
© Guido Bludau
Ein Besuch am verrückten Weihnachtshaus in Deuten (mit Fotostrecke und Video)
Weihnachtshaus
Nach Deuten ist Familie Herrmann Anfang November gezogen. Sie sind die Neuen im kleinsten Ortsteil Dorstens, und man redet bereits über sie. Oder besser: über ihr weihnachtsverrücktes Haus.
Der Empfang ist herzlich - und „standesgemäß“. Mario und Stefanie Herrmann begrüßen den Gast im Weihnachtself-Kostüm. Lyonel (8) und Emily (5) sind ebenfalls im Partnerlook und „der Jahreszeit angemessen“ gekleidet. Leya (2) indes trägt einen Schlafanzug, es ist schließlich schon spät. Aber ihre Augen strahlen, als sie auf Muttis Arm auf den Vorgarten blickt.
3000 Lämpchen im Vorgarten verbaut
Denn da stehen sie und leuchten, die Wichtel, Weihnachts- und Schneemänner. 3000 kleine Lampen hat Maria Herrmann vor seinem neuen Heim verbaut. „Drei Tage hat das gedauert“, sagt der Kfz-Mechaniker. Da war es hell, jetzt ist es dunkel, und da kommt die Weihnachtsdeko natürlich viel besser zur Geltung.
Ein leuchtendes Rentier zieht einen nicht minder leuchtenden Schlitten. Lichterketten schmücken den Gartenzaun und den kleinen Weg zur Haustür, die von einem überdimensionalen Geschenkband gesäumt wird. Wegweiser zeigen zum Nordpol, zu „Santa‘s Workshop“ und „Elf Village“. Der Briefkasten ist ein kleiner Bus, auf die Fassade des neuen Familiendomizils werden Schneeflocken projiziert.
„Der Anfang ist gemacht“, sagt Mario Herrmann mit einem Schmunzeln. In der Feldmark, wo die Familie bis vor Kurzem lebte, hat er jedes Jahr den Garten weihnachtlich dekoriert, „aber das hier ist noch mal eine Nummer größer“. Und noch längst nicht das Ende der Fahnenstange, die in einer Ecke des Vorgartens steht und Flagge zeigt für den Weihnachtsmann.
„Wir machen das für die Kinder“
„Im nächsten Jahr muss mein Mann wohl aufs Dach“, sagt Stefanie Grisworld, pardon: Herrmann. Die chaotische Familie Griswold aus der Weihnachtskomödie „Schöne Bescherung“ scheint das Vorbild der Neu-Deutener zu sein. Ein paar Lampen gehen noch - im Garten, auf dem Dach, überall. „Wir machen das vor allem für die Kinder“, sagt die Mutter.
Und eher unbeabsichtigt wohl auch für die Nachbarn. „Jeden Tag stoppen hier Autos“, sagt Mario Herrmann. „Die Leute steigen aus, machen Fotos mit dem Handy und sind wieder verschwunden.“ So wird es wohl bis ins neue Jahr auf dem Deutener Weg zugehen, dann mottet die Familie ihre blinkende Deko ein - und wartet auf das letzte Geschenk.
Das nennt sich „Stromrechnung“, kann nicht umgetauscht werden, soll aber dank LED-Technik angeblich nicht die Stimmung vermiesen.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
