Die Frage nach ihrem inzwischen hundertjährigen Erfolgsrezept kann die Firma August Preuss in Dorsten in wenigen Worten beantworten. „Ein Jahrhundert voller Engagement, Leidenschaft und ständiger Weiterentwicklung“ lege den Grundstein für das Unternehmen, das einst in Gladbeck aus dem Boden gestampft wurde.
Das, was sich aus der 1923 von August Preuss gegründeten Schmiede und Schlosserei in der Bahnhofstraße 26 in Gladbeck bis heute entwickelte, ist beeindruckend.
Vor 100 Jahren wurden noch Geländer und Schmiedeteile, und ab Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 Türen für Luftschutzbunker hergestellt. Heute produziert das Unternehmen vor allem große Stahltore und Stahltüren.

Hochmoderne Maschinen und Fahrzeuge prägen heute das Bild des Produktionsgeländes an der Gelsenkirchener Straße in Dorsten. Seit 2008 befindet sich die Firma an diesem Standort, zuvor war das Firmengelände fünf Jahre lang an der Barbarastraße 63 in Dorsten.
Die Investition in die Zukunft steht beim jetzigen Inhaber Christian Müller seit Jahren ganz oben auf der Liste. Zwei neue Bandsägen zum Ablängen von Profilstahl und ein hochmoderner neuer Laser, der mühelos 300 mal 150 Zentimeter große Bleche schneidet und filigrane Schriften lasert, sind nur der Anfang der Modernisierungspläne.

Firma stets im Fortschritt
Neben dem Maschinen- und Fahrzeugpark hat sich das Unternehmen auch nachhaltige Stromerzeugung auf die Fahne geschrieben. Der Fortschritt ist für Christian Müller, der mit seiner Familie im Dorstener Stadtteil Altendorf-Ulfkotte wohnt, gleichzeitig das Highlight seiner bislang sechsjährigen Zeit als Firmenchef. „Es wird kontinuierlich besser. Wir sind auf einem sehr guten Weg und das treibt hier jeden an“, sagt der Inhaber.
Im Jahr 2017 hatte der gebürtige Gelsenkirchener das Unternehmen übernommen – damals noch mit alten Maschinen. Seit 2014 leitete er seine eigene Firma in Bochum, die Metalltechnik Müller (MTM), die er anfangs noch mit August Preuss fusionierte.
Aufgrund von Einbußen in der Corona-Pandemie wurde die Geschäftstätigkeit von MTM 2020/21 aber eingestellt. Die Mitarbeiter von MTM fanden bei August Preuss schließlich einen neuen Arbeitsplatz – oder auch ein neues Zuhause.
Das Unternehmen lebe schließlich vom guten Arbeitsklima. „Hier ist man wirklich befreundet, es ist mehr eine Familie als ein Unternehmen“, betont Christian Müllers Tochter Isabel.
Die Studentin der Kommunikationswissenschaft arbeitet als Assistentin tatkräftig in der Firma des Vaters mit. Zu ihren Aufgabenbereichen zählen Social Media, Homepage-Gestaltung sowie interne und externe Kommunikation. Die Feier zum 100-jährigen Firmenbestehen stellte sie ebenfalls auf die Beine – und durfte sich über ein positives Feedback von 150 geladenen Gästen freuen.
28 Mitarbeiter, acht Azubis
Verschiedene Stationen in den Produktionshallen boten Einblick in die Stahl- und Metallverarbeitung. Vorführungen an verschiedenen Maschinen wie der Kantbank, dem neuen Laser oder dem Schweißtisch sorgten ebenso für Unterhaltung wie der „Azubi-Tisch“, an dem Gesellen-Stücke ausgestellt waren.

Acht Auszubildene gehören derzeit zum insgesamt 28-köpfigen Mitarbeiterteam. Die Azubi-Probleme, die viele andere handwerklichen Betriebe haben, hat die Firma August Preuss nicht. Der Grund: „Hier wird viel Mund-zu-Mund-Propaganda betrieben“, erklärt Christian Müller.

Der Altersdurchschnitt liegt bei August Preuss unter 40 Jahren. Die acht Azubis bilden mit den erfahrenen Leuten eine gute Mischung, findet Christian Müller. „Wir wollen von innen heraus wachsen. Von außen gutes Personal zu finden, ist nicht leicht. Es ist das Beste, wenn die Leute die Firma im Blut haben.“
So bezeichnet auch der Inhaber das Team als „August-Preuss-Familie“. In der „Feierabend-Oase“ im Hinterhof des 2009 gebauten Bürogebäudes kommen die Kollegen bei Gelegenheit zusammen. Ein gemütlicher kleiner Garten mit überdachten Sitzmöglichkeiten, einem Brunnen, einem Gasgrill und einem Holzkohlegrill im Stile eines Stiers sieht nach Wohlfühlen aus.

Dass trotz der Fusion mit seiner eigenen Firma nicht der Name Müller im Firmennamen auftaucht, ist für Christian Müller selbstverständlich. Dem Leitspruch „Tradition trifft Innovation“ wird er gerecht: „100 Jahre Tradition kann man nicht einfach wegwischen. Wir wollen das Erbe hochhalten.“
Schwierige Nachfolger-Suche
„Erbe“ ist das passende Stichwort, wenn man auf die Firmengeschichte zurückblickt. Kurios ist nämlich, dass die Firma zu keinem Zeitpunkt an einen direkten Nachfahren übergeben wurde.
August Preuss übergab das Zepter 1963 an den Schwiegersohn Werner Papajewfski, der erst später den Namen Preuss annahm. Fast drei Jahrzehnte später wurde Meister Heinrich Tebart als Nachfolger auserkoren. Aus Werner Preuss‘ Familie fand sich kein Erbe.
Nach Heinrich Tebart folgte 2017 schließlich Christian Müller. Ob er den Nachfolger-Fluch brechen kann? „Ich habe drei Töchter, aber ich weiß nicht, ob das weitergeführt wird“, sagt er. Tochter Isabel etwa plant, sich nach dem Studium für eine Marketing oder PR-Abteilung einer größere Firma zu bewerben.
Noch denkt Christian Müller aber nicht über die Nachfolge nach. Die nächsten 15 Jahre will er die Firma August Preuss noch leiten. Wie es in den nächsten Jahren weitergehen soll, weiß er genau.
„Wir wollen wieder mehr in den Privatsektor gehen. Handwerker werden immer weniger, der Bedarf ist also da“, sagt er. Treppen, Vordächer und Verkleidungen sind Dienstleistungen, die künftig vermehrt angeboten werden sollen.
Werner Preuss war nach dem Niedergang des Bergbaus in den Großkundensektor übergegangen. Heute sind 95 Prozent der Kunden Großkunden.
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