Betriebe wollen Flüchtlingsunterkunft in Dorsten verhindern „Alle waren mehr als geschockt“

Jennyfer Scheuplein und IG halten ZUE-Standort für falsch
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Jennyfer Scheuplein war am Montag gerade beim Unkraut-Zupfen, als ihr ein Mann ein Schreiben der Stadt Dorsten in die Hand drückte. Darin die Einladung zu einer Anwohner-Information zur geplanten Flüchtlingsunterkunft (ZUE), die möglicherweise an der Frankenstraße in Wulfen errichtet werden könnte. Scheupleins erste Reaktion: „Ich habe den Herrn gefragt, ob er eine Schutzweste dabei hat.“

Die Wulfenerin ist mit ihrem Mann vor drei Jahren aus Raesfeld in das Gewerbegebiet Dimker Heide gewechselt, wo Michael Scheuplein den gleichnamigen Metallbau-Betrieb am Langobardenring führt. Rund 150 Meter weiter planen Stadt und Bezirksregierung nun eine Zentrale Unterbringungseinheit für Flüchtlinge. Im Betrieb ihres Mannes sei ein Deutsch-Syrer angestellt, sagt Jennyfer Scheuplein: „Wir wissen um die Probleme von Sammelunterkünften aus erster Hand.“

Nicht alle Betriebe informiert

Für Scheupleins Geschmack war das Schreiben der Stadt zu sehr „wie ein Werbe-Flyer“ gestaltet. „Ich bin von Haustür zu Haustür gefahren, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, damit das Schreiben im Briefkasten nicht weggeschmissen wird.“

Dabei stellte sie fest, dass längst nicht alle Betriebe im Gewerbegebiet solch ein Schreiben bekommen hatten. Etwa am Swebenring, an der Thüringer Straße oder auch an der Straße „Im Hundel“ im Wohngebiet.

Die Reaktion der Nachbarschaft? „Alle waren mehr als geschockt“, so Jennyfer Scheuplein. Einige hätten sich über die kurze Frist geärgert, denn bereits am Donnerstag (16.5.) sollen die Anwohner bei einem Treffen mit Stadt und Bezirksregierung informiert werden. „Wir sind Betriebe und haben auch andere Termine“, so Scheuplein.

Kritik am Standort

Bereits jetzt habe sich eine Interessengemeinschaft (IG) aus aktuell neun Betrieben gebildet, so Scheuplein. Das Ziel sei, eine ZUE am Standort zu verhindern, wofür bereits Rechtsbeistand gesucht werde. Man überlege auch, eine Petition zu starten, sagt die Wulfenerin.

Denn laut Jennyfer Scheuplein eignet sich der Standort nicht, da die Anbindung ans Wohngebiet „nicht so gut“ sei. An der Frankenstraße gebe es beispielsweise keine Laternen, keinen Fahrradweg und keinen Fußweg. Und: „Da ist Tempo 70.“ Auch gebe es Stimmen im Ort, die darauf hinweisen, dass für viele Kinder der Schulweg zur Gesamtschule über die Alemannenallee führe, die direkt nördlich am geplanten ZUE-Standort beginnt und nach Barkenberg führt. Für Scheuplein würde sich auch ein „zentralerer Ort“ eher anbieten als die direkte Nähe zu einem Gewerbegebiet.

Stadtsprecher Ludger Böhne betont, dass man die Anwohner bei dem Treffen am Donnerstag aus erster Hand informieren wolle. Es sei eine nicht-öffentliche Veranstaltung, „damit die Anwohner frei sprechen können“. Alle Bedenken und Kritikpunkte sollten dabei offen geäußert werden.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. Mai 2024.