Gehweg trennt PV-Anlage eines Dorsteners von seinem E-Auto „Ökologisch bedenklich“

Gehweg trennt PV-Anlage eines Dorsteners von seinem E-Auto
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Der Mann aus Dorsten, der namentlich nicht genannt werden möchte, wohnt in einem ruhigen Wohngebiet. „Mein Grundstück grenzt an einen kaum befahrenen Fahrrad- und Gehweg, der zusätzlich durch drei rot-weiße, herausnehmbare Vierkant-Sperrpfosten gesichert ist.“

Auf der anderen Seite befindet sich der Garagenhof. Den Strom der Photovoltaikanlage auf seinem Hausdach möchte der Dorstener gern für sein E-Auto nutzen. Gern hätte er eine Wallbox an seinem Haus und würde auf seinem Grundstück dafür einen Parkplatz errichten

Doch das ist laut Antwort der Stadt nicht erlaubt: „Ob dies baurechtlich zulässig ist, haben wir dabei nicht geprüft. Der Grund ist vielmehr, dass dieser Ladeplatz rechtmäßig nicht mit dem Auto zu erreichen wäre. Ihr Wohnhaus ist ausschließlich über Geh- und Radwege erschlossen. Diese mit Kraftfahrzeugen zu befahren, ist nicht zulässig und zum Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer mit hohen Bußgeldern belegt, die bei 55 Euro beginnen und je nach Umständen auf bis 100 Euro steigen können.“

Keine Ausnahme fürs E-Auto

Von diesem Verbot könnten zwar Ausnahmegenehmigungen beantragt werden, aber solche Ausnahmen lägen beispielsweise für die einmalige Anlieferung schwerer Güter vor oder für Handwerker, die am Haus arbeiten müssten. „Nicht möglich ist eine solche Ausnahmegenehmigung für das regelmäßige Befahren eines Gehweges zum Beispiel zum Parken am Haus, zum Laden eines Elektrofahrzeuges oder für den wöchentlichen Einkauf“, so die städtische Antwort.

Für das Problem des Dorsteners gebe es eine Möglichkeit, „die in Dorsten bereits mehrfach erfolgreich umgesetzt wurde: Nachbarschaften haben sich zusammengeschlossen und ihre Garagenhöfe elektrifiziert“. Dafür seien auch bis zu 20-prozentige Förderungen möglich. Ab vier Stellplätzen bis maximal 10.000 Euro, ab 10 Stellplätzen bis maximal 50.000 Euro.

„Ökologisch bedenklich“

„Die Konsequenz ist, dass ich meinen selbst erzeugten Solarstrom nicht optimal nutzen kann und auf teuren Netzstrom angewiesen bin. Dies ist nicht nur wirtschaftlich nachteilig, sondern auch ökologisch bedenklich, da ich so meinen Beitrag zur Energiewende nicht in vollem Umfang leisten kann“, so der Dorstener zu seiner aktuellen Situation. „Ich frage mich, ob es wirklich sein kann, dass in Zeiten der Energiewende solche Hindernisse die Nutzung erneuerbarer Energien und die Elektromobilität so stark behindern.“

Ein anderer Dorstener, der sich vor gut zwei Jahren in der gleichen Situation befand, löste dies damals durch ein privat verlegtes Stromkabel unter dem Gehweg, wofür er einen Gestattungsvertrag mit der Stadt abschloss, um den Weg queren zu dürfen. Einen mittleren vierstelligen Betrag investierte der Dorstener für die Verlegung.

Smartmeter fehlen

Dabei könnte alles deutlich einfacher sein, so der Dorstener, der im IT-Bereich arbeitet. Hätte man einen Smartmeter im Haus und einen in der Garage, könnte der Bedarf des E-Autos gegen die aktuelle Einspeisung der PV-Anlage gerechnet werden. Theoretisch. Doch derzeit würden solche Konzepte in Deutschland noch nicht funktionieren. Es seien viel zu wenige Smartmeter installiert, im einstelligen Prozentbereich, und die Nachrüstung werde mindestens noch zehn Jahre dauern.

In anderen europäischen Ländern seien die intelligenten Stromzähler deutlich verbreiteter - „teilweise bei über 90 Prozent“.

Und dies eröffne ganz andere Energie-Sharing-Möglichkeiten, für die in Deutschland auch die gesetzlichen Richtlinien fehlten. So könne man etwa eine kaufmännische Beteiligung an einem Windrad im Umkreis erwerben und den Eigenverbrauch per Smartmeter feststellen lassen, ohne eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach zu haben. Was beispielsweise für Mieter hochinteressant sei. „Es würden riesige Potenziale entstehen“, so der Dorstener.