
© Claudia Engel
Erst Schlachthaus, dann Schlecker, jetzt Wohn-Schatz der Familie Schult
Die Immobilie der Woche
Mitten in Dorsten sticht Besuchern am Eingang der Fußgängerzone zum Essener Tor ein schönes Giebelhaus ins Auge. Das „Rostfleckhaus“ an der „Siebenstraßenmündung“ in der Altstadt.
Dorstener und Dorsten-Besucher kommen nicht daran vorbei, das elegante Wohn- und Geschäftshaus der Familie Björn Schult in der Dorstener Altstadt wahrzunehmen. An der „Siebenstraßenmündung“ am Essener Tor fällt das hellgelb getünchte Gebäude sofort ins Auge. Mit seinem Treppengiebel erinnert es an alte Bürger-Zeiten der Handelsstadt Dorsten.
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Auf der Übersichtsseite „Immobilien“ der vier Zeitungsportale finden Sie Themen rund um Immobilien, Wohnen, Haus und Garten: Dorstener Zeitung | Hellweger Anzeiger | Ruhr Nachrichten | Halterner Zeitung |Ein Schmuckstück ist das Ladenlokal „Rostfleckhaus“ im Parterre. Vor einigen Jahren von Christiane und Laura Pier eröffnet, hat sich das „Rostfleckhaus“ einen Platz in den Köpfen modebewusster Damen erobert. Hauseigentümer Björn Schult ist glücklich, dass dieser besondere Fashion-Shop in seinem Gebäudeensemble zwischen Allee- und Katharinenstraße Fuß gefasst hat. „Seitdem heißt unser gesamtes Haus in der Bevölkerung das Rostfleckhaus“, sagt er.

Historische Ansicht des heutigen Rostfleckhauses an der Alleestraße/Katharinenstraße/Essener Tor © Repro Claudia Engel
Richtig schmuck war das Wohn- und Geschäftshaus in der Altstadt zunächst aber nicht. Denn der augenfällige Treppengiebel am Dach wurde erst deutlich nach der Errichtung 1894 hinzugefügt: „Das ist 1927 geschehen, als ein Krietemeyer in die Familie Kohlmann eingeheiratet hat“, sagt Björn Schult. Der Neuzugang in der Familie habe für die Neufassung des Daches bezahlt.
Das Haus war ursprünglich nichts Besonderes
Das Wohn- und Geschäftshaus an der Alleestraße war mal ein eher unscheinbares Wohnhaus aus dem 19. Jahrhundert. Nichts Besonderes. Oben ein Spitzgiebel, unterm Dach die Gesinderäume, im Erdgeschoss die Wohnräume und die angrenzende Metzgerei mit Schlachthaus und Gewürzlager der Familie Kohlmann. Vor dem Wohnbereich erstreckte sich ein kleiner Garten zur Gahlener Straße. Erbaut wurde das Haus 1894, im Bombenkrieg wurde es heftig ramponiert und danach wieder aufgebaut. „Bis in die 1960er-Jahre hat die Familie Kohlmann hier gewohnt und gearbeitet“, sagt Björn Schult.

Die „Siebenstraßenmündung“ auf einem alten Wegeplan, den Björn Schult hat. © privat
Dann seien Haus und Geschäft an seine Eltern veräußert worden. „Per Handschlag“ heißt es in den familiären Überlieferungen der Familie Schult. Die Metzgerei Kohlmann verschwand aus der Altstadt, vier Wohnungen im Haus und die Geschäftslokale boten Neuansiedlungen Platz: „Schlecker hat bei uns eine Filiale gehabt, Teppich Heuwing war mal hier, und eine Anwaltskanzlei und ein Sportstudio hatten wir auch mal im Haus“, so Björn Schult.
Leben im ehemaligen Gewürzlager
Heute gibt es nur noch das Rostfleckhaus und mehrere Mietparteien. Björn Schult, seine Frau und seine zwei Kinder leben in den Räumen des ehemaligen Gewürzlagers und der Schlachterei: „Wir haben sehr viel Platz, die Räume sind bis zu 3,50 Meter hoch, das Gemäuer zum Teil 60 Zentimeter dick.“ Da können die Heranwachsenden im Haus auch mal im Keller, einem ehemaligen Luftschutzkeller, mit ihren Freunden herumlärmen, ohne das das Umfeld nur einen Mucks hört. Die Familienwohnung ist von der Straße aus ohnehin nicht zu sehen. Sie versteckt sich hinter einer hohen Mauer, die einen Innenhof und ein lauschiges Terrassenplätzchen umgibt.

Björn Schult im Innenhof des Wohnhauses mitten in der Stadt: Ein antiker Brunnen sorgt für angenehmes Geplätscher beim Plaudern auf der Terrasse. © Claudia Engel
Björn Schult hat hier sein Händchen für antike Schönheit walten lassen: Ein 250 Jahre alter Brunnen plätschert vor sich hin und sorgt bei Gesprächen auf der überdachten Terrasse für eine spritzige Hintergrundmusik. Auch vor dem Haus spritzt ein Brunnen. Der wurde 2018 mit vereinten Sponsorenkräften von den Altstadtschützen wiederbelebt und sorgt heute für eine heitere Stimmung nur wenige Meter vom tosenden Verkehr auf dem Südwall und der Gahlener Straße.

In Stein gemeißelt: ein Sinnspruch, den Björn Schult an einem anderen gesehen und nach Dorsten übertragen hat. © Claudia Engel
Dass das Haus weiter Geschichte schreibt, daran hat Björn Schult keinen Zweifel. Er hat einen Sinnspruch in Stein meißeln lassen, den er an einem anderen Giebelhaus entdeckt hat und der ihm sehr gefällt: „Wenn dieses Haus solange hält / bis Not und Neid und Haß zerfällt / dann steht es bis an End der Welt / Erbauet 1894.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
