Energieverbrauch, Energie sparen, steigende Strom- und Heizkosten. Diese Themen beschäftigen Bevölkerung und Politik aktuell mehr denn je. Wer sich mit dieser Thematik und der Suche nach realistischen Alternativen befasst, kommt schon seit Jahren nicht um Erneuerbare Energien herum. Und in Dorsten bald an einer Firma nicht vorbei.
Photovoltaik-Anlagen werden immer beliebter – sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. Doch die Anlagen bieten oftmals lediglich eine kleine Unterstützung für die zu stemmenden Kosten. Was wäre aber, wenn sich ein Haushalt oder ein Gewerbe völlig selbstständig mit eigens produzierter Energie versorgen könnte?
Genau dieses Ziel hat sich die Dorstener Firma Oskomera auf die Fahne geschrieben. Das Unternehmen in Rhade peilt im Optimalfall für jeden Kunden eine hundertprozentige Autarkie – also die komplette Unabhängigkeit von den Energiepreisen auf dem Markt – an.
Ausbau von Ladenlokalen
Dafür hat Firmengründer und Inhaber Olaf Graventein zusammen mit seinem Sohn und Projektleiter Jan Graventein ein neues Konzept entwickelt. Dieses beinhaltet die eigene Produktion und Nutzung von Energie mithilfe von Wasserstoffanlagen.
Nach der Firmengründung vor 18 Jahren kümmerte sich Oskomera vor allem um den Ausbau von Ladenlokalen in ganz Deutschland. In den vergangenen Jahren waren schließlich vermehrt Projekte wie Büroflächen, kleinere Hallen, aber auch private Einrichtungen dabei.
Nun sollte aber eine Veränderung her. „Wir haben uns vor einiger Zeit überlegt, wie unsere Inhalte weitergehen sollen. Das Thema Energiekrise haben wir politisch auch kritisch betrachtet. Wir dachten, es muss da eine Lösung geben“, erklärt Olaf Graventein die Entstehung der neuen Konzeptidee.
Sohn Jan Graventein sieht in dem Projekt auch einen Auftrag: „Es ist ein Teil meiner Zukunft. Im Baugeschäft geht es auch darum, Lösungen zu finden. Warum also nicht einfach mal anpacken und eine Lösung für die Energiekrise suchen?“
Photovoltaik und Wasserstoff
„Pure Energy Germany“ heißt die neue Marke der Oskomera, mit der die Energie durch die Kombination aus einer Photovoltaik- und einer Wasserstoff-Anlage langfristig gespeichert werden soll. „Eine einfache Tagesbatterie, die die Stromerzeugnisse aus Photovoltaik speichert, verliert mit der Zeit viel Energie. So kamen wir auf Wasserstoff“, sagt Olaf Graventein.
Vor allem im Sommer wird der Strom über die Photovoltaik-Elemente produziert. Dieser landet in der Tagesbatterie oder aber wird über einen Elektrolyseur umgebaut und in die Wasserstofftanks geleitet. Der Strom für den Haushalt wird zunächst aus der Batterie genutzt.

Sobald die Tagesbatterie nun ihre Grenze erreicht – ausgelegt ist sie auf 48 bis 72 Stunden Stromvorrat – schaltet die automatische Steuerungselektronik um. Aus den Wasserstoffanlagen wird nun Strom über eine Brennstoffzelle in die Tagesbatterie geleitet.
Dieser Vorgang kommt vor allem im Winter zum Tragen, wenn das Potenzial der Stromproduktion durch die Sonne kaum mehr gegeben ist. Das System soll laut Olaf Graventein dem Kunden Unabhängigkeit vom Markt versprechen.
Pilotprojekt in Schermbeck
Dass das Konzept funktioniere, zeige ein Einfamilienhaus in Schermbeck. Das Pilotprojekt steht nach einem Jahr Planungs- und Bauzeit kurz vor der Fertigstellung. „Es ist dort so ideal, dass wir auf dem Flachdach für zwei Personen vermutlich den gesamten Strom für das gesamte Jahr erzeugen können. Es entsteht eine Autarkie, auch was die Wärmeerzeugung und warmes Wasser betrifft“, sagt der 61-jährige Olaf Graventein.
In Schermbeck setzte Oskomera jedoch nicht nur das neue System aus Photovoltaik- und Wasserstoffanlage ein. Hier sei gleich eine Komplettsanierung mit Dämmung, Fenstern, Türen, Wärmepumpe, Fußbodenheizung und vieles mehr notwendig gewesen. Dementsprechend fallen dort auch die Kosten aus.
Wie hoch sind die Kosten?
Pauschal sei ein fixer Kostenpunkt für die einzelnen Projekte nicht nennbar, da viele Aspekte eine Rolle spielen. Unter anderem spiele die Statik des Objektes eine wichtige Rolle.
„Wir entwickeln ganz individuell für jeden Kunden ein angepasstes Konzept. Es kommt immer darauf an, ob wir bei null anfangen oder ob wir nur die Anlagen installieren müssen“, betont der Projektleiter und Fachexperte für Wasserstoffanwendungen, Jan Graventein.
Der 24-Jährige sagt aber auch ganz offen: „Da reden wir natürlich nicht mehr von 20-, 30- oder 40.000 Euro, sondern sind schon bei 80.000 Euro plus X. In Zukunft sollen die Preise runtergehen, denn je mehr wir bauen dürfen, desto leichter fällt es, die Preise zu senken.“
Dank Fördermaßnahmen werden die Kunden aber zusätzlich unterstützt. Die Oskomera kümmert sich persönlich um die Förderung. Im Regelfall sei das Projekt zwischen 20 und 40 Prozent förderfähig. Das Land NRW habe dabei laut Jan Graventein derzeit die besten Konditionen.
Olaf und Jan Graventein unterscheiden zudem zwischen privaten und gewerblichen Kunden. Im Gewerbe gelten schließlich andere Voraussetzungen. „Die privaten Objekte haben immer einen höheren baulichen Aufwand. Bei den gewerblichen ist es oft so, dass im wesentlichen die technischen Anlagen relevant sind“, sagt Jan Graventein.
Mehr als 20 Firmen beteiligt
Wasserstoffanlagen sind grundsätzlich keine neue Erfindung. Gerade in den vergangenen Jahren seien zahlreiche Unternehmen „aus dem Boden gestampft worden“, die sich mit der Wasserstoffanwendung befassen. Das Problem: „Viele haben sehr gute Lösungen, aber jeder macht seinen Kram“, betont Jan Graventein.
Mehr als zehn Firmen seien bei der Installation der Anlage allein für das Technische zuständig. Weitere zehn bis 15 Firmen kommen bei möglichen Umbaumaßnahmen zum Einsatz. Genau da kommt Oskomera ins Spiel.
Das Unternehmen entwickelt ein Gesamtkonzept und führt dank der Erfahrungen und Kontakte die einzelnen Betriebe zusammen. „Wir haben gelernt, diese Anlagen zu verstehen und wissen, wo die Probleme sind. Wir sind der Ansprechpartner für die Kunden und versprechen eine intensive Planung. Im besten Fall ruft uns der Kunde nie wieder an – außer nach 30 Jahren, wenn die Anlage ein Update braucht“, so Jan Graventein.
Oskomera hat klare Ziele
Die Dorstener Firma verfolgt mit der neuen Marke „Pure Energy Germany“ konkrete Ziele. Den privaten Bereich will Oskomera so autark wie möglich machen. Aktuelle liege der Lösungsbereich zwischen 90 und 100 Prozent.
Im gewerblichen Bereich hänge die Autarkie hingegen von deutlich mehr Faktoren ab. Hier ist daher von einer „wirtschaftlichen Autarkie“ die Rede.
Olaf Graventein erklärt: „Wenn beispielsweise ein Parkplatz komplett überdacht und mit Photovoltaik ausgestattet ist, werden vielleicht zwei Drittel der Energie abgedeckt. Die Gewerblichen haben dann aber den Vorteil, dass sie als Großabnehmer andere Strompreise haben als private Leute. Sie können dann im Sommer, wenn der Strom billig ist, für einen Minimalbetrag einkaufen. Wir können hingegen so viele Wasserstoffspeicher bauen, dass sie damit über den Winter kommen.“
Auch, wenn die Installation der Anlagen mit hohen Kosten verknüpft sind, lockt Oskomera mit Perspektiven für die Zukunft. „Ja, die Anlage ist nicht billig, aber dafür ist man die nächsten 30 Jahre voll darauf fixiert, nicht für einen Cent über einen Anbieter Strom zu ziehen, sondern alles selbst zu produzieren“, sagt Jan Graventein.
Aber nach vielen Jahren würde sich die Installation der Anlage letztendlich bezahlt machen? Jan Graventein gibt eine vorsichtige Prognose. „Es hängt immer von der Größe und dem Zustand des Objektes ab und davon, ob ein Haus neu gebaut oder saniert werden muss. Bei einer Privatperson sehe ich acht bis zwölf Jahre als realistisch.“
Bei einem Neubau oder einer Sanierung rechne Graventein hingegen mit 20 bis 25 Jahren bis zur Amortisierung. Das oberste Ziel bleibt aber klar: „Wir wollen das System für jeden zugänglich machen. Wir können einen Teil dazu beitragen, dass es sich irgendwann die meisten leisten können“, sagt Jan Graventein.
Anschrift:
Oskomera GmbH
Debbingstraße 16A
46286 Dorsten
Kontakt:
Telefon: 02866-188111
Fax: 02866-189054
E-Mail: post@oskomera.de
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Unternehmens (www.oskomera.de)
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