
© Martin Klose
Freiheit für die Mercaden!
Kommentar
Die Mercaden-Führung tut sich offenbar schwer, Mieter zu finden. Sie wünscht, Obergrenzen für Sortimente zu verändern. Richtig so, meint unser Kommentator.
Innenstädte und Nebenzentren müssen geschützt werden. Das steht außer Frage. Doch wer schützt die Mercaden? Unbestritten ist, dass es planerische und konzeptionelle Fehler in der Vergangenheit gegeben hat. Aber das ist eben auch nur ein Teil der Wahrheit.
Friseure, Bäcker, Apotheken - die gibt es reichlich in der Fußgängerzone. Und niemand stört sich ernsthaft daran. Restaurants und Kneipen sind Mangelware - das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern, heißt es dann. Sie wissen schon: der Lauf der Zeit ... Mit den Mercaden hat das höchstens indirekt etwas zu tun. Eher schon mit der Dauer-Baustelle, ausbleibenden Kunden, zu hohen Ladenmieten.
Wenn ein Juweliergeschäft geschlossen und das x-te Brillenfachgeschäft in der Altstadt eröffnet, juckt das niemanden. Weil es die Satzung erlaubt und weil es besser ist als Leerstand. Für die Mercaden gelten andere Spielregeln. Ein Fachgeschäft für Reitsportartikel oder Instrumente dürfte in dem Einkaufszentrum problemlos eröffnen, aber wer will das schon in dieser Lage? Und wer würde dort einkaufen?
Für andere Branchen gelten strikte Auflagen bei Größe und Sortiment. Dafür gibt es Gründe, aber ein wenig mehr Freiheit für die Mercaden muss schon sein. Denn von einem funktionierenden Einkaufszentrum profitiert auch die Altstadt. Dass beide zusammengehören, haben Politik, Kaufmannschaft und Mercaden-Macher stets betont. Aber dann sollten auch ähnliche Spielregeln gelten.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
