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Friseur-Container aus Dorsten retten Salons in Hochwasser-Gebieten
Hochwasser
Ein Friseurmeister aus Dorsten hilft Berufskollegen in den Hochwasser-Regionen von Rheinland-Pfalz. Die Idee: Sie sollen möglichst schnell wieder arbeiten, obwohl ihre Salons zerstört sind.
Die schlammige Flut hat Jennifer Pohl vor knapp zwei Wochen den Boden unter den Füßen weggezogen. Ihr Salon „Heuwagen“ in der Fußgängerzone von Ahrweiler ist völlig zerstört. Ehemann, Mitarbeiter und Freunde helfen der werdenden Mutter gerade bei den Aufräumarbeiten, doch wann Jennifer Pohl in ihrem Laden wieder Kunden bedienen kann, ist ungewiss.
„Die Situation ist existenzbedrohend“
Alfred Sartory hat die Friseurmeisterin und einige andere Kolleginnen und Kollegen in der Hochwasser-Region zwischen Bad Neuenahr und Trier am vergangenen Wochenende besucht. Er will helfen und Mut zusprechen. Der Landesverband Friseure & Kosmetik Rheinland hatte den Dorstener kontaktiert, weil sich seine Smart GmbH schon seit fast drei Jahrzehnten auf mobile Friseurcontainer spezialisiert hat. „Die aktuelle Situation ist existenzbedrohend“, sagt er.
In dieser Woche gehen deshalb die ersten drei „Containhair“ als Übergangslösung in die Krisenregion, sechs bis zehn weitere sollen in Kürze folgen. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt Sartory das. Die Container sind mit mehreren Friseur-Arbeitsplätzen ausgerüstet und brauchen lediglich Strom und Wasser. Sartory hilft auch bei der Suche nach einem geeigneten Stellplatz und spricht mit den Gemeindeverwaltungen.

Der Salon von Jennifer Pohl (l.) in Ahrweiler ist zerstört. Familie, Freunde und Mitarbeiter helfen bei den Aufräumarbeiten, doch genau so wichtig ist es, bald wieder Kunden bedienen zu können. © privat
Die Smart GmbH rüstet außerdem Friseurmobile in der Region mit vier Bedienungsplätzen aus. Die erste Lieferung ging am Samstag an den Friseur-Obermeister der Stadt Trier, Michael Klas, der nun nur 50 Meter von seinem zerstörten Salon in Echternach (Luxenburg) entfernt mit seinem Team wieder Kunden bedienen kann.
In seiner Heimatstadt Dorsten hat Alfred Sartory Ende der letzten Woche eine Patenschaftsaktion ins Leben gerufen und bei der Vereinten Volksbank ein Spendenkonto eingerichtet, um die Mietkosten für die Container für die gebeutelten Friseure überschaubar zu halten. „Wir haben die Preise schon mit zirka 30 Prozent bezuschusst“, erklärt der Dorstener. „Mit einem Beitrag von monatlich 150 Euro kann man sich an den Mietkosten beteiligen.“ Die Aktion läuft so lange, bis der Salon wieder bezugsfähig ist, maximal aber zwölf Monate.
„Alle Paten erhalten einen Patenschafts-Vertrag und mit Ablauf der Patenschaft eine Anerkennungsurkunde“, sagt Alfred Sartory. Jeder Pate bekommt, wenn beide Seiten ihr Einverständnis geben, auch Informationen über die Entwicklung der betroffenen Betriebe und der Arbeitsplatz-Sicherung.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
