico Scarlatti, Anatoli Ljadow und Frédéric Chopin. Der Intendant aus Marl ist selbst zu hören am Neujahrskonzert am 3. Januar 2025. Er spielt Werke von Max Rewer, Frédéric Chopin, Sergei Rachmaninow, Robert Schumann und Franz Schubert/Franz Liszt.

Chanukka-Familiennachmittag

Davor wird das Jahr 2024 am 8. Dezember (Sonntag) abgeschlossen mit dem beliebten Chanukka-Familiennachmittag. Während die Erwachsenen eine Führung durch die Dauerausstellung erhalten und dort etwas über jüdische Feiertage lernen, können sich die Kinder mit einem bunten Programm spielerisch dem Lichterfest nähern. Zum Abschluss probieren alle gemeinsam in gemütlicher Runde traditionelle Speisen.