Fotos und Geschichten Historie eines besonderen Dorstener Wohnviertels wird aufgearbeitet

Historie des Wohnquartiers Stadtsfeld soll aufgearbeitet werden
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Das eine Bild zeigt von oben die Bochumer Straße mit einigen wenigen Häusern im Vordergrund. Das andere vorne die frühere Feldmärker „Hähnchenfabrik Koch“. Auf beiden Luftbildern ist im Hintergrund ganz viel freie Fläche zu sehen: Äcker und Wiesen.

„Viel mehr alte Foto-Dokumente von diesem Teil Dorstens gibt es bislang im Stadtarchiv und in Publikationen leider nicht“, sagt Martin Köcher, Leiter des Stadtarchivs. Aber das soll sich nun ändern - und da können Dorstener gerne eine Menge zu beitragen.

Die „ganz viel freie Fläche“ befindet sich im „Stadtsfeld“, also im Dorstener Stadtteil Feldmark. Und sie ist inzwischen seit Jahrzehnten bebaut: Von den 1970ern- bis zu den 1990er-Jahren ist hier das „Komponisten-Viertel“ entstanden - die 25 Straßen dort tragen nämlich Namen von B wie Bach bis W wie Wagner.

Telemannweg
Damalige Aufnahme von Bauarbeiten am Telemannweg. © Privat

Inzwischen ist das einstige Neubaugebiet in die Jahre gekommen. Grund genug für die „Ideenfabrik Stadtsfeld“, die Geschichte ihrer vor aus vielen Ein-, aber auch einigen Mehrfamilienhäusern bestehenden Siedlung (samt Kita „Arche“ mittendrin) aufzuarbeiten. „Deswegen würden wir uns freuen, wenn uns heutige und frühere Anwohner alte Foto-Dokumente vor allem aus der Entstehungszeit unseres Viertels zur Verfügung stellen würden“, sagt Gerd Jendrzey.

Der Sprecher der Ideenfabrik knüpft mit seinen Mitstreitern mit diesem Geschichts-Projekt an Vorgänger-Aktionen an, die das Viertel rund um den dortigen Rossini-Platz in den vergangenen Jahren in kultureller, sozialer und ökologischer Hinsicht aufgewertet haben.

Jendrzey selbst gehört zu denjenigen, die Mitte der 1980er-Jahre ihren Traum vom eigenen Häuschen auf dem früheren „Bauernland“ im Dreieck Marler Straße/Bochumer Straße/Schölsbach verwirklichten.

Johannes Götte, Martin Köcher und Gerhard Jendzrey mit Aktenordnern
Johannes Götte, Martin Köcher und Gerhard Jendzrey (v.l.) bereiten das Stadtsfeld-Geschichtsprojekt vor. © Michael Klein

Allerdings: Er selbst hat in seinen Familienalben nur wenige Bilderschätze, die die damaligen Neubauaktivitäten zeigen. „Damals hat man eben längst nicht so viel fotografiert wie heutzutage mit dem Handy“, sagt er: „Aber vielleicht hat ja der eine oder andere Anwohner etwas mehr in seinen Fotokisten.“

Die Organisation des Projekts übernimmt mit Johannes Götte ein leidenschaftlicher Dorstener „Hobby-Historiker“. Wer interessante Fotos hat, kann sich ab dem 21. Oktober bei ihm melden (Tel. 0160-95444500 oder per Mail: johannes.goette@gmx.de). „Man kann zu mir kommen, um die Fotos zu scannen, ich fahre aber auch zu den Leuten raus, um sie abzufotografieren“, kündigt er an. „Die Stadt bereitet eine Bescheinigung vor, dass das Nutzungsrecht auch für das Stadtarchiv und für historische Arbeiten gilt.“

Broschüre geplant

Die Fotos sollen nämlich - neben einer Karte aus dem Siebenjährigen Krieg, als die von den Franzosen besetzte Stadt im Stadtsfeld von Angreifern belagert worden war - zum einen in einer 48-seitigen Broschüre erscheinen, zum anderen wechselweise mit informativen Hinweisen an der Info-Tafel der Ideenfabrik am Rossiniplatz angebracht werden.

„Vorab werden wir Interessierte aber auch noch zu Vorbereitungstreffen im Bürgerbahnhof einladen, um das Projekt vorzustellen und weitere Hinweise zur Stadtsfeld-Geschichte zu sammeln“, so Jendrzey. Denn auch „Geschichten“ soll der Sammelband enthalten.

Alte Luftaufnahme
Vorne die alte Hähnchenfabrik Koch und die Bochumer Straße, im Hintergrund die Felder, auf denen heute Teile des „Komponisten-Viertels" Stadtsfeld stehen. © Stadtarchiv

Besonders erpicht sind die Macher dabei auch auf Infos zu den ursprünglichen Planungen im Stadtsfeld: Ende der 1960er-Jahre wollte der „Baulöwe“ Josef Kun dort mit Zustimmung des Rates mehrere 24-geschossige Hochhäuser errichten. Die Planungen waren soweit gediehen, dass mit dem Bau begonnen werden konnte. Der Konkurs des Baulöwen 1973 mit 560 Millionen DM Gläubigerforderungen vereitelte glücklicherweise diese Beton-Monster.

2000 Euro Landesförderung

Für das Projekt hat die Ideenfabrik 2.000 Euro aus der Landes-Förderinitiative „Heimatscheck“ erhalten. Hilfreich war dabei auch, dass es einen Bogen von der Vergangenheit in Gegenwart und im Zukunft schlägt. Vor dem Hintergrund der „Dorstener Erklärung“ zum Thema „Respekt“ werden in der Broschüre in Form von knappen Interviews auch Ehrenamtliche zu Wort kommen, die ihr Engagement vorstellen.