Das freistehende Einfamilienhaus aus den 1930er-Jahren liegt in der Dorstener Altstadt - genauer gesagt an der Goethestraße unweit des Amtsgerichts. 194 Quadratmeter Wohnfläche mit sechs Zimmern auf drei Etagen und 406 Quadratmeter Grundstücksfläche gehören dazu.
Von außen fällt das Haus in der Wohnsiedlung nicht unbedingt auf - drinnen wähnt man sich hingegen fast in einem Musterhaus. Und das liegt nicht nur daran, dass das Haus regelmäßig renoviert und modernisiert wurde. Das Geheimnis heißt: „Home Staging“. Das Haus wird dabei professionell durch Einrichtung in Szene gesetzt.
Damit soll natürlich das manchmal begrenzte Vorstellungsvermögen unterstützt und das Kaufinteresse erhöht werden. „Vielen Käufern fehlt die Fantasie“, sagt Makler Marco Nussbaum (FALC Immobilien Dorsten). Ist eine Immobilie nicht mehr bewohnt und sind die Räume leer, falle es vielen bei einer Besichtigung schwer, sich die mögliche Nutzung und Einrichtung von Räumen vorzustellen.

Dabei gehe es auch um das „Entpersonalisieren“ und „Neutralisieren“, sagt Nussbaum. Das heißt nicht nur, dass persönliche Gegenstände (etwa Familienfotos) vor der Besichtigung entfernt werden, sondern auch Dinge, wie beispielsweise eine Engelchen-Sammlung oder ein alter Orientteppich, gegen eine helle, leichte Einrichtung getauscht werden, die den Geschmack möglichst vieler Menschen trifft.
Profi beauftragt
Für das Home Staging im Haus an der Goethestraße hat Nussbaum einen Profi beauftragt: Beate Schmidt aus Moers. Helle Farbtöne bei der Inneneinrichtung, ein sparsam eingesetzter Grün-Ton, der sich in Bildern und Accessoires wiederfindet und viele kleine Details lassen nach ihrem Einsatz die Räume jetzt deutlich wohnlicher wirken als leere Zimmer.

Dabei werden auch kleine Tricks eingesetzt, wie man im Schlafzimmer im Obergeschoss beobachten kann. Auf den ersten Blick steht dort ein gemütliches „Bett“, bei dem man aber sein blaues Wunder erleben würden, wenn man sich darauf fallen lassen würde. Marco Nussbaum hebt die Bettdecke an einer Seite an und zeigt, dass das „Bett“ nur aus Umzugskartons, einer darauf gelegten Luftmatratze sowie Bettdecke und Kissen besteht.

Zu aufgeräumt
Grundsätzlich möglich wäre zum Beispiel laut Nussbaum auch, eine komplette Küche mit Papp-Aufstellern zu simulieren. Doch die im Haus verbaute Küche ist tatsächlich echt. Beim Kinderzimmer im Obergeschoss muss auch Nussbaum schmunzeln - denn ein so aufgeräumtes Kinderzimmer, wie von Beate Schmidt inszeniert, dürfte man in der Realität wohl kaum finden.

Im Dachgeschoss mit Wohn-/Esszimmer, Bad und Küche sieht man den Unterschied, den das Home Staging bewirkt: Denn diese Räume sind nahezu leer. Man könne das Dachgeschoss als Büro-Räume nutzen, aber es gebe auch andere Möglichkeiten, sagt Nussbaum.
Im Heizungskeller macht sich das Alter des Hauses bemerkbar: Zwar sind Gasheizung und Warmwasserspeicher aus dem Jahr 2021, aber die „Deckenhöhe“ beträgt nur etwa 1,85 Meter und an den feuchten Wände blättert die Farbe ab. Bis in die 1950er-Jahre habe man keine Abdichtung an erdberührten Bauteilen wie der Bodenplatte oder den Kelleraußenwänden gebaut, sagt Nussbaum. Was seiner Erfahrung nach viele Kunden in ähnlicher Situation machen, um Schimmel zu vermeiden: „Alles auf Palletten ein Stückchen von der Wand entfernt stellen und dort nicht die Wäsche trocknen.“

Nussbaum, der auch Bausachverständiger ist, würde nicht empfehlen, eine umfassende Trockenlegung des Kellers zu starten, um dort eine andere Nutzung zu ermöglichen. Denn das würde schnell eine sechsstellige Summe verschlingen. „Dann kauft man sich ein anderes Haus.“

Eine Regel gilt beim Home Staging. Nussbaum: „Keine Mängel kaschieren!“ Beispielsweise Bilder über Wasserschäden an Wänden zu hängen, geht natürlich nicht. Makler dürfen bekannte Mängel nicht verschweigen, sonst werden sie haftbar.
Was kostet eigentlich ein Home Staging? „Die Kosten bei Standardimmobilien, also insbesondere Einfamilienhäusern, belaufen sich in der Regel auf ein paar tausend Euro inklusive Miete der Möbel für drei Monate“, so Marco Nussbaum. Je nach Objekt und zu erwartendem Provisionserlös gehe sein Team von FALC Immobilien „mindestens in Vorleistung mit den Kosten, bei größeren Umsätzen übernehmen wir die Kosten auch auf eigene Rechnung“.


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