Entflohener Psychiatrie-Patient dreht durch Wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei

Entflohener Psychiatrie-Patient drehte durch: Wilde Verfolgungsjagd
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Es müssen dramatische Szenen gewesen sein, die sich im vergangenen September in Dorsten abgespielt haben. Damals hatte sich ein 34-Jähriger im Wahn eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert – mit hohem Tempo über rote Ampeln. Er selbst saß in einem Lieferwagen, den er kurz zuvor geklaut hatte. Am Montag (13.3.) erreichte der Fall das Essener Landgericht. Bestraft werden konnte der Dorstener jedoch nicht. Er galt zur Tatzeit als schuldunfähig.

Die Richter haben allerdings die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie angeordet - zum Schutz der Allgemeinheit. Da sich der 34-Jährige inzwischen jedoch offenbar wieder völlig gefangen hat, ist die Maßregel gegen Auflagen (Psychotherpie fortsetzen, Medikamente nehmen) sofort zur Bewährung ausgesetzt worden.

Über den Zaun geklettert

Der 34-Jährige war nur einen Tag vor der Tat aus der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie in Herten geflohen. Dort hatte man ihn wegen paranoider Schizophrenie behandelt. „Die wollten mich dabehalten“, sagte der Dorstener den Richter. „Das wollte ich aber nicht.“ Nach eigenen Angaben war er in einem unbeobachteten Moment über den Zaun der Einrichtung geklettert und losgerannt.

Stundenlang will er damals in der Gegend herumgeirrt sein. Bis er irgendwann wieder in seiner Dorstener Wohnung war. Doch auch dort kam er nicht zur Ruhe. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen.“ Am nächsten Tag habe er dann den Lieferwagen gesehen. Das Fahrzeug stand offen, der Schlüssel steckte.

„Ich war nicht fit im Kopf“

Der 34-Jährige setzte sich hinters Steuer und gab Gas. Der völlig überraschte Besitzer hatte noch einen Gittercontainer auf die Straße gezerrt und Handzeichen gegeben, um den Autodieb zu stoppen. Doch der fuhr mit aufheulendem Motor einfach auf den Mann zu, rammte dabei den Container, der mehrere Meter zur Seite flog. Der Besitzer des Fahrzeugs hatte gerade noch zur Seite springen können.

Die wilde Fahrt endete erst, nachdem der 34-Jahrige von der Polizei ausgebremst wurde. Im Prozess sagte er dazu: „Ich war einfach nicht ganz fit im Kopf.“

Wieder zur Schule gegangen

Dabei hatte der 34-Jährige zuvor eigentlich immer versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen und sich weiterzubilden – trotz ständiger Rückschläge. Zuletzt war er wieder zur Schule gegangen, um sein Abitur nachzuholen und gleichzeitig eine Ausbildung zum Erzieher zu machen. Das erste Jahr war schon um, dann kam der krankheitsbedingte Einbruch.

„Ich habe mit allen Streit angefangen“, sagte er den Richtern. „Weil ich dachte, dass alle gegen mich sind.“ Nach den Wutausbrüchen habe er sich dann immer komplett zurückgezogen. „Mir ist einfach alles zu viel geworden.“

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