Geplante Leitung DoHa Andre Graßmann: „Dorsten wird Wasserstoff-Knotenpunkt“

Geplante Leitung DoHa: „Dorsten wird Wasserstoff-Knotenpunkt“
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In zwei Wochen wird es spannend: Dann wird der RVR voraussichtlich bekannt geben, welchen Trassenverlauf die geplante Wasserstoffleitung Dorsten-Hamborn, abgekürzt DoHa, nehmen soll. „Raumplanerische Beurteilung“ nennt sich das im Fachjargon.

Andre Graßmann ist Projektleiter bei Open Grid Europe, dem Vorhabenträger, der das Projekt mit Thyssengas angeht. Graßmann geht davon aus, dass die Leitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn zur „Keimzelle“ werden könne und weitere Wasserstoffquellen entstehen werden, „wenn der Wasserstoffmotor erst mal angesprungen ist“. Denn die Stromunternehmen seien interessiert daran, Wasserstoffquellen, sogenannte Elektrolyseure, zu bauen. Am besten natürlich für „grünen Wasserstoff“ aus Erneuerbaren Energien.

Dunkelgelb ist der Trassenkorridor markiert, den OGE für den geeignetsten hält und der durch Dorsten, Schermbeck und Gahlen führt.
Dunkelgelb ist der Trassenkorridor markiert, den OGE für den geeignetsten hält und der durch Dorsten, Schermbeck und Gahlen führt. © OGE

Doch zuerst soll der Wasserstoff über eine vorhandene Erdgasleitung aus Lingen, die bis Dorsten führt, ab 2024 eingespeist werden. In Dorsten soll eine Messanlage entstehen. Evonik im Chemiepark Marl und die Ruhr Oel Raffinerie BP in Gelsenkirchen sollen ab 2024 angebunden werden. Ende 2026 soll die geplante Wasserstoffleitung DoHa fertig sein und in Betrieb gehen - die Stahlproduktion von ThyssenKrupp soll dann mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

Doch die etwa 42 Kilometer lange Leitung muss erst mal gebaut werden. Beziehungsweise verlegt. Mindestens einen Meter tief, in landwirtschaftlichen Bereichen auch etwas tiefer soll sie laut Graßmann in der Erde liegen. Wobei am Ende ein Schutzstreifen von zehn Metern Breite nicht mehr überbaut werden darf, um die Sicherheit der Leitung zu garantieren.

600 Meter breiter Korridor

Der jetzt festzulegende Trassenkorridor ist 600 Meter breit und sollte vom RVR eigentlich schon Ende November benannt werden. Das sei krankheitsbedingt nicht möglich gewesen, so Graßmann, der nun mit einer Entscheidung gegen Ende der 50. Kalenderwoche rechnet. Anschließend beginnt die Planung, wo genau die Leitung gebaut werden soll.

Die wenigsten Raumwiderstände sieht OGE in der westlichsten Trassenalternative durch Schermbeck und Gahlen. Von wo bereits Klagen angedroht werden, weil die Leitung durch Wasserschutz- und FFH-Gebiete führt. „Die meisten Bereiche sind rot“, sagt Graßmann zur Karte, in der die Raumwiderstände farblich markiert sind. Entlang der A 31, wie aus Schermbeck vorgeschlagen, seien die Widerstände noch größer.

Energie nicht nur für Industrie

Ziel sei langfristig, Energie für alle, nicht nur Industriekunden zur Verfügung zu stellen, sagt Graßmann, und bis 2045 weg vom Erdgas zu kommen. Er könne skeptische Landwirte verstehen: „Wenn ich Bauer wäre, würde ich auch um mein Land kämpfen.“ Finanziell geschädigt würden sie aber nicht.

Der Zeitplan bis 2026 sei „sehr ambitioniert“. Graßmann: „Was beim Erdgas über viele Jahre gewachsen ist, müssen wir nun viel schneller in Bewegung bringen.“ Dabei will OGE weiter die Öffentlichkeit beteiligen, „um den besten Weg zu suchen“.

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