
Der Modeladen von Ingeborg Peters ist zurzeit nicht sichtbar. © Amelie Stearns
Ärger über verdeckten Laden: Ingeborg Peters fühlt sich benachteiligt
Einzelhandel
Der Verkaufsstand der Metzgerei Bellendorf verdeckt das Modehaus von Ingeborg Peters in Dorsten. Diese sieht darin ein grundsätzliches Problem und fürchtet um ihre wirtschaftliche Existenz.
Seit 45 Jahren führt Ingeborg Peters ihr Modefachgeschäft in der Recklinghäuser Straße in Dorsten. Doch es wird immer schwieriger, ihre Ware zu verkaufen. Denn regelmäßig stehen große Verkaufswägen vor dem Schaufenster.
Verkaufswägen nur vor dem Modefachgeschäft
Grund dafür sei die Entscheidung der Stadt, den Platz vor dem Modeladen als Stellplatz für Verkaufswagen auszuweisen, erklärt Peters. Und das schon seit längerer Zeit. Zu Stadtfesten steht ein Verkaufsstand vor ihrem Geschäft. Und auch sonst müssen große Verkaufswagen in der Recklinghäuser Straße genau auf dem Platz vor Ingeborg Peters Laden stehen. Denn ein großer Teil der Straße gilt als sogenannter Feuerwehrstellplatz - und solche Plätze sind freizuhalten, heißt es on der Stadt.
Informiert wurde die Modefachhändlerin erst nach dem Beschluss. Immer wieder habe sie deswegen schon bei den Behörden angerufen, erzählt Peters. Geändert habe sich noch nichts.
Feuerwehrflächen können nicht verändert werden
Die Standflächen für den Brandschutz seien unverzichtbar und wurden mit Feuerwehr und Bauordnungsamt abgestimmt, erklärt Stadtsprecher Ludger Böhne auf Nachfrage der Redaktion. Die Flächen können nicht beliebig getauscht werden. „Diese Standflächen sind bei einem Brandfall unverzichtbar, um nötigenfalls Menschen aus den oberen Geschossen und insbesondere den ausgebauten Dachwohnungen zu retten, die in aller Regel über keinen anderen Rettungsweg als ein Dachfenster verfügen“, so Böhne. Die Zahl dieser Stellflächen sei auf das notwendige Minimum begrenzt worden.
„Zwischen den Stellflächen ergeben sich die verfügbaren Aktionsflächen für Markt- und Feststände sowie für temporäre Verkaufswagen umliegender Geschäfte“, erklärt der Stadtsprecher
Derzeit wird der Stellplatz vor dem Modehaus Peters genutzt. Aufgrund der Umbauarbeiten der Fleischerei Bellendorf verkauft diese ihre Ware an einem Verkaufswagen vor dem Modehaus Peters.
Der Wagen sollte ursprünglich woanders stehen
Dies sei nicht so geplant gewesen, sagt Metzger Josef Bellendorf auf Nachfrage der Redaktion. Der Wagen habe zunächst vor der Apotheke auf der rechten Seite des Geschäfts von Ingeborg Peters gestanden. Das Ordnungsamt habe jedoch darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um einen Feuerwehrstellplatz handele, so Bellendorf. Und auch vor dem leer stehenden Bankinstitut auf der anderen Seite sei es aufgrund des Brandschutzes nicht gestattet, den Wagen aufzustellen. Nur vor dem Modehaus sei dies erlaubt, wurde sowohl Bellendorf und als auch Peters mitgeteilt. Ingeborg Peters macht dem Metzger keine Vorwürfe. Er halte sich ja nur an die Regeln. Sie kritisiert die Stadt.

Der Verkaufswagen der Metzgerei Bellendorf verdeckt das Modehaus Peters auf der gegenüberliegenden Straßenseite. © Amelie Stearns
Es kann jeden treffen
Stadtsprecher Ludger Böhne hingegen betont: „Dieser Umstand kann jeden Geschäftsinhaber treffen, der unmittelbar Anlieger einer solchen Aktionsfläche ist.“ Grundsätzlich sei „eine individuelle und unterschiedliche Betroffenheit durch Infrastrukturen in der Stadtgesellschaft nicht ungewöhnlich“. Zudem liegen die Aktionsflächen auch im öffentlichen Interesse der Stadtbesucher und der Kaufleute, so Böhne. Sie ermöglichen erst die Märkte, Stadtfeste und Außengastronomie.
Ein Modegeschäft lebt von der Sichtbarkeit
Für Ingeborg Peters bedeute die Entscheidung der Stadt indes erhebliche Beeinträchtigungen. Durch die Wagen würde ihr Geschäft verdeckt und sei in der Fußgängerzone nicht mehr zu sehen, erzählt sie.
Am 13. Oktober feiert das Modehaus 45-jähriges Bestehen. Um weiter verkaufen zu können, müsse sich bald etwas ändern, meint Ingeborg Peters. Denn vor allem bei Anlässen, wie dem Altstadtfest oder dem bevorstehenden Herbstfest, profitiere sie von den Festbesuchern.
,,Ein Modegeschäft lebt von der Sichtbarkeit“, unterstützt auch der Vermieter des Modeladens, Martin Przybilla, Ingeborg Peters. Es könne nicht sein, dass es nur einen möglichen Standort vor einem Modegeschäft gibt, so Przybilla. Denn auch in Zukunft würden Händler, die umbauen und auf einen Verkaufswagen ausweichen wollen, aufgrund fehlender Stellflächen diesen vor dem Geschäft von Ingeborg Peters aufbauen. Für den Vermieter bedeute das eine Ungleichbehandlung.