Corona habe deutlichen Druck auf Unternehmen ausgeübt, sich stärker mit dem Internet zu beschäftigen, sagt Lena Majnaric, Referentin der IHK für Handel, Dienstleistung, Planung und Stadtentwicklung, die für die Emscher-Lippe-Region, also den Kreis Recklinghausen, Bottrop und Gelsenkirchen zuständig ist. Früher habe man davon gesprochen, dass sich Kaufkraft auf die grüne Wiese verschiebe: „Heute verschiebt sich Kaufkraft auf die digitale Wiese.“ Jeder sechste, im Einzelhandel ausgegebene Euro, landet im Netz.
Dorsten ist die erste Stadt der Emscher-Lippe-Region, deren City-Monitor-Ergebnisse in der Nach-Corona-Zeit vorgelegt werden. Im Sommer 2022 wurde im Sommer geprüft, wie sichtbar die Unternehmen der Innenstadt (inklusive Alleestraße sowie westlich des Westwalls und östliche des Ostwalls) im Internet sind.

Dabei ging es um Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistung und Handwerksbetriebe in Erdgeschoss-Lage, also nicht um Anwaltskanzleien oder Arztpraxen. Und auch nur um Betriebe, die regional aktiv sind, also in NRW. Insgesamt waren dies in der Dorstener Altstadt 153 (von 223 erfassten Betrieben).
76 Prozent der erfassten Betriebe haben eine eigene Internetseite - was leicht über dem bundesweiten Durchschnitt von 69 Prozent liegt. Von den regional tätigen Betrieben sind es aber nur 66 Prozent mit eigener Internetseite. Immerhin seien fast alle der geprüften Seiten für Smartphones geeignet (responsiv), so Majnaric.
Potenzial bei Gastrobranche
Vor allem die Dienstleister der Altstadt sind mit mehr als acht von zehn Betrieben mit eigener Seite im Netz. Potenzial sieht die IHK noch bei Gastrogewerbe und Handwerk. „Die Speisekarte im Netz“ sei etwa für viele Kunden wichtig, so Majnaric, die mindestens einen Business-Eintrag bei Google empfiehlt. Dort findet man im Schnitt bei rund neun von zehn Unternehmen der Innenstadt einen Eintrag.
31 Prozent der regional aktiven Einzelhändler der Dorstener Innenstadt haben einen eigenen Webshop. Rechnet man die bundesweit tätigen Filialisten und Handelsmarken dazu sind es 52 Prozent. Das ist deutlich über dem Bundesschnitt.
Oft bei Facebook zu finden
Bei Social Media sind etwa 64 Prozent der Unternehmen der Dorstener Innenstadt zu finden. Die regional aktiven Firmen nur zu 58 Prozent. Meistens ist es ein Facebook-Account. Facebook wird vor allem vom Gastgewerbe und Handwerk genutzt. Besonders Einzelhandel und Dienstleistungsanbieter sind bei Instagram aktiv, wo die Hälfte aller Unternehmen der Innenstadt einen Kanal hat.
Bei Social Media liegen die Dorstener Werte insgesamt unter dem Bundesdurchschnitt. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt Majnaric. Bei Instagram sind die Dorstener Betriebe allerdings über dem Schnitt. Beim Gastrogewerbe sieht Majnaric aber immer noch „Luft nach oben“. Weitere Plattformen wie Pinterest, YouTube oder TikTok spielten noch keine große Rolle. Auch eine eigene App hätten erst drei Unternehmen.
Unterstützungsangebot
Die IHK biete Unterstützung: etwa Webinare für Händler, Ausbildungen in E-Commerce oder Weiterbildungen in Social Media. Majnaric sagt allerdings auch, dass es in Dorsten im Vergleich zu anderen Städten eher ein „Luxusprobleme“ in der Innenstadt gebe. Die sei nämlich attraktiv. „Kleinere Randbereiche, wo es kriselt, hat jede Gemeinde.“ In Dorsten gebe es noch viel inhabergeführten Einzelhandel und einen „schönen Marktplatz mit gastronomischen Angeboten“.
Bürgermeister Tobias Stockhoff betont, dass es nicht eine Digital-Strategie für alle Unternehmen gebe. Im Gespräch mit Unternehmern höre er ab und zu: „Wenn meine Zahlen noch stimmen, warum soll ich mich damit beschäftigen?“ Manche setzten stark auf Stammkunden oder Beratung. Einige Unternehmen wie etwa „Silk & Magnolia“ oder das „Rostfleckhaus“ machten aber vor, dass man Kunden aus dem weiteren Umfeld etwa über Instagram anlocken könne.
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