Hier finden Sie die aktuelle Berichterstattung zum Schermbecker Wolfsrudel:
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Andreas Brückner ist am Donnerstagmorgen (7.3.) um 7.39 Uhr in Kirchhellen in der Nähe des Flugplatzes Schwarze Heide in Kirchhellen mit seinem Hund unterwegs. Dort sieht er auf einem Waldweg in einer Kurve, dass sie beobachtet werden. „Doch dann ist das Tier wieder verschwunden.“
Seinen Hund führt der 45-Jährige an einer langen Leine - der bleibt plötzlich stehen und ist offensichtlich „sehr erregt“. Der Grund: Drei Wölfe, die plötzlich im Abstand von rund fünf Metern vor dem Dorstener und seinem Hund stehen. „Die standen da und haben uns angeguckt. Ich dachte, ich bin im falschen Film.“

Etwa zehn Sekunden dauerte dieser Moment, schätzt Brückner. „Die waren riesengroß“, sagt der Dorstener, der schon häufiger Wölfe im Tierpark gesehen hat. „Die waren nichts dagegen.“ Laut seiner Einschätzung seien die Wölfe „gut genährt“ gewesen. Im Nachhinein sagt der Dorstener, dass der Moment „wunderschön“ gewesen sei, gibt aber auch zu, dass er in diesem Moment „einen Riesenrespekt“ gehabt habe.
Sein Hund habe geknurrt - Brückner glaubt, dass er ihn beschützen wollte. Sein Mischlingshund wiege rund 50 Kilogramm - trotzdem glaubt Brückner nicht, dass er gegen die Wölfe eine Chance gehabt hätte. Deshalb versucht Brückner, die Wölfe zu verscheuchen. „Das hat direkt funktioniert. Ich habe einmal laut ‚Hey‘ gerufen“, sagt der 45-Jährige. Daraufhin sei ein Wolf sofort verschwunden, zwei seien „im Laufschritt“ weggelaufen in den Wald.
Wölfe gefilmt
Brückner zückt sofort sein Handy und fängt an zu filmen. Den Wolf, der zuerst verschwand, habe er nicht mehr aufnehmen können, dafür aber die beiden anderen Wölfe, die zunächst über einen Waldweg liefen und dann im Wald verschwanden. Wie sehr der Dorstener beeindruckt war, hört man in der Aufnahme, als Brückner verblüfft ruft: „Alter Schwede!“
Bei der Begegnung habe er seitens der Wölfe „keine Aggression“ gespürt, sagt Brückner wenige Stunden später. „Die standen einfach da und schienen auch nicht besonders beeindruckt gewesen zu sein.“ Brückner glaubt, dass die Wölfe schon deutlich öfter Menschen beobachtet haben als umgekehrt.
Angst „total unbegründet“
Der Dorstener sagt über sich: „Ich bin pro Wölfe. Wir haben denen den Lebensraum genommen. Ich glaube, man kann schon mit ihnen zusammenleben, wenn man den nötigen Respekt hat und sich informiert.“ Im Nachhinein, sagt Brückner über sich selbst, sei seine Angst in diesem Moment „total unbegründet“ gewesen. „Man ist aber total unvorbereitet. Man rechnet nicht damit.“
Dabei ist es nicht so, als habe er sich nicht schon theoretisch mit dieser Möglichkeit auseinandergesetzt. Er sei viel in der Natur unterwegs, sagt der Dorstener über sich. „Da habe ich mir schon vorgestellt, was ich mache, wenn ich einem Wolf begegne.“ Und auch, ob er eine Chance habe, wenn es zu einer Auseinandersetzung komme. Das würde Brückner nach der Begegnung nun verneinen. „Die haben einen Riesenkopf und eine imposante Schnauze.“
Groß und laut
Brückners Verhalten in der Situation würden Wolfsexperten wohl als mustergültig bezeichnen. Wolfsberater Niels Ribbrock von der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen in Dorsten hatte, als Wölfin „Gloria“ erstmals in Schermbeck auftauchte, den Rat gegeben, sich bei Wolfsbegegnungen groß zu machen und laut zu werden: In diesem Fall würden Wölfe die Flucht ergreifen. Exakt so ist es in Brückners Fall nun passiert. Ein „Unsicherheitsfaktor“ war in diesem Moment nur Brückners Hund, der von Wölfen als Nahrungskonkurrent hätte aufgefasst werden können.
Der Dorstener meldete seine Begegnung auch dem LANUV. Spannend ist nun natürlich auch die Frage, um welche Wölfe es sich handelt. Die berühmteste Wölfin des Schermbecker Rudels, „Gloria“, war zuletzt mit zwei weiteren Wölfen eher nördlich von Kanal und Lippe gesichtet worden.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 7. März 2024.