Pascal Konert schaut sich um. Der 37-Jährige lässt den Blick über den Marktplatz schweifen. Zwischen den beiden großen Zelten des Dorstener Winterzaubers hält er inne. Dann fängt er an, von den Schwierigkeiten zu erzählen, die er mit der Veranstaltung im Zentrum der Altstadt hat. Denn: Pascal Konert sitzt im Rollstuhl. Seit zehn Jahren sei er darauf angewiesen, erzählt seine Mutter Annegret Konert.
Beide kritisieren den Winterzauber. Er sei nicht barrierefrei, sagt Annegret Konert. Das größte Problem seien die Hackschnitzel, nicht nur für ihren Sohn, sondern auch für andere mobilitätseingeschränkte Menschen.
Zwar könne er sich mit seinem elektrischen Rollstuhl auf den Hackschnitzeln zwischen den Zelten fortbewegen, sagt Pascal Konert. „Aber nur, solange ich geradeaus fahre. Wenn ich drehen muss, fahre ich mich fest.“
Fußstützen graben sich ein
Auch mit dem leichteren Rollstuhl zum Schieben sei es nicht einfacher, ergänzt Annegret Konert. Gemeinsam demonstrieren sie das Problem: Versucht die Mutter ihren Sohn im Rollstuhl über die Hackschnitzel zu schieben, graben sich die Fußstützen in das Bodenmaterial hinein. Ein Fortkommen ist kaum möglich. Und auch in das Gastro-Zelt komme er nicht hinein, sagt Pascal Konert. Zu hoch sei die Kante am Ein- und Ausgang.

Zudem sei zwar ein Toilettenwagen mit Kabinen für Männer und Frauen bereitgestellt, aber es fehle eine Behindertentoilette, sagt Annegret Konert. Die nächste befinde sich erst in den Mercaden. Der Weg dorthin sei zu weit und außerdem schließe das Einkaufscenter bereits um 20 Uhr. Zu dieser Zeit geht am Wochenende das Treiben auf dem Winterzauber und beim Eisstockmasters der Vereinten Volksbank erst richtig los.
Zwei-, dreimal sei er in diesem Jahr beim Winterzauber gewesen. Um seine Freunde zu unterstützen. „Sie haben beim Eisstockmasters mitgespielt und mein Vater ebenfalls.“
Zuschauen sei derweil weniger ein Problem. „Der Sitz des elektrischen Rollstuhls lässt sich hochfahren. Damit kann ich über die Bande schauen, wenn ich direkt an sie ranfahren kann.“ Am liebsten wäre es ihm allerdings gewesen, wenn er sich mit seinem Rollstuhl zu seinen Freunden auf das Kunsteis hätte stellen können.
Gemeinsame Begehung mit Veranstalter
Von den Schwierigkeiten, so erzählen Mutter und Sohn, hätten sie schon in den vergangenen Jahren der Stadtagentur sowie dem Veranstalter berichtet. Auch eine gemeinsame Begehung mit Hans Schuster, Chef der verantwortlichen Eventagentur Nightaffairs, habe es gegeben. Passiert sei dennoch nichts.

Dabei hätten die Konerts den Verantwortlichen Vorschläge unterbreitet, die sie gegenüber dieser Redaktion nochmals wiederholen. „Es sind Kleinigkeiten“, die sie angesprochen hätten, sagt Annegret Konert.
Spezielle Zusatzrampen könnten es für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und Nutzer von Rollatoren vereinfachen, über die schwarz-gelben Kabelkanäle zu kommen. „Man könnte einen zusätzlichen Toilettenwagen für Behinderte aufstellen“, sagt Annegret Konert.
Ihr Sohn fügt hinzu, dass ein Steg aus Holz oder Gummimatten zwischen den beiden Zelten, der Imbissbude von Miske und dem eigentlichen Marktplatz das Fortbewegen auf den Hackschnitzeln deutlich angenehmer gestalten würde.
Jährliche Kritik
Neu ist diese Kritik am Dorstener Winterzauber derweil nicht. Jährlich kommt sie auf. Dabei, so erklärt Hans Schuster im Gespräch mit dieser Redaktion, seien ihm oftmals von behördlicher Seite die Hände gebunden.
Auch wenn er wollte, dürfe er einige der Vorschläge, die die Konerts gemacht haben, nicht umsetzen. Spurlos gehe die Kritik deshalb keinesfalls an ihm vorbei.
So gebe es beispielsweise keinen Platz für einen zusätzlichen Container mit einer Behindertentoilette. Hans Schuster verweist auf die Flucht und Rettungswege, die frei bleiben müssten. Aber: „Wer sie benötigt, kann die Behindertentoiletten beim Café Extrablatt nutzen.“ Die aktuellen Container seien etwa dreimal größer als Vorjahr.
Mittige Stege über den Platz zwischen den Zelten dürften nicht aufgebaut werden. „Der Platz ist eine Feuerwehr-Stellfläche.“ Deshalb dürften die als Stehtische fungierenden Holzfässer auch nicht in der Mitte stehen. Aus dem gleichen Grund gebe es auch keinen großen Weihnachtsbaum. Derweil seien die Kabelkanäle die niedrigsten, die es gebe. Hans Schuster sagt daher: „Unser Personal unterstützt grundsätzlich gerne, wenn jemand Hilfe benötigt.“
Für Pascal Konert bleibt das Gefühl ausgegrenzt zu sein. Seine Mutter sagt: „Für mich gehören Behinderte in die Mitte der Gesellschaft.“