Franz-Josef und Luzia Micheel haben das Coronavirus besiegt.

© Stefan Diebäcker

Das Corona-Wunder von Lembeck: Ehepaar (93/89) besiegt das Virus

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Franz-Josef (93) und Luzia (89) Micheel haben das Coronavirus besiegt. Das grenzt an ein Wunder. Aber das Ehepaar aus Lembeck hat eine einfache Erklärung: „Wir haben gekämpft!“

Lembeck, Dorsten

, 08.04.2020, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die kleine Holzbank vor der Haustür ist der Lieblingsplatz von Franz-Josef und Luzia Micheel. Auch am Mittwoch saß das Ehepaar dort, genoss die Frühlingssonne und die Stille am Ortsrand von Lembeck. Wochenlang ging das nicht. „Wir waren zu schwach“, sagt der 93-Jährige.

Franz-Josef Micheel und seine Frau hatten sich vor einigen Wochen mit dem Coronavirus infiziert. Ein befreundetes Ehepaar hatte es bei einem Besuch, als das verschärfte Kontaktverbot noch nicht galt, übertragen. „Unwissentlich natürlich“, betont Schwiegertochter Eva Micheel. „Sie hatten sich wohl beim Sohn der Enkelin angesteckt, der zum Skifahren in Ischgl war.“

Fünf Tage später begann bei Familie Micheel der Husten. „Wir fühlten uns schlapp, einfach erbärmlich. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht mitgemacht“, berichtet Luzia Micheel. „Aber wir waren zusammen, haben uns nie hängen lassen und gekämpft.“

Im Schlafanzug ins Auto und ab zum Arzt

Als der Gesundheitszustand ihrer Schwiegereltern immer bedenklicher wurde und die Nachricht der befreundeten Familie kam, dass der Skifahrer positiv getestet worden war, packte Eva Micheel die beiden kranken Senioren im Schlafanzug ins Auto und fuhr sie zum Arzt. „Dr. Lippert hat durchs Seitenfenster den Abstrich gemacht.“

Zweite Tage später wusste das alte Ehepaar, dass es infiziert war. Und wenig später hatten auch Schwiegertochter Eva und ihr Mann Glieder- und Kopfschmerzen, nur längst nicht so ausgeprägt. Der Test war bei ihnen nur noch Formsache.

Fortan stand der ganze Hof Micheel unter Quarantäne, auch der Enkel, seine Ehefrau Lena und Urenkelin Helena verließen drei Wochen nicht mehr das Haus nebenan, obwohl sie sich nicht infiziert hatten. Doch der Zusammenhalt der Vier-Generationen-Familie bewährte sich in dieser schweren Zeit.

„Wir haben auch gedacht: Wir schaffen es nicht“

„Wir hatten kein Fieber und keine Atemnot“, erklärt Franz-Josef Micheel, „aber aufgrund unseres Alters haben wir uns natürlich Gedanken gemacht. Und manchmal haben wir auch gedacht: Wir schaffen es nicht.“

Rückblickend glaubt Schwiegertochter Eva, dass es die richtige Entscheidung war, die Schwiegereltern nicht ins Krankenhaus zu bringen, wo auch niemand sie hätte besuchen können. „Wir haben darüber gesprochen, aber es war eigentlich klar, dass die beiden sagen würden: Wenn wir sterben müssen, dann hier und nicht im Krankenhaus.“

Es war eine „erbärmliche“ Zeit

Die dreiwöchige Krankenzeit bezeichnet Franz-Josef Micheel als „erbärmlich“. Er und seine Frau haben einige Tage kaum etwas gegessen, der Ur-Lembecker verlor zehn Kilo Körpergewicht. „Wir hatten keinen Geschmack, wollten auch nichts riechen. Aber getrunken haben wir reichlich.“

Franz-Josef und Luzia Micheel mit Schwiegertochter Eva, mt Lena, der Frau ihre Enkels, und Ur-Enkelin Helena.

Das Schlimmste ist überstanden: Franz-Josef und Luzia Micheel mit Schwiegertochter Eva, mit Lena, der Frau ihre Enkels, und Ur-Enkelin Helena. © Stefan Diebäcker

Sesselkinder waren sie nie, sagen sie, sondern sind immer viel in Bewegung gewesen. Morgens eine Stunde spazieren, nachmittags eine Stunde - „so weit bin ich noch nicht wieder“, gibt Franz-Josef Micheel zu. „Aber das wird schon wieder.“

Die für sein Alter gute körperliche Konstitution hat das Ehepaar offenbar über die schwere Zeit gerettet. Und die Fürsorge ihrer Familie natürlich. Schwiegertochter Eva, die sich vom Gesundheitsamt „sehr gut betreut“ fühlte, sah ständig nach dem Rechten, die Schwägerin aus dem Dorf hat die WhatsApp-Einkaufsliste für alle abgearbeitet.

Und noch etwas hat geholfen, davon ist Familie Micheel überzeugt: Gottes Segen.