Mischling Kap hat eine ganz feine Nase Hund aus Dorsten erschnüffelt sogar Wasserleichen

Mischling Kap hat eine feine Nase und erschnüffelt sogar Wasserleichen
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Der dreijährige Kap hat ein besonderes Talent: Seine Nase ist selbst für einen Hund außergewöhnlich gut. Nicht nur der Besuch wird ausführlich beschnuppert, sondern auch jeder Tennisball im Garten oder jeder Golfball am Strand entdeckt. „Warum so ein Talent nicht nutzen?“, dachte sich seine Besitzerin Marion Wietholt.

Im Januar 2022 hat Kap den Weg aus dem Bielefelder Tierheim zu Marion nach Dorsten-Lembeck gefunden. Kap wurde mit nur einem halben Jahr in Bielefeld aufgelesen. „Er war total abgemagert, voller Würmer und musste erst mal aufgepäppelt werden“, erinnert sich Marion Wietholt.

Hund Kap und Frauchen Marion Wietholt aus Dorsten
Durch die Profi-Nase von Kap ist auch Marion Wietholt jetzt Mitglied beim DLRG. © Alexandra Schlobohm

Die Dorstenerin war mit ihren drei Hunden, die sie vor Kap hatte, besonders im Hundesport Agility und Rallye Obedience aktiv. Mit ihrem neuen Begleiter Kap wollte sie ebenso aktiv sein.

Schnell stellte sich heraus, dass der Mischling viel und vor allem gerne mit seiner Nase arbeitet. „Weil er da sehr interessiert ist, habe ich dann an die Rettungshundearbeit gedacht“, sagt die 48-Jährige.

Unterstützung bei Wasserunfällen

Dann ist sie auf die nächstgelegene Rettungshundestaffel des DLRG in Bocholt aufmerksam geworden. „Wasser ist mein Element. Ich bin gerne irgendwo im Wasser“, ergänzt sie.

Die Ausbildung zur Wasserortung passte daher zur Besitzerin als auch zum Hund wie die Faust aufs Auge. „Ich habe halt überlegt, was machen wir jetzt nasentechnisch, und die Rettungshundearbeit hat mich schon immer fasziniert und interessiert“, sagt Marion Wietholt.

Eineinhalb Jahre haben die beiden die Ausbildung zur Wasserortung durchlaufen. Anfang Oktober haben sie die Prüfung erfolgreich bestanden und sind nun eins der fünf Teams beim DLRG Bocholt, das zur Personensuche auf dem Wasser eingesetzt werden kann. Ihr Einsatzgebiet ist groß: so gab es zum Beispiel schon Alarmierungen am Biggesee im Sauerland.

Suchgebiete eingrenzen mit Spürnase

Doch was macht ein Wasserortungshund genau? Mit seiner besonderen Spürnase kann der Vierbeiner menschliche Gerüche orten. „Der Hund ist in der Lage, die Fläche vom Boot aus abzusuchen“, erklärt Marion Wieholt.

Dabei fährt das Team über das Gewässer und Kap gibt seinem Frauchen immer ein Zeichen, wenn er etwas riecht. Marion Wietholt dokumentiert diese Stelle mit einem GPS-Gerät und wertet das Raster im Anschluss aus. So kann das Suchgebiet auf einen Radius zwischen 10 und 50 Metern eingegrenzt werden.

Kap kann mit seiner Nase menschliche Gerüche bis zu 50 Meter Wassertiefe entdecken. Dadurch wird die Arbeit der Taucher erleichtert und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die vermisste Person gefunden wird.

Jedoch in den meisten Fällen nicht mehr lebend. „Es ist unrealistisch, dass wir die Personen noch lebend bergen können, wenn wir da ankommen. Es ist leider so“, erklärt die Expertin. Verschiedene Faktoren wie eine starke Strömung, eine geschlossene Eisdecke oder starke Gewitter mit heftigen Niederschlägen und Sturm machen eine Wasserortung für Hunde schwer bis unmöglich.

Dem gegenüber steht jedoch der enorme Nutzen, wenn die Gegebenheiten passen: Kap und Marion Wietholt können innerhalb von 45 Minuten 40.000 Quadratmeter Wasserfläche absuchen.

Zahl der Verunglückten steigt

Wie wichtig die Arbeit von Marion Wieholt und Kap ist, zeigt eine neue Statistik des DLRG. Die Zahl ist alarmierend: In Deutschland sind in diesem Sommer mindestens 353 Personen in Gewässern tödlich verunglückt. Das sind rund 75 mehr als im vergangenen Jahr, teilt der DLRG mit. „Zu diesem Zeitpunkt sind es so viele wie seit fünf Jahren nicht“, heißt es.

„Diese traurige Entwicklung zeichnete sich zur Mitte des Sommers bereits ab. Im heißen August sind dann nochmals deutlich mehr Menschen ertrunken als im Jahr davor“, berichtete DLRG-Präsidentin Ute Vogt und ergänzte: „Trotz aller Appelle und zahlreicher mahnender Beispiele waren Leute beim Baden und bei Wassersportaktivitäten immer wieder nicht vorsichtig genug.“