In fließendem Spanisch begrüßte Paul Tüshaus seine Gäste am Donnerstag (25.4.) in einem kleinen Besprechungsraum der Dorstener Drahtwerke. Die Delegation aus Mexiko hat eine lange Reise hinter sich. Zum ersten Mal waren Gonzalo Armendáriz Paredes und Manuel Gallegos in Deutschland. Und damit auch zum ersten Mal in Dorsten.

Beide kommen aus Chiapas, einem Bundesstaat im Süden des Landes, direkt an der Grenze zu Guatemala. Gonzalo Armendáriz Paredes ist Staatssekretär und arbeitet im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Bundesstaates Chiapas - in Vertretung von Wirtschaftsminister Carlos Salazar Estrada.
Manuel Gallegos arbeitet als Direktor für Auslandsinvestitionen. Sie wurden begleitet von Johannes Keil, Sales Manager bei der Zeitgeist Consulting Group. Das Unternehmen berät Unternehmen in Mexiko, aber auch die Regierung.
Drahtwerke bereits in Mexiko aktiv
In der kleinen Hansestadt an der Lippe wollten die beiden Kontakte knüpfen. Denn: Seit 2016 haben die Dorstener Drahtwerke bereits einen Standort im Norden von Mexiko. Und sind dort groß im Geschäft.

Das Unternehmen, erzählte Paul Tüshaus, beliefere den größten Schreibwarenhersteller des Landes. Und zwar mit Draht, der als Spiralbindungen Collegeblöcke zusammenhält. „Darüber hinaus verkaufen wir über unser Werk in Housten (Texas, USA), auch technisches Gewebe nach Mexiko“, ergänzte der 33-Jährige.
Dabei könnte Chiapas ebenfalls für die Drahtwerke interessant werden, meinte Paul Tüshaus. Von Gonzalo Armendáriz Paredes ließ er sich erklären, was der Bundesstaat zu bieten hat.
Denn aus seiner Sicht werde der Süden Mexikos leicht übersehen. Historisch betrachtet habe dort weniger industrielle Entwicklung stattgefunden als im Rest des Landes.
Eisenbahnstrecke verbindet Küsten
Tourismus, aber auch Landwirtschaft - so zeigte es ein kurzer Imagefilm - sind große Faktoren in der Region. Künftig könnte sich das aber ändern. Denn der Bundesstaat Chiapas ist angebunden an ein großes Infrastrukturprojekt: eine Eisenbahnstrecke quer durch den südlichen Landesteil, die Pazifikküste und den Golf von Mexiko miteinander verbindet.
Gleichzeitig, so Gonzalo Armendáriz Paredes, gebe es weitere Aspekte, die Unternehmen dazu bewegen sollen, sich in Chiapas anzusiedeln. Dazu zählen in bestimmten Zonen Vergünstigungen für Grundstücke, aber auch steuerliche Vorteile. Hinzu käme eine große Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die zentrale Lage in Mittelamerika.

Aufmerksam hörte Paul Tüshaus zu, stellte Fragen. Ein Handelsstandort in der Region könnte einen weiteren Markt erschließen - auch außerhalb von Mexiko. Zum Beispiel in Guatemala oder anderen lateinamerikanischen Ländern. Denn, so sagte Paul Tüshaus mit Blick auf den Draht, der die Collegeblöcke zusammenhält: „Überall wird auf solchen Blöcken geschrieben - und in weniger digitalisierten Ländern sogar noch mehr als anderswo.“
Wichtige Fragen sind zu klären
Eine Marktanalyse müsste genauer ausloten, ob sich für die Dorstener Drahtwerke ein weiterer Standort anbietet. Paul Tüshaus zählte Fragen auf, die geklärt werden müssten: „Welche Kunden gibt es in Chiapas, im Süden Mexikos und in angrenzenden Ländern? Wo bietet sich ein Lager zum Verschicken der Produkte an?“

Für die Gruppe um Gonzalo Armendáriz Paredes, Manuel Gallegos und Johannes Keil ging die Reise indes weiter. Seit Samstag (20.4.) befand sich die Gruppe in Deutschland, besuchte unter anderem die Hannover Messe (auch die Dorstener Drahtwerke waren dort vertreten), den Logistik-Riesen Kühne&Nagel in Bremen sowie Thyssenkrupp in Essen, ehe es nach einem Aufenthalt in Berlin wieder zurück nach Mexiko ging.
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