Die Unsicherheit seiner Kunden bekommt Marcel Kroggel, Geschäftsführer der Dorstener Firma Vest Haustechnik, täglich mit. Neben dem aktuellen politischen Gerangel um das Thema Heizung kämen „noch die Fake News aus dem Internet. Das verwirrt die Leute umso mehr“, sagt er. Besonders „die Zielgruppe der Über-60-Jährigen ist sehr aufgeregt“, bestätigt auch Ruth Pettenpohl von der Dorstener Verbraucherzentrale.
Was viele Eigenheimbesitzer in Sorge versetzt, sind natürlich die möglicherweise auf sie zukommenden Kosten. Was, wenn die Heizung künftig ausfällt und nicht repariert werden kann? Noch ist das Gesetz zu dieser Frage nicht verabschiedet, betont Ruth Pettenpohl. Ob in solchen Fällen beispielsweise Über-80-Jährige von der Austauschpflicht auf Erneuerbare Energien ausgenommen werden, ist noch völlig in der Schwebe, weil die SPD diese geplante Regelung kippen möchte. „Als 78-Jähriger hätte man den Schwarzen Peter“, sagt auch Kroggel. „Das ist keine faire Lösung.“

Wärmepumpen müssen individuell für ein Haus ausgelegt werden und fangen preislich bei 28.000 Euro an, inklusive Einbau und Inbetriebnahme. „Durchschnittlich sind es 30.000 Euro, ohne den möglichen Tausch der Heizkörper“, sagt Kroggel. Wenn man so eine Anlage leasen würde, zahle man je nach System 200 bis 500 Euro monatlich je nach Größe und Leistung - zuzüglich der anfallenden Stromkosten für den Betrieb.
„Contracting“
Für ein sogenanntes „Contracting“ arbeitet die Dorstener Firma seit Jahren mit dem Versorgungsunternehmen EWE zusammen, das zum Kauf der Heizungsanlage auf Wunsch der Kunden ein Alternativ-Angebot für eine Miet-Lösung erstellt.
Bei Gasheizungen seien dann Wartungskosten, Reparaturen, Ersatzteile und Schornsteinfeger-Kosten im Vertrag inbegriffen, sagt Kroggel. „Nach der Laufzeit geht die Anlage in den Kundenbesitz über.“
EWE verzichte zudem auf einen Grundbucheintrag. Zum Hintergrund: Da die Heizungsanlage im Haus rechtlich damit im Eigentum des Hauseigentümers steht, versuchen manche Anbieter, sich eine sogenannte Grunddienstbarkeit am Grundstück bestellen zu lassen. Die Verbraucherzentrale rät davon ab.
„Eine ganz faire Geschichte“
„Eine ganz faire Geschichte“, lautet deshalb Marcel Kroggels Fazit. Beim Wärmepumpen-Contracting könne man beispielsweise auch Wartungs- und Service-Intervalle dazubuchen, so hätte man ein „Rundum-Sorglos-Paket“.
Nach 15 Jahren sei eine Heizung abgeschrieben. „Dann ist sie 0 Euro wert“, sagt Kroggel. Leasing-Verträge dürfen laut Verbraucherzentrale aber nicht über längere Laufzeiten als zehn Jahre abgeschlossen werden. Der Kunde könne sich entscheiden, ob er einen Folge-Leasing-Vertrag abschließt, oder die Heizung zum Restwert abkaufe. Eine im Vertrag festgelegte Kaufverpflichtung hält die Verbraucherzentrale übrigens nicht für sinnvoll.
Keine generelle Empfehlung
Eine generelle Empfehlung zum Leasen oder Kaufen mag Marcel Kroggel nicht geben. „Man muss auf die persönliche Situation schauen.“ Vor allem ältere Hausbesitzer, die vielleicht schwerer an Kredite kommen, oder auch solche, die nicht „kreditwürdig“ seien und keine Sicherheiten für einen Kredit vorlegen könnten, „für die ist Contracting interessanter“, sagt Kroggel.
Dem stimmt auch Ramona Mittag, Referentin für Versorgungstechnik bei der Verbraucherzentrale in Düsseldorf, zu. Zum Thema Contracting bei Eigenheimbesitzern ist ihre Meinung: „Für Einzelne ist es eine gute Sache, aber nicht für alle.“ Ihre Empfehlung ist, die Anschaffung einer Wärmepumpe möglichst „selbst in die Hand zu nehmen, weil es üppige Fördergelder gibt. Auf Dauer ist es die günstigste Variante.“ Contracting-Verträge seien „etwas weniger wirtschaftlich, als wenn ich alles selber betreibe“.
Marcel Kroggel bestreitet das nicht. Natürlich wolle der Leasing-Geber verdienen. „Er muss aber auch eventuelle Ausfälle einkalkulieren, vielleicht eine Reparatur nach einigen Jahren Laufzeit.“ Neben den Kosten für Risiko und Service, die man auf den Leasing-Geber auslagere, macht Kroggel noch ein anderes Beispiel auf, das für das Mieten spreche: „Man schont sein Eigenkapital, das man zusätzlich für eine Solaranlage ausgeben könnte.“ Dies sei eine gute Kombination mit einer Wärmepumpe.

Ruth Pettenpohl von der Dorstener Verbraucherzentrale hatte bislang noch keine Kunden-Nachfragen zum Thema Heizung mieten, empfiehlt aber, solche Verträge genau zu lesen. „Wir haben damals schon auf der Bremse gestanden, als es darum ging, Photovoltaik-Anlagen zu mieten.“ Dass man auf die zustehenden Fördergelder verzichte, ist für sie ein Nachteil des Leasings. Andererseits seien Miet-Anlagen in der Regel „schneller verfügbar“.
Marcel Kroggel erwartet, dass das Contracting in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. „Die Stadtwerke bauen das weiter aus.“ Auch Ramona Mittag glaubt, dass das Contracting in Zukunft für Kunden attraktiver wird. Wenn es etwa Komplett-Angebote für Wärmepumpe, Photovoltaik-Anlage, Wallbox und Managementsystem gebe, bei denen der Kunde dann wisse, dass alles kompatibel und aufeinander eingestellt sei. „Das ist im Moment aber noch Zukunftsmusik.“
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