Es war gegen 2.30 Uhr in der Nacht zum 16. Mai 2022, als ihr Sohn sie aus dem Schlaf holte. „Mama, das ist doch gemein!“ Da war klar, dass Sandy Meinhardt den Sprung in den NRW-Landtag haarscharf verpasst hatte.
Den Wahlkreis 71 (neben Dorsten und Haltern gehören auch Ahsen und Ostlevern in Datteln sowie Marl-Polsum dazu) hatte die Sozialdemokratin aus Dorsten bei ihrer ersten Kandidatur gegen den Halterner Josef Hovenjürgen (CDU) verloren. Meinhardt erhielt damals 27,5 Prozent der Erststimmen, Hovenjürgen 44,5 Prozent. Die Landesliste der SPD zog bis Platz 14. Sandy Meinhardt stand auf Platz 16. Pech gehabt.
Doch knapp zwei Jahre später erfüllt sich ihr Wunsch von einer landespolitischen Karriere doch noch.
„Ich hatte nicht mehr damit gerechnet“
„Ich hatte nicht mehr damit gerechnet“, gibt die 42-jährige Integrationshelferin an der von-Ketteler-Schule in Dorsten zu. Dass es jetzt doch noch mit dem Einzug in den Landtag geklappt hat, liegt an einem traurigen Umstand: Ihre Parteikollegin Dr. Nadja Büteführ aus Witten ist in der vergangenen Woche gestorben, Sandy Meinhardt aus Sicht der Partei die logische Nachrückerin.
Zugesagt habe sie sofort, bestätigte die Dorstenerin, als am Montag (5.2.) die Nachfrage der NRW-SPD kam, ob sie das Mandat annehme. „Aber der Tod von Nadja Büteführ hat mich schon sehr getroffen. In der Partei haben ihr alle großen Respekt entgegengebracht.“

Vielleicht hilft es der Newcomerin, dass sie ähnliche Themenschwerpunkte hat wie ihre verstorbene Vorgängerin: Familie, Jugend, Soziales, Bildung. In diesen Ausschüssen wird Sandy Meinhardt ihren Platz für die SPD einnehmen, wenn sie Ende des Monats in Düsseldorf vereidigt wurde.
Im Wahlkampf hatte sie als wichtigste Ziele benannt: „Eine klimaneutrale Energie, einen Ausbau der Infrastruktur, eine Landesregierung, die die Themen nicht nur in der Theorie plant, sondern endlich anfängt, zukunftsorientiert zu handeln.“
Die plötzliche Polit-Karriere sieht sie „mit einem lachenden und weinenden Auge“. Das hatte sie auch im Mai 2022 gesagt, als ihr der direkte Weg nach Düsseldorf verwehrt blieb. Politik macht sie gerne, aber als Integrationshelferin arbeitet sie eben auch gerne. Daran hat sich nichts geändert.
In Düsseldorf einleben und einarbeiten
Bis Mai 2027 wird sie von ihrer Arbeitgeberin, der Arbeiterwohlfahrt, freigestellt. Was danach kommt, ist weit weg. Jetzt gilt es erst einmal, sich in Düsseldorf einzuleben und einzuarbeiten.
Ein eigenes Büro wird Sandy Meinhardt in der Landeshauptstadt haben, den Weg zwischen Landtag und ihrer Wohnung in Dorsten wird sie während der Sitzungsperioden mit dem Auto zurücklegen.
Außerhalb dieser Zeiten möchte sie viel in ihrem Wahlkreis unterwegs sein, mit den Menschen ins Gespräch kommen. Und wie 2022 hoffen, dass sie auch weiterhin genügend Freizeit hat, um das zu machen, was ihr neben der Politik wichtig ist: „Zeit mit Familie und Freunden verbringen, Musik hören, lesen.“
Drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis 71
Drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis 71 werden künftig im NRW -Landtag sitzen. Das ist durchaus eine Seltenheit. Neben Josef Hovenjürgen (CDU) und Sandy Meinhardt (SPD) ist seit Mai 2022 auch Dr. Daniel Zerbin (AfD) in Düsseldorf. Hovenjürgen ist Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, Zerbin ist Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses.
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