Ein grüner Drache fliegt in den beinahe wolkenlosen Abendhimmel, unter ihm ein sattgrüner Wald. Die Abendröte taucht die Szene in warme Farben. Sie prangt auf dem Cover eines DIN A4 großen Heftes, das Franziska Erbe stolz in ihren Händen hält.

Es ist ihre Facharbeit, die die 18-jährige Dorstenerin am Gymnasium Petrinum abgegeben hat. Geschrieben hat „Franzi“, wie sie von vielen gerufen wird, keine mehrseitige wissenschaftliche Arbeit.
In Kunst hat sie stattdessen ein Kinderbuch mit eigenen Texten und Illustrationen entworfen. Denn Malen und Zeichnen seien etwa seit der siebten Klasse zwei ihrer großen Leidenschaften.
„Ich finde Drachen einfach cool!“
Der Titel ihres Werks: „Das Drachenfest. Ilias erstes Abendteuer“. Mit einem Grinsen erzählt Franzi Erbe: „Ich finde Drachen einfach cool!“ Die Idee zu der Geschichte sei aber schon etwas älter, erinnert sich die Abiturientin.
Sie stamme aus einem Praktikum, das Franzi Erbe als Zehntklässlerin in einer Grundschule gemacht habe. „Die Kinder in der dritten Klasse hatten Schreibzeit und sollten eine Geschichte verfassen. Dann haben sie mich gefragt, ob ich auch eine schreiben könnte.“
Entstanden sei dann das erste Kapitel von Ilias‘ Abenteuer. „Es hat mit einem Cliffhanger geendet. Meine Kunstlehrerin hat vorgeschlagen, die Geschichte dann weiterzuschreiben.“ Bebildert hat Franzi Erbe diese dann mit Motiven in Aquarellfarben.
Drache Ilias erlebt Abenteuer
Weil seine Eltern ihn nicht zum anstehenden Drachenfest mitnehmen wollten, macht sich der junge Drache eben auf eigene Faust auf den Weg dorthin - „ohne zu wissen, in was für ein Abenteuer er hineingeraten würde“, schreibt die Dorstener Künstlerin im Klappentext.
Und ohne es zu wissen, ist auch Franzi Erbe in ein Abenteuer geschlittert. Denn die Arbeit der Abiturientin ist nicht nur in ihrer Schule ausgestellt worden. Auch Vorstandsmitglieder des Vereins „Cornelia Funke Baumhaus“ um Lambert Lütgenhorst, Anke Klapsing-Reich und Hans-Georg Karl sind auf die 18-jährige Nachwuchskünstlerin aufmerksam geworden.

Mithilfe der Petrinum-Schulleitung hat der Verein Franzi Erbe mit Cornelia Funke zusammengebracht. „Mit ihr verbindet mich das Malen und Schreiben“, sagt Franzi Erbe, die im Wintersemester ihr Studium der Anglistik und Komparatistik an der Ruhr-Universität Bochum beginnt.
Cornelia Funke fördert junge Künstler
Der Clou: Die erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin bietet durch Einladung oder auf Empfehlung immer wieder Nachwuchskünstlerinnen und -Künstlern auf ihrem Bauernhof in der Toskana die Möglichkeit, sich auszutauschen und ihre Kreativität auszuleben. Sie kommen unter in vier kleinen Apartments. Und die sind bis auf die Verpflegung völlig kostenfrei, bezahlt von Cornelia Funkes Stiftung „Rim of Heaven“.i, bezahlt von Cornelia Funkes Stiftung „Rim of Heaven“.
Die Kreativen reisen aus unterschiedlichen Ländern an: England, Kolumbien, Italien, Syrien, Argentinien, aber auch Deutschland. Das Besondere: Franzi Erbe ist die erste Teilnehmerin aus Dorsten - der Heimatstadt von Cornelia Funke.
„Cornelia hat uns immer angeboten, jemanden aus Dorsten zu ihr zu schicken“, erzählt Anke Klapsing-Reich. Der Verein habe allerdings Abstand von einem Wettbewerb genommen, bei dem Werke von Nachwuchskünstlern aus der Lippestadt von einer Jury bewertet werden. „Wir wünschen uns, dass regelmäßig junge Leute diese Möglichkeit bekommen“, sagt Lambert Lütgenhorst.
Zwei Wochen in der Toskana

Die Reise zu Cornelia Funkes Künstler-Bauernhof beginnt für Franzi Erbe bereits in wenigen Tagen. Von Frankfurt aus startet der Flieger am Montag (1. Oktober) in Richtung Pisa. „Ich freue mich sehr und bin gespannt, was mich erwartet“, sagt die Dorstenerin. Zwei Wochen wird sie in der Toskana bleiben. Auf ihrem Instagram-Kanal „fancy_arts21“ möchte sie Einblicke in ihre Zeit vor Ort geben.
Doch was wünscht sich die junge Künstlerin von ihrem Aufenthalt nahe des Städtchens Volterra? Die Antwort auf diese Frage fällt vielfältig aus. „Ich möchte mir ein Netzwerk aufbauen, von den Erfahrungen der anderen profitieren und fachliches Feedback bekommen“, sagt Franzi Erbe. Denn hauptberuflich Künstlerin zu sein, das wäre der Traum der jungen Dorstenerin.
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