Dutzende Prominente wie Nico Santos, Carolin Kebekus oder Klaas Heufer-Umlauf haben einen offenen Brief an die Parteivorsitzenden von Union, SPD, Grüne, FDP und den Linken geschrieben. Darin fordern sie ein Versprechen, auf keiner politischen Ebene mit Rechtsextremen zusammenzuarbeiten – und Verstöße zu sanktionieren.
Zusammen mit zivilen Organisationen und Initiativen erwarten sie „von allen demokratischen Parteien Unvereinbarkeitsbeschlüsse in jeder Kommune und jedem Land“.
Als Vorbild dient die Stadt Herne: Hier haben die Partei- und Fraktionsvorsitzenden aller im Rat der Stadt vertretenen demokratischen Parteien ihr „Herner Versprechen“ gegeben, jegliche Kooperation mit der AfD auszuschließen.
132 Petitionen gestartet
Mittlerweile gibt es in ganz Deutschland 132 Petitionen – und eine davon hat Ella Tüshaus aus Dorsten gegründet: „Ich bin bei Instagram über die Aktion gestolpert und habe dann gesehen, dass es in Dorsten noch keine Petition gibt, also habe ich sie einfach ins Leben gerufen.“
Kompliziert sei das nicht gewesen: „Es gab schon eine Vorlage für den Petitionstext, ich musste echt nicht viel tun“, erzählt die 26-Jährige. Nur das Teilen und Verbreiten der Petition laufe schleppend an: „Ich habe sie zum Beispiel auf meinen Kanälen geteilt und an lokale Prominente mit viel Reichweite geschickt. Auf Rückmeldungen warte ich aber noch.“
35 Unterschriften sind bisher zusammengekommen: „Es wundert mich sehr, wie viele Menschen noch nicht einmal diesen kleinen Schritt gehen können, sich mit zwei Klicks gegen Rechts zu engagieren.“
„Mache mir Sorgen“
Mit Blick auf die Europawahlergebnisse oder das Video von Sylt mache sie sich Sorgen: „Alle sagen immer ‚Ach, das wird schon nicht passieren’, dabei sind AfD-Positionen längst in der gesellschaftlichen Mitte angekommen und wir rücken immer weiter nach rechts.“
Die Petition sei für sie ein Mittel, um gegen den Rechtsruck vorzugehen: „Ich war aber auch auf einer Demo in Dorsten und spreche viel mit meinem Umfeld über das Thema.“

Rassismus vor der Haustür
Eine Situation, die sie besonders sensibilisiert habe, geschah direkt vor ihrer Haustür: „Am Vatertag waren bei uns im Wald ein paar Jungs unterwegs und haben die rassistischen Parolen zum Lied L’Amour toujours gesungen, das hat mich richtig aufgewühlt, ich war ganz zittrig.“
Nach dem ersten Schock habe sie die Jungs zur Rede stellen können und den Vorfall anschließend zur Anzeige gebracht.
Tüshaus: „Ich hatte aber leider nichts in der Hand. Nächstes Mal rufe ich die Polizei direkt an. Die Leute dürfen nicht denken, dass sie keine Konsequenzen zu befürchten haben.“
Petition in Dorsten
Die Petition „Dorsten bleibt stabil gegen Rechtsextremismus und für Zusammenhalt!“ ist online auf der Internetseite www.weact.campact.de.