Filmaufnahmen in den USA ersteigert „Archivschatz“ zeigt das historische Dorsten von 1962

„Filmarchivschatz“ von 1962 zeigt Video vom historischen Dorsten
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Es war die Zeit, als die Fußgängerzone in Dorsten noch nicht autofrei war, als die Kunden noch im Hill-Supermarkt neben der damals neuen Kreissparkasse am Marktplatz eingekauft haben, als lange Lastkähne am Ufer des Kanals anlegten, der damals noch keine Spundwände hatte.

Kohlezüge rattern im Hintergrund auf der Eisenbahnbrücke über die Lippe, im diesigen Licht sind Fahrzeuge unterwegs, die heutzutage Hingucker auf jeder Oldtimer-Messe wären.

Und es sind viele Dorstener Bürger in diesen Tagen des Jahres 1962 von einem unbekannten Filmer auf Zelluloid gebannt worden, als Fußgänger, als Radfahrer, am Straßenrand wartend. Fast zehn Minuten lang ist das Video namens „Dorsten und Umgebung“, fast 16.700 Aufrufe hat es inzwischen verzeichnet.

Keine Frage: Es ist ein echtes Filmjuwel, das da seit drei Wochen im Internet-Portal „Youtube“ als eines von vielen weiteren historischen Bewegtbild-Dokumenten auf der Seite vom „Filmschatzarchiv“ zu sehen ist.

Der bereits von mehreren Millionen Interessierten aufgerufene Youtube-Kanal mit seinen interessanten geschichtlichen Einblicken gehört dem Journalisten und Filmemacher Hermann Rheindorf aus Köln, der als Inhaber der Firma „Kölnprogramm“ seit zwei Jahrzehnten als Produzent solcher regionaler Privatfilm-Dokumentationen spezialisiert ist. „Normalerweise ist eher Köln und das Rheinland mein Schwerpunkt“, sagt er. Sein aktuelles Projekt „Das alte Rheinland in Farbe, Teil 2“ mit zum Teil 100 Jahre alten nachkolorierten Aufnahmen zeigt er unter anderem am Montag (28.4.) im Komet-Kino in Wesel.

Rheindorf ist Beauftragter der „Kölner Filmerbe-Stiftung“. Er hat die Filmrolle, auf der auch Dorsten breiten Rahmen einnimmt, in den USA ersteigert. „Für mich haben solche alten privaten Aufnahmen einen wichtigen sozialhistorischen Wert“, sagt er: „Dazu gehören auch diese Aufnahmen aus Dorsten, die ich etwas aufgearbeitet habe.“

Vermutlich hat eine in den USA lebende Auswanderer-Familie, die damals zu einem Deutschland-Besuch in die alte Heimat zurückgekehrt ist, den Film gedreht. „Denn auch Bilder von der Überfahrt über den Atlantik und der Rückkehr nach Hause in Chicago sind auf weiteren Teilen der Filmrolle zu sehen.“

Autos in der Fußgängerzone
Dorstalgie pur: Im Jahr 1962 fuhren noch Autos durch die Fußgängerzone. © Screenshot: Filmschatzarchiv

Auf ihrer Deutschland-Tour 1962 haben die Urheber des Films Ausflüge nach Heidelberg, Koblenz und an die Loreley gemacht. Diese Aufnahmen hat Hermann Rheindorf in weiteren Youtube-Clips veröffentlicht. Aber auch Besuche bei Familienangehörigen und Freunden standen auf dem Programm, beispielsweise in 4270 Dorsten. „Ein Filmschnipsel, den ich für das Youtube-Video aber herausgeschnitten habe, zeigt jedenfalls Aufnahmen eines Besuchs bei Bewohnern eines Hauses an einem Dorstener Bahndamm“, so Hermann Rheindorf.

Alter Busbahnhof dabei

Und wer weiß, wie vielen amerikanischen Freunden und Bekannten der unbekannte Filmemacher damals nach seiner Rückkehr das Filmmaterial aus „Dorsten und Umgebung“ gezeigt hat.

Darauf zu sehen ist auch, dass selbst 17 Jahre nach der Bombardierung im März 1945 noch einige Baulücken existierten. Zu sehen aber auch, dass sich das Stadtbild inzwischen an der einen oder anderen Stelle längst verändert hat, was bei Neu-Dorstenern zu Orientierungsproblemen führen könnte:

Wo heute beispielsweise der Platz der Deutschen Einheit ist, fuhr der Verkehr zwischen Hotel Altenburg am alten Busbahnhof vorbei, der mit seinem Kiosk einer der „Hauptdarsteller“ des Fundstücks ist: „Dorstalgie“ pur.

Dorstalgie pur auf dorstenerzeitung.de