
Stefan Diebäcker kommentiert die Namensfindung für den Bahnhofsvorplatz in Dorsten. © Montage: Martin Klose
Johannes-Rau-Platz: Manchmal macht Bürgerbeteiligung keinen Sinn
Meinung
Der neue Bahnhofvorplatz in Dorsten soll nach Johannes Rau benannt werden. Daran ändert wohl auch das anderslautende Ergebnis einer Abstimmung in der Bürgerrunde Feldmark nichts. Zum Glück.
Da werden die Menschen nach ihrer Meinung gefragt, und letztlich entscheiden Politik und Verwaltung doch so, wie sie es für richtig halten. Diesen (schlechten) Eindruck müssen Teilnehmer der Bürgerrunde Feldmark und die sogenannte „Bahnhofsfamilie“ haben, nachdem ihre Namensvorschläge für den Bahnhofvorplatz im Rathaus offenbar auf wenig Gegenliebe gestoßen sind.
Zunächst mal: Es ist natürlich das gute Recht eines Baudezernenten, einen anderen Vorschlag zu machen. Und es gibt wohl auf Jahre tatsächlich keinen besseren Ort in Dorsten, um dem ehemaligen NRW-„Landesvater“ und Bundespräsidenten die Ehre zu erweisen.
Warum aber hat es überhaupt eine Abstimmung in der Stadtteilkonferenz gegeben? Ja, der Bahnhofvorplatz liegt offiziell auf Feldmärker Gebiet. Aber er ist von so überragender Bedeutung für die gesamte Stadt, dass streng genommen alle Bürgerinnen und Bürger nach ihrer Meinung hätten gefragt werden können. Der Aufwand wäre natürlich völlig ungerechtfertigt gewesen.
Das Beispiel zeigt sehr deutlich, wo Bürgerbeteiligung an ihre Grenzen gerät. Es gibt Themen, die dürfen nicht endlos zerredet, sondern müssen einfach mal entschieden werden. Wahrscheinlich nehmen es die allermeisten Dorstener ohnehin nur mit einem Achselzucken zur Kenntnis, wie der Bahnhofvorplatz künftig heißen wird.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
