Sanja Swiatalla hilft ehrenamtlich jungen Schülern in Dorsten „Wir profitieren alle!“

Von Kerstin Seifert
Sanja Swiatalla hilft ehrenamtlich jungen Schülern: „Wir profitieren alle!“
Lesezeit

Wenn Sanja Swiatalla (43) um kurz vor zehn Uhr den Schulhof der Grundschule in Dorsten betritt, wird sie meistens schon freudig erwartet. Die Kinder ihres Deutschkurses rennen auf sie zu.

Auch ein paar ehemalige Nachhilfe-Kandidaten und -Kandidatinnen begrüßen sie herzlich. Sie wollen, dass die Erzieherin beim Rektor der Schule ein gutes Wort dafür einlegt, damit sie wieder in ihren Kurs kommen können. Er und sein Kollegium geben die Empfehlung für eine Teilnahme. Doch die Deutschkenntnisse dieser jungen Menschen sind bereits gut genug. Jetzt sind andere an der Reihe.

Sanja Swiatalla ist Frührentnerin und wohnt in einer WG im Dorstener Wohnhaus Im Werth des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Dort leben Menschen mit einer chronischen Alkoholerkrankung.

Stefanie Krücker (l.) und Sanja Swiatalla
Ein gutes Team im LWL-Wohnverbund in Dorsten: Stefanie Krücker (l.) und Sanja Swiatalla © Kerstin Seifert

Fünf Kinder umfasst der einstündige Kurs, den die 43-Jährige betreut. Los geht’s mit einer Begrüßungsrunde, in der die Schülerinnen und Schüler von ihren Erlebnissen seit der letzten Stunde erzählen. Es folgen Spiele, Sprachübungen und jede Menge Spaß.

Die Stimmung ist entspannt. Konflikte gibt es nicht unter den Jungen und Mädchen, die unter anderem aus der Ukraine, Albanien, Indien und der Türkei kommen. Alle sind hochmotiviert bei der Sache.

Ein Beitrag zum Zusammenleben

„Diese Kinder zu unterstützen, bereitet mir eine unglaubliche Freude“, so Sanja Swiatalla. Auch mit den anderen Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtlern versteht sie sich sehr gut. Man habe sich auch schon außerhalb der Schule zum Kaffeetrinken verabredet. Aufgrund ihrer Erkrankung ist die Dorstenerin in Frührente. Trotzdem sei es ihr wichtig, einen Beitrag zu einem gelingenden gesellschaftlichen Zusammenleben zu leisten.

Im Wohnhaus im Werth erhalten Menschen, die als Folge einer Suchterkrankung unter körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen leiden, Unterstützung auf dem Weg zurück ins Leben. Dabei bietet das multiprofessionelle Team den Bewohnerinnen und Bewohnern die Möglichkeit einer tagesstrukturierten Beschäftigung mit dem Ziel, später in ein geschütztes Arbeitsverhältnis zu wechseln, wenn das möglich ist. Das Wohnhaus im Werth ist dem LWL-Wohnverbund in Marl-Sinsen angegliedert.

Etwas Positives bewirken können

Für sich sehe sie hierbei ebenfalls positive Aspekte, so die Frührentnerin. „Im Wohnheim Im Werth helfen mir das Team und meine Bezugsperson Stefanie Krücker dabei, abstinent zu bleiben. Aber durch diese Kurse habe ich das Gefühl, auch selbst etwas Positives bewirken zu können. Das gibt mir zusätzlich Halt.“

Sanja Swiatallas Freude an ihrem Ehrenamt ist offensichtlich ansteckend. Seit einiger Zeit engagiert sich auch ihr Vater, ein ehemaliger Grundschullehrer, in den Deutschkursen. So haben die beiden jetzt eine gemeinsame Aufgabe. Das verbindet. „Wir profitieren alle“, bringt es die tatkräftige Frau auf den Punkt.