Der ergiebige Dauerregen der vergangenen Wochen hat dafür gesorgt, dass die Pegel der Lippe und des Rapphoffs Mühlenbachs auf Hochwasser-Niveau angestiegen sind. Auch auf den Dorstener Felder haben sich nicht nur Pfützen, sondern kleine Seen gebildet. Das Wasser in der Wall- und Grabenanlage in der Altstadt ist hingegen kaum über die Ufer getreten.
Das hänge mit den technischen Eigenschaften der Anlage zusammen, wie Pressesprecher Christoph Winkel auf Nachfrage erklärt. Zunächst sei die Wall- und Grabenanlage ein in sich abgeschlossenes System. Es bestehe also weder ein Anschluss noch ein Durchfluss von natürlichen Gewässern.
Grundwasser füllt Wall- und Grabenanlage
Die einzelnen Becken würden stattdessen mit Grundwasser gefüllt. Sensoren steuern, wie viel Grundwasser nachgespeist wird. Winkel erklärt: „Wenn ein bestimmter Wasserstand erreicht ist, schaltet sich die Nachspeisung entsprechend automatisch an oder aus.“

Überläufe leiten überschüssiges Wasser in den Kanal ab. Diese befinden sich in den jeweils unteren Wasserbecken. „Die Überlaufschwelle liegt etwas höher als der oben genannte Ausschaltpunkt, um ständiges Nachpumpen von Grundwasser zu vermeiden“, sagt Winkel. So könne außerdem eine gewisse Menge Regen aufgenommen werden, die auf das Wasser selbst sowie auf die Böschungsflächen fällt.
Aber, so Winkel: „Das Niederschlagewasser der anliegenden Verkehrsflächen kann nicht eingeleitet werden.“ Zu groß sei die Gefahr, dass dann Schmutz und andere wassergefährdenden Stoffe in die Anlage gelange und das ökologische Gleichgewicht störe.
Umso schädlicher seien dann Unfälle, wie beispielsweise Mitte Dezember 2023. Bei Dunkelheit und strömendem Regen ist ein Mann aus Baden-Württemberg mit seinem Auto ins Wasser gefahren. Der 61-Jährige erklärte damals: Er habe auf das Navigationsgerät vertraut, da er sich in Dorsten nicht auskenne.
Konstante Wasserhöhe ist notwendig
Eine konstante Höhe des Wasserspiegels sei zudem notwendig, damit die Wasserfontänen funktionierten. Winkel: „Zusätzlich sorgt eine Wasserumwälzung für die erforderliche Wasserzirkulation innerhalb des Systems. Beide technischen Einrichtungen, Wasserfontänen und Umwälzung, sorgen auch für die notwendige Sauerstoffzufuhr.“

Als Regenrückhaltebecken käme die Wall- und Grabenanlage insgesamt nicht in Betracht - „auch schon aufgrund des engen städtischen Gefüges nicht.“
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