Der Sohn der Dorstenerin Katja Bauer (Name geändert) tut sich morgens oft mit der Trennung am Gruppenraum der Kita schwer. Helfen würde ihm, wenn eine Erzieherin ihn bei der Trennung begleiten könnte. „Aber meistens ist einfach zu wenig Personal da und somit niemand, der sich diese Zeit nehmen kann“, sagt die Mutter.
Hinzu käme, dass es in den vergangenen zwölf Monaten in der Dorstener Kita immer wieder zu sehr großen personelle Veränderungen gekommen sei. „Dieser ständige Personalwechsel ist nicht einfach für die Kinder. Sie können oft gar keine richtige Bindung zu den Erzieherinnen aufbauen“, so Katja Bauer.
In der Kita herrsche bereits Personalmangel, wenn alle Kräfte da seien. Wenn dann Erzieherinnen aufgrund von Krankheit fehlen würden, werde es eng. „Oft ist es eher eine Verwahrung oder Mangelverwaltung und kein attraktiver Kita-Alltag für die Kinder, der sie wirklich fördert“, so die Dorstenerin. Gruppenübergreifende Projekte, Ausflüge oder Vorschularbeit würden daher oft hintenüberfallen. Das sei besonders nach der langen Pandemiezeit, in der so gut wie nichts davon möglich gewesen sei, besonders schade.
Überlastete Kräfte
„Jetzt ist doch eigentlich endlich die Zeit, den Kindern zu zeigen, wie spannend, groß und bunt die Welt ist und jetzt geht es aufgrund des Personalmangels nicht“, klagt Katja Bauer. Den vorhandenen Erzieherinnen macht die Mutter dabei überhaupt keine Vorwürfe: „Die tun, was sie können!“ Man merke ihnen aber an, dass sie oft überlastet seien.
Bauer würde sich wünschen, wenn Erzieherinnen und Erzieher generell besser bezahlt, aber auch mehr wertgeschätzt würden. „Die machen so einen wichtigen Job, sie legen quasi nach der Erziehung zu Hause die Grundlage für alles weitere. Wenn das jetzt auf Sparflamme läuft, geht den Kindern sehr viel verloren“, sagt sie.
Stadtsprecher Christoph Winkel bestätigt für die Dorstener Kitas in städtischer Trägerschaft, dass es „natürlich immer wieder Stellenvakanzen aufgrund der großen Stellenzahl im Kita-Bereich“ gebe. Es sei kein Geheimnis, dass der Arbeitsmarkt im Erzieherbereich angespannt sei.
Bewerberpool
Die Situation habe sich jedoch durch die Entfristung aller Zeitverträge zum 1. August 2022 deutlich verbessert und entspannt. Durch erfolgreiches Recruiting habe man die Möglichkeit, freie Stellen zeitnah aus dem eingerichteten Bewerberpool zu besetzen.
In den vergangenen Monaten sei es in städtischen Kitas durchaus zu Engpässen mit teilweise auch Notbetreuung gekommen, jedoch eher durch kurz- und langfristige Erkrankungen sowie kurzfristige Beschäftigungsverbote wegen Schwangerschaft als wegen unbesetzter Stellen.

Auf die Frage nach der aktuellen Personalsituation antwortet Stefanie Reich, zuständig für die evangelischen Kitas in Dorsten: „Derzeit sind wir sehr entspannt. Jede frei gewordene Stelle kann zeitnah nachbesetzt werden. Es gibt viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich schnell neu orientieren, aber auch sehr viele, die sich bei uns bewerben.“ Aktuell sei man noch in der Lage, Arbeitsverträge nicht zu verlängern, wenn die Person konzeptionell nicht zur Einrichtung passe.
Momentan suche man in einer evangelischen Dorstener Kita Mitarbeitende ab sofort, in einer weiteren ab dem 1. August. In drei Kitas habe man zum neuen Kita-Jahr noch freie Stellen für Berufspraktika im Zuge der Erzieherausbildung. Gründe für fehlende Erzieher und Erzieherinnen sieht Reich vor allem beim Ausbau von Betreuungsangeboten ohne gleichzeitige Steigerung der Ausbildungskapazitäten.
Es würde zudem viel über die schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen gesprochen und berichtet, das lasse den Beruf nicht besonders attraktiv wirken. „Aber eigentlich ist es einer der schönsten Arbeitsfelder der Welt“, sagt Stefanie Reich.
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