Dorstens Unternehmerin des Jahres hat als Kind in Getreide gebadet (mit Video)

© Stefan Diebäcker

Dorstens Unternehmerin des Jahres hat als Kind in Getreide gebadet (mit Video)

rnUnternehmerin des Jahres

Zum 17. Mal verleiht die Dorstener Zeitung in diesem Jahr den Titel „Unternehmer des Jahres“. Er geht an eine Frau, die als Müllerin und Inhaberin eines Bioladens eine Ausnahmeerscheinung ist.

Dorsten

, 24.10.2021, 17:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Beruf ist ihr in die Wiege gelegt worden, wie man so schön sagt. Die kleine Mühle an der Glück-Auf-Straße war früher ihr Spielplatz. Mit ihrer Schwester Jutta versteckte sich Barbara Mense (54) dort gern. Und ja: „Wir haben manchmal im Badeanzug in Getreide gebadet.“ Heutzutage würde jeder Lebensmittelkontrolleur sicherlich schwer schlucken...

Zunächst allerdings hat Barbara Mense eine kaufmännische Ausbildung bei einem Bio-Großhändler in Coesfeld absolviert. Doch weil ihr klar war, dass sie das „nicht ein Leben lang machen“ möchte, hat sie sich von Vater und Großvater zur Müllerin ausbilden lassen. „Ich wollte etwas anfassen. Ich bin ein Mensch, dessen Hände die Werkzeuge sind.“ Und so wurde sie Dorstens erste und einzige Müllerin.

Wilhelm Mense (85) ist mächtig stolz auf seine Tochter, die das Familienunternehmen ausgebaut und weiterentwickelt hat.

Wilhelm Mense (85) ist mächtig stolz auf seine Tochter, die das Familienunternehmen ausgebaut und weiterentwickelt hat. © Stefan Diebäcker

Zum 17. Mal vergibt die Dorstener Zeitung am 12. November (Freitag) die Auszeichnung „Unternehmer des Jahres“. Die Entscheidung der unabhängigen Jury fiel vor wenigen Wochen nahezu einstimmig.

„Ich bin ein Mensch, dessen Hände die Werkzeuge sind.“
Barbara Mense

„Ich habe gelacht“, sagt Barbara Mense über den Moment, als sie von der Nachricht erfuhr. „Ich hätte nie gedacht, dass ein kleines Unternehmen mit sechs Mitarbeitern plus Familienmitgliedern eine solche Ehrung erfahren könnte.“ Auf Nachfrage gibt die Preisträgern dann aber zu. „Ich fühle mich sehr geehrt und geschmeichelt.“

Eine Ausnahmeerscheinung im Dorstener Wirtschaftsleben

Die Größe eines Unternehmens ist noch nie ausschlaggebend gewesen für diese besondere Auszeichnung. Vielmehr ist es in diesem Jahr die Tatsache, dass Barbara Mense und ihr Familienunternehmen in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung im hiesigen Wirtschaftsleben sind. Es gibt halt nur sehr wenige Müllerinnen in Deutschland. Und wohl niemand ihrer Berufskolleginnen betreibt auch noch einen Bioladen.

Das funktioniert auch deshalb so gut, weil ihr Vater noch immer mitmischt in der Mühle. Wilhelm Mense (85) hat seiner Tochter gelehrt, sparsam zu sein, flexibel auch und jede Nische zu nutzen. Das kleine Familienunternehmen hat sich spezialisiert auf die Vermahlung von Roggen und Dinkel - 30 Tonnen pro Tag. „Das machen die Großen nicht so gern, weil die Mühlen dann andere Maschinen brauchen“, sagt Barbara Mense.

„Bio“ ist das Mense-Mehl nicht, aber das sind die etwa 4500 Produkte, die Barbara Mense in ihrem kleinen Bioladen verkauft. „Daran hängt mein Herz.“ Eröffnet hatte ihn ihre Schwester Jutta bereits in den 1980er-Jahren, die heute in einem kleinen Bereich des Ladens Naturtextilien anbietet. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema für Barbara Mense. Auf Folien schon in der Anlieferung verzichten, wo immer es möglich ist, Pfandkisten nutzen, hochwertige und natürliche Produkte anbieten - das ist ihre Philosophie.

Auf ihren kleinen Bioladen ist Barbara Mense stolz. An der Glück-Auf-Straße verkauft sie etwa 4.500 Produkte aus dem In- und Ausland.

Auf ihren kleinen Bioladen ist Barbara Mense stolz. An der Glück-Auf-Straße verkauft sie etwa 4.500 Produkte aus dem In- und Ausland. © Stefan Diebäcker

Die Müllerin, die das Unternehmen im Jahr 2000 übernommen hat, möchte „die Tradition fortsetzen, den Betrieb ausbauen und nach innovativen Produkten suchen, die zu uns passen“. Und sie möchte in „ihrem“ Stadtteil Hervest-Dorsten „viele Menschen und kleine Läden miteinander vernetzen“.

Ob ihr Neffe eines Tages ins Familienunternehmen einsteigt, ist noch nicht entschieden. Falk (26) ist gelernter Müller - pardon: Verfahrenstechnologe für Getreide- und Futterwirtschaft, wie es korrekt heißt -, ist mittlerweile auch Müllereitechniker und hat gerade ein zweites Studium im Bereich „Green Engineering“ aufgenommen. Seine Tante sieht die Zukunft realistisch: „Ihm werden eines Tages alle Türen offenstehen.“

Die bisherigen Preisträger seit 2005: Hermann Imping & Gerd Kleinespel (Bäckerei), Winfried Krukenberg (Bauunternehmen), Ralf Honsel Einzelhandel), Rüdiger & Volker Tüshaus (Dorstener Drahtwerke), Jürgen Salamon (Dr. Peters/Köpper), Josef Elvermann (Betonbau), Stephan Reken (Mensing), Björn Freitag & Frank Rosin (Sterneköche), Christel Heiming-Mechlinski (Baustoffe), Gisbert Suden (u.a. Deponiebau und Entsorgung), Clemens Borgmann (Autohandel), Johannes Humbert (Entsorgung), Christoph Thier-Essing (Lohnunternehmer Landwirtschaft), Jörg Meyer (Metallwerk Kleinken), Michael & Sebastian Brodmann (Stiftsquelle) und Thomas Baumann (Fernmeldebau).