Heftig gerungen wird vor und hinter den politischen Kulissen Berlins derzeit um das Gebäudeenergiegesetz, auch „Heizungsgesetz“ genannt. Für Aufregung hatte der ursprüngliche Plan gesorgt, dass in Bestandsgebäuden ab 2024 nur noch Heizungen eingebaut werden dürfen, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Davon ist die Ampelregierung abgerückt. Stattdessen soll dies erst Pflicht werden, wenn die „kommunale Wärmeplanung“ vorliegt, was spätestens bis 2028 überall der Fall sein soll. Geregelt werden soll das im Wärmeplanungsgesetz. Zunächst sollen Kommunen erfassen, wie jedes Haus im Ort geheizt wird. Dann sollen mögliche Einsparungen aufgezeigt werden und wie die Heiz-Infrastruktur in Zukunft klimaneutral funktionieren soll.
Warten auf das Gesetz
Gibt es so eine kommunale Wärmeplanung schon in Dorsten? Um es kurz zu machen: Nein. Stadtsprecher Christoph Winkel: „Zunächst gilt es abzuwarten, bis das Gesetz auch auf Landesebene rechtskräftig wird.“ Die Stadt Dorsten in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungen WINDOR sammle derzeit „alles, was es an Inhalten und Daten zu dem Thema gibt“.
Winkel: „Einige andere Länder haben ja bereits die Verpflichtung, kommunale Wärmeversorgungskonzepte zu erstellen. Bislang stellt die Datenerfassung eine besondere Schwierigkeit dar. In NRW gibt es keine zentrale Datenerfassung für die bislang verwendete Heizungsart. Wir gehen davon aus, dass das zugehörige Gesetz hier eine rechtliche Grundlage schafft.“
Nah- und Fernwärmenetze
Eine Wärmepumpe könnte sich beispielsweise für einen Hausbesitzer erübrigen, wenn er an ein Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen wäre. In Marl beispielsweise beziehen Tausende Haushalte Wärme aus dem Chemiepark.
Einen so großen Wärmelieferanten hat Dorsten nicht. Was gibt es bereits an Wärmenetzen? „In Dorsten gibt es zum einen die Kalte Nahwärme. Betreiber ist die Entwicklungsgesellschaft Wulfen“, so Winkel. „Zum anderen werden einige Nahwärmenetze und Insellösungen unterhalten.“ Ob es einen Ausbau gebe, hänge vom Einzelfall ab.
Wasserstoff für die Heizung?
Eine weitere Möglichkeit könnte der Einsatz von grünem Wasserstoff sein. Dorsten soll bekanntlich „Wasserstoff-Knotenpunkt“ werden - 2026 soll die Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn fertig sein. Doch zunächst ist der Wasserstoff für die Stahlproduktion von ThyssenKrupp vorgesehen. Und viele Experten bezweifeln, dass grüner Wasserstoff in den nächsten Jahren in ausreichender Menge und zu geeigneten Preisen zum Heizen von Häusern zur Verfügung stehen kann.
Dass Dorsten mit der kommunalen Wärmeplanung noch nicht so weit ist, muss nicht unbedingt nur ein Nachteil sein. Wenn die Heizung ab 2024 unreparierbar kaputtgeht, sollen die strengeren Regeln des Heizungsgesetzes erst dann gelten, wenn die kommunale Wärmeplanung vorliegt. Ob man sich in der heutigen Zeit noch eine Gasheizung einbauen lassen will (die aufgrund der steigenden CO2-Steuer in Zukunft im Betrieb deutlich teurer werden dürfte), kann der Hausbesitzer dann zumindest noch selbst entscheiden, bis die Wärmeplanung fertig ist.
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