Infoabend nach Amokalarm Wie es an der Neuen Schule in Dorsten weitergeht

Infoabend nach Amokalarm: Wie es jetzt an der Neuen Schule weitergeht
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Mehr als eine Woche liegt der Amokalarm an der Neuen Schule in Dorsten mittlerweile zurück. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte mussten am Mittwoch (22.11.) in den Klassenräumen ausharren. Spezialkräfte der Polizei hatten die Schule evakuiert. Am Treffpunkt Altstadt war eine Sammelstelle eingerichtet worden. Noch immer beschäftigt das Geschehene vor allem die Kinder und Jugendlichen sowie deren Angehörige.

Um Transparenz zu schaffen, hatten Schulleitung, Bezirksregierung Münster, Polizei, die Stadt Dorsten und Elternvertreter am Mittwoch (29.11.) zu einem Infoabend eingeladen. Stattgefunden hatte dieser aus Platzgründen in der Aula der Realschule St. Ursula.

Da sich die Veranstaltung vor allem an die Eltern und Angehörigen der betroffenen Schülerinnen und Schüler der Neuen Schule gerichtet hat, war kein Mitglied dieser Redaktion vor Ort. Stattdessen schildert Stadtsprecher Ludger Böhne Details. Zwei Fragen hätten besonders im Fokus gestanden: Was ist passiert? Und: Wie geht es an der Neuen Schule weiter?

Eine offene Fragerunde hat es nicht gegeben. Stattdessen konnten und können weiterhin Fragen eingereicht werden, die dann im Nachgang ausführlich per Elternbrief beantwortet werden sollen.

Amokalarm: Ablauf der Ereignisse

Das Wichtigste vorab: Eine reale Gefahr für Leib und Leben habe zu keiner Zeit bestanden, so Schulleiterin Susanne Bender. Gemeinsam mit Kriminaldirektor und Einsatzleiter Jürgen Dekker von der Polizei Münster erklärte sie, wie sich die Ereignisse des Tages entwickelt haben: Gegen 9.30 Uhr sei ein Drohanruf mit Computer-verstellter Stimme im Sekretariat eingegangen. Dementsprechend sei umgehend die Polizei per Notruf informiert worden. So hatte es die Polizei am Mittwochabend auch in ihrer Abschlussmeldung berichtet.

Die Schülerinnen und Schüler der Neuen Schule Dorsten sind von der Polizei aus den Klassenräumen hinaus und zunächst in die Turnhalle geführt worden.
Die Schülerinnen und Schüler der Neuen Schule Dorsten sind von der Polizei aus den Klassenräumen hinaus und zunächst in die Turnhalle geführt worden. © Guido Bludau (A)

Kurz nach dem Drohanruf habe sich zudem eine Lehrerin an die Schulleiterin gewandt: Eine Schülerin habe eine vermummte Person im Gebäude gesehen. Auch das sei der Polizei gemeldet worden. Auch davon hatte die Polizei in ihrer Mitteilung berichtet. Wegen der unklaren Sicherheitslage sollten alle Türen verschlossen werden und alle Personen in den Räumen bleiben.

Die Kombination aus dem Drohanruf und der Sichtung einer vermummten und unbekannten Person hätten dann dazu geführt, dass die Polizei in Münster die Einsatzleitung übernommen habe. Diese sei eine von sechs Behörden in NRW, die für solche Szenarien ausgebildet ist. Von allen beteiligten Behörden sei dann der Treffpunkt Altstadt als Sammelpunkt festgelegt worden.

Parallel dazu hat die Polizei die Schule geräumt. Es sei festgestellt worden, dass sich keine fremde Person in der Schule aufgehalten habe. Danach seien alle Schülerinnen und Schüler vor dem Transfer zum Treffpunkt Altstadt registriert worden.

Einsatzleiter Jürgen Dekker erklärt: „Wir wollten genau wissen, wer ist da, wer fehlt. Und auch das hat Zeit gebraucht.“ Aus Sicht des Einsatzleiters sei der Einsatz „wie im Lehrbuch“ abgelaufen. Als „absolut vorbildlich“ bezeichnete er die Reaktion der Schule, der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler sowie der Angehörigen.

Fragen zu Verdächtigen unbeantwortet

Am Abend nach der Amokdrohung hatte die Polizei eine 14-Jährge verdächtigt, den anonymen Anruf getätigt zu haben. Auf weitere Informationen zu Verdächtigen und dem Tatmotiv mussten die Anwesenden beim Elternabend verzichten. Der Grund: Die Ermittlungen und Auswertungen liefen noch und könnten sich täglich ändern, so Einsatzleiter Jürgen Dekker.

Für Aufsehen hatte am Tag der Amokdrohung zudem ein Video bei Social Media gesorgt, bei dem zwei Jugendliche mit einem angeblichen Messer hantiert hätten. Bereits kurz nach dem Einsatz hatte die Polizei jedoch bilanziert, dass das Video bzw. die beteiligten Jugendlichen nicht im Zusammenhang mit der Amokdrohung gestanden hätten.

Konsequenzen für die Neue Schule

Wie es an der Neuen Schule weitergeht, erklärte Matthias Schmied, Leiter der Schulabteilung der Bezirksregierung Münster. Zunächst sei sicher, dass die Tatverdächtigen bis zu den Weihnachtsferien nicht am Präsenzunterricht teilnehmen. Jeder Einzelfall werde von Schule und Bezirksregierung betrachtet, wenn weitere Ermittlungsergebnisse vorliegen. Dann entscheide sich, welche weiteren Maßnehmen „richtig und angemessen“ seien. Schmied warnte zudem vor Vorverurteilungen.

Eine positive Nachricht für die Neue Schule verkündete Dorstens Schuldezernentin Nina Laubenthal. Demnach bekomme die Schule eine zusätzliche Sozialarbeiterstelle. Die Ausschreibung sei vorgezogen worden und gebe bereits zwei Bewerbungen. Laubenthal rechne mit einer kurzfristigen Besetzung.

Diese Einstellung sei ein erster konkreter Schritt, um Gewalt an der Neuen Schule präventiv zu begegnen. Denn, da waren sich alle Beteiligten einig: Zunehmende Gewalt sei ein zentrales Thema, das jede Schule betreffe. Die Amokdrohung und der entsprechende Großeinsatz sowie zwei vorausgegangene Einsätze der Polizei hätten zudem Auswirkungen auf den Ruf der Schule, sagte Leiterin Susanne Bender.

Dieser werde leider von Gerüchten und Fehlinterpretationen geprägt. Dennoch wolle man auch zukünftig bei Fehlverhalten der Schülerinnen und Schüler die Polizei rufen. „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig“, so der Pflegschaftsvorsitzende Matthias Schütze.

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