Die Frage nach dem Lieblings-Gericht seiner Gäste in all den Jahren hätte Paul Ohm eigentlich gar nicht beantworten zu brauchen. Denn kaum gesagt, ließ sich der nächste Kunde genau dieses Tellergericht zum Mitnehmen einpacken. „Eine Kohlroulade mit Beilage“, lautete seine Mittags-Bestellung: „Ach nee, ich nehme gleich zwei mit.“
Kohlroulade mit Kartoffelpüree, Schweinshaxe mit Sauerkraut, Sauerbraten mit Rotkohl - auf diese Angebote, die immer wieder auf den Kreidetafeln stehen, müssen seine Stammgäste demnächst verzichten. Denn mit Paul Ohm verabschiedet sich einer der wohl dienstältesten Gastronomen der Lippestadt schon in wenigen Wochen in den Ruhestand.
„Mit 72 kann man das gut machen“, sagt der Dorstener, der seit 30 Jahren „Paul`s Bistro“ betreibt: Mit gut 65 Sitzplätzen drinnen, dazu eine Außenterrasse. Und das an einem Ort, den wohl jeder in der Stadt kennt. Denn das Gastro-Lokal befindet sich im Gebäude des Poco-Einrichtungsmarkts an der Marler Straße im Gewerbegebiet Dorsten-Ost.
Kulinarische Rundumversorgung
Dementsprechend auch die kulinarische Rundumversorgung, die Paul Ohm hier in drei Jahrzehnten mit seinem Team angeboten hat. Bei ihm immer zu Gast: die Kunden, die in den benachbarten Fachmärkten einkaufen und bei ihm einkehren, dazu das ältere Stamm-Publikum, das seine Hausmannskost zu schätzen weiß und die Beschäftigten in den umliegenden Betrieben, für die es gerne auch mal Currywurst oder Frikadelle sein darf.
Seit der Corona-Zeit schließt er aber schon nachmittags um 15.30 Uhr die Bistro-Pforten. „Vorher haben wir uns aber den Öffnungszeiten von Poco angeglichen“, sagt er. Heißt: morgens Frühstück, ab mittags und bis 20 Uhr warme Speisen, dazwischen Kaffee und Kuchen. „Jeden Tag, auch samstags.“ Und wenn der monatliche Trödelmarkt auf dem großen Poco-Parkplatz stattfindet auch sonntags. „Dann ist auch bei uns der Laden proppenvoll.“
Paul Ohm ist seit 58 Jahren in der Gastronomie tätig. 1965 die Ausbildung zum Koch im Sauerland, zwischendurch tätig in einem Steigenberger Hotel, dann als Produktentwickler in einer Großküche für den Berliner Senat beschäftigt.
Nachdem er mit Ehefrau Karin nach Dorsten zog, war er in der damaligen Hähnchenschlachterei Dr. Koch für die Herstellung der Fertiggerichte zuständig, die das Unternehmen damals auslieferte und im Außer-Haus-Verkauf anbot.

„Sehr viel gelernt und ausprobiert habe ich danach bei IKEA“, erzählt Paul Ohm. Denn der schwedische Möbelriese hatte zwischen Mitte/Ende der 1970er-Jahre und 1993 seine zweite deutsche Ikea-Niederlassung an der Marler Straße, bevor Poco und ProMarkt sich dort ansiedelten - und Paul Ohm leitete das IKEA-Restaurant, das seine Gästen mit skandinavischer Küche vertraut machte. „Wir hatten immer wieder neue Aktionen im Restaurant, das war eine tolle Zeit“, erzählt Paul Ohm, dem besonders ein „Krebs-Essen“ mit dem damaligen Bürgermeister Heinz Ritter in Erinnerung geblieben ist.
„Der anschließende Sprung in die Selbstständigkeit hat mir vor 30 Jahren einige schlaflose Nächte bereitet“, sagt Paul Ohm, „immerhin hatten meine Frau und ich gerade erst unser Haus gebaut.“ Doch auch dank der tatkräftigen Hilfe seiner Familie wurde das Bistro zum Erfolg. Ehefrau Karin sorgt für den kaufmännischen Part, auch Sohn Maximilian ist an vorderster Front dabei.
Auch er ist gelernter Koch, hat in der Systemgastronomie bei Bayer gearbeitet, für die „Blockhouse-Steakhaus“-Kette und auch als Koch für einen Golfclub in Florida. Als sein Vater vor zehn Jahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, kehrt er nach Deutschland zurück, um im Bistro mitzuarbeiten.
Das Restaurant übernehmen möchte er aber nicht. „Es ist heutzutage schwierig, Personal zu finden“, sagt er. „Und ich möchte lieber mehr Zeit mit meiner eigenen Familie verbringen als einen eigenen Betrieb zu führen.“
Nach Pfingsten ist Schluss
So kommt es, dass Paul`s Bistro Ende Mai schließt. „Das Trödelmarkt-Geschäft am Pfingst-Wochenende nehmen wir noch mit“, anschließend wird sein Nachfolger unter neuem Namen und wohl auch mit neuem Konzept den Betrieb neu eröffnen.
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