Als "Backofen" empfindet Bernhard von Blanckenburg die Lippestraße in der Altstadt.

Als „Backofen" empfindet Bernhard von Blanckenburg die Lippestraße in der Altstadt. Kurzfristige Abhilfe könnten Beschattungssegel wie in der Stadt Waldshut-Tiengen bringen, glaubt er, hat aber noch weitere Vorschläge. © Berthold Fehmer

Hitze in der Altstadt: „4.000 Bürger sind gesundheitlich gefährdet“

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„4.000 Bürger in der Altstadt sind potenziell gesundheitlich gefährdet“, sagt Bernhard von Blanckenburg angesichts der Hitzewelle. Seine Konzepte könnten kurz- und langfristig helfen.

Dorsten

, 19.07.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bernhard von Blanckenburg, den die meisten als ehemaligen Stadtförster und Leiter des Forstbetriebsbezirks Dorsten kennen dürften, hat sich nach dem Ruhestand intensiv mit dem Klima in der Altstadt beschäftigt. Auch weil er selbst seit 1994 in der Altstadt wohnt - mittlerweile in der Ursulastraße. „Sobald Sie den Schatten verlassen, ist es kaum erträglich“, sagt er über die derzeit heißen Tage. Bei 38 bis 40 Grad müsse man aufpassen, „dass man nicht sehr schnell einen Kollaps bekommt“.

Wenige großkronige Bäume finden sich in der Altstadt - etwa am Franziskanerkloster. Mehr große Bäume wünscht sich Bernhard von Blanckenburg, um heiße Sommer abzufedern.

Wenige großkronige Bäume finden sich in der Altstadt - etwa am Franziskanerkloster. Mehr große Bäume wünscht sich Bernhard von Blanckenburg, um heiße Sommer abzufedern. © Berthold Fehmer

Doch Schatten ist rar gesät. Es gebe viele vegetationslose Bereiche in der Altstadt. Bernhard von Blanckenburg: „Die überwiegenden Materialien sind Beton, Ziegel und Pflaster.“ Es gebe nur sehr wenige großkronige Bäume, etwa im Bereich der Agathakirche oder am Franziskanerkloster. „Das würde ich mir wünschen für die gesamte Altstadt.“

Klimaschutzpreis 2020 für Vorschläge

Welche Potenziale es dafür gibt, mehr Vegetation in die Altstadt zu bringen, hat er in einem Konzept beschrieben, für das der 70-Jährige 2020 den Klimaschutzpreis erhalten hat - ausgelobt durch die Stadt und Westenergie.

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Bernhard von Blanckenburg schaut gerne in andere Städte, die das Thema seiner Meinung nach besser gelöst haben als Dorsten. In Frankreich werde Fassadenbegrünung getestet, die nicht aus dem Boden wachse, sondern das Wasser aus dem Haus erhalte. An der Technischen Hochschule in Aachen sei eine Textilfassade konstruiert worden, die sehr gut gegen Hitze dämme. In der Stadt Kassel wurden ab 1982 zur „documenta“ 7.000 Eichen gepflanzt: „Eine unschätzbar wertvolle Sauerstoffquelle in der Innenstadt.“

„Backofen Lippestraße“

„Ich brauche frische Luft“ und „Wir holen den Wald in die Stadt“: Diese Aufsätze schrieb von Blanckenburg bereits für den Heimatkalender. Im Dezember soll darin ein Aufsatz mit dem Titel „Backofen Lippestraße“ erscheinen. Die dort gepflanzten Bäume würden auch in einigen Jahren keine breiten Kronen entwickeln, weiß von Blanckenburg als ehemaliger Förster. „Es wird dramatischer“, sagt er über zukünftige Sommer: „Wir müssen uns jetzt um die Sachen kümmern.“ Das sei kein Vorwurf und keine Anklage gegen die bisherige Stadtplanung, betont er.

Was könnte die Stadt kurzfristig gegen die Hitze in der Altstadt unternehmen? Bernhard von Blanckenburg verweist auf die Stadt Waldshut-Tiengen, wo Beschattungssegel aufgehängt wurden. „Darin wurden sogar Kunstwerke eingeflochten, sodass es die Stadt aufhübscht.“ Das Laufen in der Fußgängerzone werde sofort erträglicher. Schließlich sei es ja auch jedes Jahr möglich, eine Weihnachtsbeleuchtung in der Altstadt aufzuhängen, gibt von Blankenburg zu bedenken.

Flachere Dächer, weniger Steingärten

Für eine längere Zeitachse, vielleicht 30 oder 50 Jahre, hat er weitere Ideen. Mehr großkronige Bäume, die natürliche Beschattung bringen würden. Um Vorgärten zu entsiegeln, zahle die Stadt Goch beispielsweise 2.000 Euro, wenn Steingärten aufgehoben würden. Auch andere Dachformen wünscht sich von Blanckenburg, die nicht spitz-, sondern stumpfwinklig und flach seien und Platz für eine Begrünung bieten würden. Auf Photovoltaik müsse man dennoch nicht verzichten, wenn man Module an der Fassade anbringe, so der 70-Jährige. Wichtig sei, das Regenwasser in der Stadt in Zisternen zu sammeln.

„Wir brauchen unbedingt ein Hitzeschutzkonzept“, regt von Blanckenburg an. Viele Einzelmaßnahmen könnten ein sinnvolles Ganzes ergeben. Um den Wasserbedarf für die Vegetation der Altstadt zu gewährleisten, schlägt er vor, dass die Stadt sich Wasserkontingente aus Lippe und Rapphoffs Mühlenbach sichern solle.

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