
© Claudia Engel
Architekt Axel Steinau hat überall in Dorsten seine Handschrift hinterlassen
Baukunst in Dorsten
Mehr als 300 Häuser hat er gebaut. Und eine Brücke in der Dorstener Innenstadt. Der Dorstener Architekt Axel Steinau blickt nach 42 Jahren Bauwesen auf sein Lebenswerk.
Der Dorstener Architekt Axel Steinau hat sich in über 40 Jahren Schaffenskraft und Baukunst in Dorsten einen tragfähigen, guten Ruf als Baumeister erworben. Sein gemeinsames Büro mit Christian Löer an der Suitbertusstraße 14 löst er gerade auf.
Doch nach so langer Zeit als Architekt will er seine Hände nicht in den Schoß legen: „Ich habe ein kleines Büro bei der Lebenshilfe angemietet. Ihr fühle ich mich in besonderer Weise verbunden“, sagt Steinau. Praktischerweise hat die Lebenshilfe Dorsten im gleichen Gebäude in der Dorstener Altstadt ihre Räumlichkeiten. Der Umzug eine Etage tiefer ist nur noch Formsache. Hier will Steinau weiterhin kreativ tätig bleiben, auch wenn die „operative Tätigkeit als Architekt“ mit der Auflösung des Büros endet. Sein Partner Christian Löer wird nach Lembeck übersiedeln. Dort hat er sein neues Büro und schließt eine „freie Mitarbeit“ seines geschätzten Berufskollegen nicht aus.

Axel Steinau und sein Kollegen Christian Löer hatten in der 1. Etage des Gebäudes Suitberstusstraße 14 ihr Architektenbüro. Es wird jetzt aufgelöst. © Claudia Engel
Axel Steinau ist vielen Dorstenern ein Begriff. Mit mehr als 300 Häusern, Mehrfamilienhäusern, Büros hat er sich in Dorsten, aber auch darüber hinaus, einen Ruf als zuverlässiger und kreativer Ideengeber für Wohnen und Arbeiten erworben. Und eine Brücke geht auch auf sein Konto: „Ja, wir Architekten konstruieren auch Brücken, das wird vielfach vergessen“, so Steinau.
Seine Brücke dürfte jeder Dorstener kennen, der den Willy-Brandt-Ring mit dem Auto, dem Rad oder zu Fuß kreuzt. Sie ist die fußläufige Verbindung zwischen Polizeiwache in der Altstadt und der Radstation am Bahnhof in Dorsten. Die Brücke steht auf soliden Füßen, aber die Optik hat seit ihrem Bau gelitten. Das Dorstener Aushängeschild könnte einen neuen Anstrich gut vertragen ...
Herausragende Kleinsiedlung in Holsterhausen
Die Fußgängerbrücke ist, gemessen an den Gebäuden, die Axel Steinau geplant hat, nur eine Kleinigkeit. Zahlreiche Häuser hat Axel Steinau in Dorsten geplant: Zum Beispiel die Kettenbebauung am Nikolaus-Groß-Weg in Holsterhausen. 2015 wurde diese wegen ihrer herausragenden Architektur, Einfamilienwohnhäuser mit Pultdächern, die um einen Innenhof gruppiert sind, beim Tag der Architektur besonders hervorgehoben.

Vier Einfamilienhäuser in Kettenbebauung am Nikolaus-Groß-Weg in Holsterhausen hat Axel Steinau geplant. Diese Immobilien spielten beim Tag der Architektur 2015 eine wesentliche Rolle. © Rüdiger Eggert (A)
Axel Steinaus Handschrift findet sich aber auch an vielen anderen Stellen im Dorstener Stadtgebiet wieder: in Kleinsiedlungen in Zusammenarbeit mit Dorstener Kirchengemeinden, in Einfamilienhäusern an der Fähr- und Klosterstraße, am Beisenbusch oder in Mehrfamilienhäusern In der Miere. Hier hat der Lebensweg als Architekt vor 42 Jahren seinen Lauf genommen: „1980 bin ich dem Ruf von Odilo Neuhaus gefolgt. Er wollte mich nach meinem Architekturstudium in Hannover als Juniorpartner haben.“ Das traf sich gut, denn Axel Steinaus Ehefrau, eine gebürtige Dorstenerin, hatte als Lehrerin eine Stelle in Marl gefunden. Das Ehepaar wurde in Holsterhausen sesshaft.
Der Baumeister vom Leo
Die Handschrift Axel Steinaus trägt zudem das Dorstener Jugend- und Begegnungszentrum in Hervest, das „Leo“. In besonderer Weise fühlt sich der Architekt der Lebenshilfe Dorsten verbunden. In den 1980er-Jahren entwarf Steinau Pläne für die Jugendstil-Villa in der Ovelgünne, um sie behindertengerecht und barrierefrei auszugestalten. Das prachtvolle alte Gebäude konnte allerdings nachträglich nicht mit einem Fahrstuhl ausgestattet werden. Axel Steinau fand einen für damalige Zeiten neuen Kompromiss: einen Treppenlift für alle gehbeeinträchtigten Bewohner. 24 Menschen leben heute in der Wohnstätte.
Das Haus der Lebenshilfe in Lembeck an der Schulstraße geht ebenfalls auf sein Konto. Axel Steinau hat den 20 Bewohnern ein Zuhause entworfen, das den Menschen mit Behinderungen gerecht wird und sie behaglich umfängt. Behindertengerechter Umbau des Altbaus und Anbau stammen aus seiner Feder.
Baupläne für den Moscheeumbau
Auch für die Kirche hat Axel Steinau viele Aufträge erledigt: Beim Umbau des Carola-Martius-Hauses war er mitbeteiligt und für die Moscheegemeinde in Dorsten-Hervest Am Holzplatz hat er die Baupläne für den Umbau und die Erweiterung geliefert. Die Stadt Dorsten hat Steinau als kompetente und kooperative Bauverwaltung schätzen gelernt: „Zum Planungs-, Umwelt- und Bauamt bestehen gute und freundliche Kontakte“, lobt der Architekt.
Neben der Lebenshilfe, zu der Axel Steinau ein besonders herzliches Verhältnis pflegt, ist ihm auch der Bergbauverein wichtig. Hier arbeitet er im Vorstand mit. „Für die Arbeit der Bergleute hege ich größte Achtung“, so Steinau. Diese Achtung schlägt sich in vielfältigen Aktivitäten nieder. An der Gestaltung der Maschinenhalle hat er maßgeblich mitgewirkt.
Mit seinem letzten Projekt, dem Verwaltungs- und Bürogebäude einer Firma in Dülmen, endet die Arbeit im Gemeinschaftsbüro Steinau und Löer. Bauzeichnerin Anne Sujka, seit 1985 an der Seite von Axel Steinau und auch „stark in allen Bereichen der Verwaltung und Büroführung“, wie Steinau sagt, wird sich beruflich neu orientieren. Damit wird das vom Dorstener Architekten Odilo Neuhaus 1958 gegründete Architektenbüro Geschichte sein.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
