Industriegebiet Schwatter Jans 500 Jobs für Marl und Dorsten - doch es gibt Hürden

Industriegebiet Schwatter Jans soll Marl und Dorsten 500 Jobs bringen
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In Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Dorsten will die Stadt Marl das Industriegebiet „Schwatter Jans“ planen und entwickeln. Bis zu 500 Arbeitsplätze sollen dort entstehen, wenn möglich auch in zukunftsweisenden Technologie-Branchen wie E-Mobilität und Wasserstoff.

„Wir müssen die Menschen aus der Arbeitslosigkeit holen, das steht an erster Stelle“, sagt Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke angesichts von aktuell 9,6 Prozent Beschäftigungslosigkeit in Marl. Bis das Industriegebiet Realität ist, müssen Marl und Dorsten aber noch eine Reihe von Hürden überwinden. Wir zählen sie auf:

Noch sieht man südlich des Restaurants "Zum Schwatten Jans" Acker und Wald. In zwei Jahren wollen die Städte Marl und Dorsten dort ein Gewerbegebiet schaffen.
Noch sieht man südlich des Restaurants "Zum Schwatten Jans" Acker und Wald. In zwei Jahren wollen die Städte Marl und Dorsten dort ein Gewerbegebiet schaffen. © Heinz-Peter Mohr

  • Das Eigentumsrecht:
    Der Großteil der mehr als 30 Hektar großen Fläche südlich des Restaurants „Zum Schwatten Jans“ gehört einem mit dem Bergbau verbundenen Unternehmen. Es ist verkaufsbereit - anders als einzelne Privateigentümer. Sie sind zwar gesprächsbereit, wollen aber ihre Einfamilienhäuser nicht aufgeben, ihre Grundstücke nicht veräußern. Ihr Umzug könnte mit Mitteln von EU und Land gefördert werden. Aber wo gibt es vergleichbaren Wohnraum, wo sonst blicken Anwohner auf ein Wäldchen!? Wenn es keine Einigung mit den Anliegern gibt, werden sie am Schwatten Jans wohnen bleiben. Beide Städte wollen trotzdem versuchen, die Flächen zu vermarkten.
  • Die Finanzierung:
    Kauf, Erschließung und eine Machbarkeitsstudie werden Millionen kosten. Die Marler Wirtschaftsförderung rechnet mit Fördermitteln. Der Rat gab ihr den Auftrag, bei der EU einen Förderantrag zu stellen. Doch die beiden verschuldeten Städte Marl und Dorsten müssen in das Industrie-Projekt, das keine Pflichtaufgabe ist, Mittel aus ihrem Haushalt investieren. Ihr Eigenanteil liegt bei zehn Prozent. Für die Ausgaben brauchen sie die Einwilligung des Landrats.
  • Natur- und Umweltschutz:
    Im Flächennutzungsplan soll das Industriegebiet als gewerbliche Baufläche dargestellt werden - wie im Regionalplan. Allerdings gibt es dort ein Wäldchen mit wertvollen Buchen und Eichen. Wie viele davon abgeholzt werden müssen, bleibt offen. Auf dem Plan ist erkennbar, dass um eine Waldfläche herumgebaut werden soll. Das Industriegebiet Schwatter Jans soll „so umweltverträglich wie möglich entwickelt“ werden, sagt der Wirtschaftsförderer: „Aber ganz ohne Eingriffe kann kein Industriegebiet realisiert werden. Wenn man Arbeitsplätze haben will, muss man in die Landschaft eingreifen.“ Außerdem kann es in einem Industriegebiet mehr Staub, Lärm und Geruch als in einem normalen Gewerbegebiet geben.
  • Der Zeitdruck:
    Bis September 2026 muss ein Drittel der Kosten angelegt werden, sagt Manfred Gehrke auf Nachfrage. Die Stadt hat also für die Planung und Entwicklung nicht unbegrenzt Zeit. Die Öffentlichkeit soll früh beteiligt werden.