Bernhard von Blanckenburg erklärt Welche Vorteile eine Baumschutzsatzung für Dorsten hätte

Baumschutz in Dorsten: Welche Vorteile eine Baumschutzsatzung für die Stadt hätte
Lesezeit

Bäume, Wald und Natur sind das Spezialgebiet von Bernhard von Blanckenburg. Er ist ehemaliger Stadtförster und Leiter des Forstbetriebsbezirks Dorsten. In der Vergangenheit hat er sich nicht nur ausführlich mit dem Klima in der Altstadt beschäftigt, sondern auch mit den Vor- und Nachteilen einer Baumschutzsatzung.

Im September 2004 beschlossen, ist diese in Dorsten Ende Dezember 2008 wieder außer Kraft gesetzt worden. Über die Wiedereinführung diskutieren die politischen Parteien und die Stadtverwaltung seit mehreren Jahren. Seit 2020 haben die SPD und die Grünen immer wieder entsprechende Anträge gestellt. Ihr Ziel erreicht haben sie bislang nicht.

Verwaltung informiert im Herbst

Die Stadt arbeite allerdings intern am Thema Baumschutz. Stadtsprecher Ludger Böhne kündigt im Rahmen unserer Kommunalwahl-Halbzeitbilanz an, dass die Stadtverwaltung die entsprechenden Fachausschüsse (Bau-, Umwelt- und Planungs- sowie Haupt- und Finanzausschuss) im Herbst über die entsprechenden Ergebnisse informieren wolle.

In Dorsten sind in der Vergangenheit immer wieder große und alte Bäume gefällt worden - oft zum Ärger der Anwohner.
In Dorsten sind in der Vergangenheit immer wieder große und alte Bäume gefällt worden - oft zum Ärger der Anwohner. © Michael Klein (A)

Für den ehemaligen Stadtförster Bernhard von Blanckenburg überwiegen die Vorteile einer Baumschutzsatzung. Aufgelistet hat er die Vor- und Nachteile in einem zweiseitigen Schreiben, das er den politischen Parteien zur Verfügung gestellt hat.

Die Nachteile zusammengefasst

Laut Bernhard von Blanckenburg sei vor und bei Einführung einer Baumschutzsatzung mit „Vorsorgefällungen“ zu rechnen. Dieses Argument hatte unter anderem die CDU dazu bewogen, Bedenken an einer Wiedereinführung zu äußern. Sie würde so dem eigentlichen Ziel, also den Schutz des Baumbestandes, schaden. Langfristig, so meint Bernhard von Blanckenburg, relativiere sich dieses Phänomen. „Auf Dauer ist die Baumschutzsatzung ein Gewinn“, schreibt er.

Als weiteren Nachteil führt der ehemalige Stadtförster einen höheren Verwaltungsaufwand auf. Denn um eine Fällgenehmigung zu erhalten, sei eine Vor-Ort-Beurteilung notwendig. Ein höherer Finanz- und Personalbedarf, beispielsweise im Tiefbauamt, sei ebenfalls möglich. Außerdem falle im Herbst mehr Laub an - eine logische Folge, wenn mehr Bäume geschützt würden.

Die Vorteile zusammengefasst

Der wohl wichtigste Vorteil bestehe nach Bernhard von Blackenburg darin, dass mehr Bäume, bzw. alle Baumarten geschützt werden können. Müsse ein Baum gefällt werden, gebe es immer einen Ersatz. So bleibe mindestens der innerstädtische Baumbestand erhalten.

Gut sei das zunächst für das Stadtklima. Mehr Bäume bedeute unter anderem mehr Schatten. Wichtig sei das bei den sogenannten Hitzeinseln - also Bereiche, in denen es im Sommer besonders heiß werde. Außerdem könnten Kohlenstoffdioxid und weitere Schadstoffe reduziert werden.

Profitieren würden von einer Baumschutzsatzung auch Privatpersonen. So könne durch Bäume mehr Regenwasser gebunden werden. Sturmfeste Baumarten würden Häuser zusätzlich schützen. Nicht zu vernachlässigen sei das äußere Erscheinungsbild, das sich verschönere und damit für mehr Lebensqualität sorge.

Der Blick auf Nachbarstädte

Wie diese Vorteile in der gelebten Praxis aussehen, lässt sich bei Dorstener Nachbarstädten beobachten. So gibt es bei der Stadt Bottrop eine Baumschutzsatzung bereits seit Oktober 1987. „Das Ziel sollte sein, den Baumbestand in der Stadt Bottrop zu fördern und langfristig zu erhalten. Dieses Ziel hat die Baumschutzsatzung erreicht“, schreibt Kai-Uwe Dahm von Fachbereich Umwelt und Grün der Stadt Bottrop auf Nachfrage.

Erreicht worden sei dies unter anderem damit, dass Baumfällungen auf privatem Grund durch die Genehmigungspflicht erschwert sind. So habe man den privaten, aber auch den städtischen Baumbestand schützen können.

Ähnlich lange existiert eine Baumschutzsatzung in Marl - dort schon seit 1986. Stadtsprecher Randolf Leyk nennt fünf Ziele, die noch immer aktuell seien: 1.) Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, 2.) Gestaltung, Gliederung und Pflege des Orts- und Landschaftsbildes, auch zur Sicherung der Naherholung, 3.) Abwehr schädlicher Einwirkungen, beispielsweise Luftverunreinigungen und Lärm, 4.) Erhaltung, bzw. Verbesserung des Stadtklimas und 5.) Erhaltung eines artenreichen Baumbestandes.

Diskussionen auch in Bottrop und Marl?

Ob in Bottrop und Marl ähnlich lange und intensiv über das Thema Baumschutz diskutiert worden ist, ist heute nur noch schwer nachzuvollziehen. „Über eine Diskussion zur Einführung 1986 ist nichts näher bekannt“, heißt es aus Marl zu dieser Frage.

Auch Kai-Uwe Dahm von der Stadt Bottrop kann nur mutmaßen. „Es wird mit Sicherheit einige Grundstücksbesitzer gegeben haben, die kurz vor der Einführung der Baumschutzsatzung sich des vielleicht „ungeliebten“ Baumes sich entledigt haben“, meint er. Kai-Uwe Dahm ist sich allerdings sicher, dass es deutlich mehr Fällungen ohne eine Baumschutzsatzung gebe.

Halbzeitzeugnis für Dorstener Politiker: Reizthema Baumschutzsatzung - wie ist der aktuelle Stand?

Kommunalwahl in Dorsten: Von Verkehr bis Wohnen - Welche Ziele haben die Politiker erreicht?

Halbzeit für den Dorstener Rat: Warum wird öffentlich so wenig gestritten, Herr Stockhoff?