
© Marita Kipinski
„Faltsch Wagoni“ überzog die Zuschauer mit ungewöhnlichen Wortspielen
Wer am Freitag im Gemeinschaftshaus Wulfen bei Faltsch Wagoni ein Programm über Liebe und Beziehungskisten erwartet hatte, wurde herb enttäuscht. Gott sei Dank, kann man im Nachhinein sagen.
Silvana und Thomas Prosperi alias Faltsch Wagoni boten Politkabarett vom Feinsten, sparten nicht an bissigen Kommentaren und überzogen die Zuschauer mit ihren ungewöhnlichen Wortspielen, über die es sich nachzudenken lohnt.
Schon ihr Künstlername „Faltsch Wagoni“ ist ein solches Wortspiel. In ihren jungen Erwachsenenjahren lebten die beiden in einem romantischen Zirkuswagen und fühlten sich wie fal(t)sche Nomaden, und so kam es zu dem Markenzeichen.
Klare Rollenaufteilung
Silvana und Thomas Prosperi haben eine ganz klare Rollenaufteilung: Sie ist die „Queen of Kings“, „Lady Dada“, „Sister Regina“ und nicht zuletzt „Rex Gilda“, also kurz der Boss. Er ist das „Folk“, der „Hofnarr“, der „Leichtfuß“ und nicht zuletzt der „Souverän“, also das gemeine Volk.
Man lebt in „Empörien“, wo der empathische Europäer einen ständigen Kampf gegen die Dummokratie führt. Innerhalb dieser Rahmengeschichte wird alles aufs Korn genommen und genüsslich seziert, was die Menschen im Moment bewegt. Es geht um Integration von Flüchtlingen und um Rentenpolitik, um neue rechtspopulistische Strömungen und um Vetternwirtschaft, um Profitgier und Politikergeschwafel und um die Rolle der Frau.
Sie legen den Finger in viele Wunden
Das Duo legt den Finger in viele Wunden, fordert Flug- und sogar Urlaubssimulatoren für den „Homo Touristicus“, der in seinem Urlaubswahn für den Klimawandel mitverantwortlich ist, und ruft die Menschen auf, ihre Energien statt in oftmals unsinnige Petitionen lieber in Aktionen und Visionen für eine bessere Zukunft zu investieren.
Probleme, die man gerne verdrängt
Das alles geschieht in einem wunderbar unterhaltsamen Mix aus Wort und Musik. Fetzige Lieder, schmissige Rhythmen und intelligente Texte lassen keine Langeweile aufkommen, machen den Blick frei auf Probleme, die man eigentlich hinreichend kennt, aber gerne verdrängt, und verändern die Sichtweise.
Und es klingt fast wie ein Wahlaufruf zur anstehenden Europawahl, wenn „Lady Dada“ zum Schluss des Abends an ihr „Volk“ appelliert: Stellt Euch auf die Hinterbeine, seid zuständig, informiert Euch, seid kritisch, passt gut auf die Freiheit auf und bewahrt diese Welt, wir haben nur die eine!
Dem ist nichts hinzuzufügen!