„Ein Meilenstein für die Region“ Neue Pläne für altes Gymnasium in Dorsten

„Meilenstein für die Region“: Neue Pläne für altes Petrinum-Gebäude
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Das traditionsreiche Gebäude hat eine „große stadtgeschichtliche Bedeutung als Lernort“, betont Stadtbaurat Holger Lohse. Und dass es für Wohnzwecke grundsätzlich dienlich ist, habe die Unterbringung von Flüchtlingen in den letzten Jahren bewiesen. Deshalb gibt es nun eine naheliegende Idee, wie das alte Gymnasium Petrinum an der Bochumer Straße künftig genutzt werden kann: Indem dort die beiden Bereiche Wohnen und (Aus-)Bildung miteinander verbunden werden.

Noch ist die zweiteilige städtische Immobilie eine zentrale Flüchtlingsunterkunft des Landes, doch 2025 läuft der Vertrag mit der Bezirksregierung aus. „Und erhalten werden soll das Gebäude auf alle Fälle“, so Lohse. Und so kommt es, dass die 5.500 Quadratmeter große Fläche für die Zeit danach schon jetzt für den in Dorsten geplanten „Azubi-Campus“ in den Blick genommen wird.

Der Ansatz dahinter: Auszubildende sollen an einem zentral gelegenen Standort wohnen können, eine Ausbildung in Dorsten machen und sich parallel noch fortbilden können. Das ist bislang nur eine Projekt-Skizze, „doch das Grobkonzept soll nun den umsetzungsreifen Feinschliff erhalten“, hofft Nina Laubenthal, die Erste Beigeordnete der Stadt.

Holger Lohse, Nina Laubenthal (Stadtspitze) und Markus Funk (WinDor-Geschäftsführer)
Holger Lohse, Nina Laubenthal (Stadtspitze) und Markus Funk (WinDor-Geschäftsführer) stellten das Konzept des „Azubi-Campus" vor. © Michael Klein

Doch zunächst hat die Politik das Wort. In den Fachausschüssen und im Rat steht deshalb in den nächsten Wochen ein Beschlussvorschlag aus dem Rathaus zur Diskussion - mit dem Ziel, dass die Verwaltung einen umfassenden Prüfauftrag für den Azubi-Campus erhält.

Der soll laut Holger Lohse und Nina Laubenthal besonders folgende Aspekte unter die Lupe nehmen: Sind Gebäudesubstanz und Außenflächen tatsächlich geeignet? Würde eine energetische Sanierung finanziell überhaupt machbar sein? Spielt das Planungsrecht mit? Gibt es die nötigen Fördermittel? Wie könnte das Konzept für eine Betreibergesellschaft aussehen? Und vor allem: Wie sähe der Wirtschaftsplan für eine solche Einrichtung aus? „Denn das Ziel ist: Der Azubi-Campus soll sich nach der Startphase von alleine tragen, ohne kommunale finanzielle Förderung.“

Im August 2022 hatte Markus Funk (Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderung) erstmalig öffentlich die für die hiesige Region einzigartige Projektidee öffentlich vorgestellt, mit der Dorsten überregional um die „Fachkräfte von morgen“ werben will. Und zwar mithilfe einer attraktiven und bezahlbaren Wohnmöglichkeit während ihrer dualen Berufsausbildung, Qualifizierungs-, Pädagogik-, Betreuungs- und Freizeitangebote inklusive - und das alles verkehrsgünstig und stadtnah gelegen.

Vorbild ist der Pings-Kampus des Kolpingwerks in Fulda.
Vorbild ist der Pings-Kampus des Kolpingwerks in Fulda. © Stadt Fulda

Nach seinem Erstaufschlag hatte Markus Funk zunächst mit der externen Beratungsgesellschaft „Matrix“ zwei Workshops organisiert, an der unter anderem hiesige Unternehmer, Job-Center, Schulen, Wirtschaftsexperten, Stadt, potenziellen Azubis und weitere Vertreter teilnahmen. Anschließend wurde ein erstes Strategiepapier erstellt.

„Der Azubis-Campus wäre ein Meilenstein und würde viel Mehrwert für die Stadt bringen“, so Funk. Vorbild sei das vom Kolpingswerk getragene „Pings-Kampus“ in Fulda, den sich der Steuerungskreis bereits angeschaut habe. Dort sei die Nachfrage nach den zur Verfügung stehenden 136 Plätzen „enorm hoch“ - und die Ausbildungsplätze lägen alle in einem Radius von nur 15 Minuten um den „Kampus“ herum. „Auch in Dorsten könnten wir mit einer niedrigen dreistelligen Anzahl von Plätzen starten“, so Markus Funk.

Synergieeffekte

Holger Lohse wies darauf hin, dass im „Johannes-Quartier“ neben dem alten Petrinum mit dem Vestischen Studieninstitut eine weitere neue Weiterbildungseinrichtung geplant sei - was Synergieeffekte in Sachen Energieversorgung und gemeinsamer Nutzung der Außenanlagen mit sich bringen würde. Und Nina Laubenthal rechnete vor, wie wichtig der Azubi-Campus für die heimische Wirtschaft sei: „Es gibt hier inzwischen zehn Prozent weniger Bewerber als Ausbildungsstellen, die zur Verfügung stehen.“ Der Trend zeige, dass vor allem junge Menschen von 18 bis 25 Jahren die Stadt verlassen.

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