Trauer um „Grande Dame“ der Dorstener Kneipenszene Erika Könning ist tot

„Grande Dame“ der Dorstener Kneipenszene, Erika Könning, ist tot
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Wenn anderswo nichts mehr ging, ging man zu „Könning“. Das galt über Jahrzehnte für viele Dorstener Kneipengänger, denn eine Sperrstunde gab es bei Könning nicht. Hinter dem Tresen stand bis in die frühen Morgenstunden die resolute Wirtin, deren Kneipe immer etwas Verrufenes anhaftete.

Der Anfang war steinig: Erika Könning, gebürtig aus dem Erzgebirge, war in den 1960er-Jahren mit ihrem Mann von Marl nach Dorsten umgezogen und hatte in Holsterhausen eine Kneipe gepachtet.

Die lief so gut, dass die Mutter von drei Kindern beschloss, ihr eigenes Haus mit Kneipe an der Freiheitsstraße zu bauen. Während dieser Phase starb ihr Mann, doch Erika Könning schaffte es, ihre neue Kneipe zur Institution im Dorstener Nachtleben zu machen. Leicht sei es nicht gewesen, sich in der Männerwelt zu behaupten, sagte sie Jahrzehnte später.

Die Gaststätte Könning in Dorsten.
Die Gaststätte "Könning" ist in der Corona-Zeit geschlossen worden. © Berthold Fehmer

Dass Erika Könnings Kneipe, die im Volksmund auch „Punica-Oase“ betitelt wurde, immer ein gewisser Ruf vorauseilte, hatte zunächst wohl viel damit zu tun, dass sie statt einer Kegelbahn, die ihrer Meinung nach nichts eingebracht hätte, lieber bunte Lampen in der Kneipe einbaute. Blaue, grüne und viele rote. Manche Dorstener unterstellten der Kneipe eine Nähe zum Rotlichtmilieu. „Alles Blödsinn, nur Gerüchte“, sagte Erika Könning, als sie 2011 ihren 80. Geburtstag feierte. Tochter Hannelore, die wie Enkelin Katharina ebenfalls in der Kneipe arbeiteten, sagte scherzhaft: „Zu uns kommt niemand, aber alle waren schon mal da.“

Mit flotten Sprüchen konnte aber auch Erika Könning stets dienen. Laut eigenen Aussagen bekam sie während ihrer jahrzehntelangen Arbeit hinter dem Tresen rund 125 Heiratsanträge. Ein Mann habe sogar sein Sparbuch mitgebracht, um seine Chancen zu erhöhen, und habe ihr ein Haus schenken wollen.

Kult-Kneipe

Bis ins hohe Alter hat Erika Könning immer betont, wie viel Spaß ihr die Arbeit in der Kneipe mache. Doch wie alles irgendwann enden muss, war bei „Könning“ irgendwann Schluss: Die Kult-Kneipe schaffte es nicht durch die Corona-Zeit.

Erika Könning starb am 20. Oktober 2024. Ihre Familie trauert um die Mutter, Oma, Uroma und sogar Ururoma. Und viele Kneipengänger in Dorsten um die Frau, die über mehr als ein halbes Jahrhundert auch mitten in der Nacht bis in die frühen Morgenstunden für ihre Gäste da war.