Ihr Boot liegt ruhig am Ufer des Wesel-Datteln-Kanals in Dorsten, direkt an der Rückseite der Mercaden. Entspannt sitzen Håkan und Cecilia Wejdrup auf dem Deck ihres kleinen motorisierten Segelbootes. Das Ehepaar beobachtet ruhig, was am Mittwochvormittag (21.8.) um sie herum passiert.
Ein Fahrzeug der Feuerwehr, genauer gesagt von der Wasserrettung, steht direkt vor dem Boot. Die Rettungskräfte räumen ihr Material bereits zusammen. Drei Taucher seien im Einsatz gewesen, berichtet Einsatzleiter Thorsten Schadwinkel. Denn: Augenscheinlich wickelten sich unter Wasser Pflanzen und ein Tau um die Schraube. „Das Boot konnte wohl nicht mehr starten“, sagt der Feuerwehrmann.
Probleme nach der Schleuse
Cecilia Wejdrup spricht nur wenige Brocken Deutsch. Auf englisch erzählt sie deshalb, dass sich das Boot kurz nach der Schleuse nicht mehr wie gewohnt steuern ließ. Die beiden hätten es grade eben noch geschafft, an der Spundwand anzulegen und das Boot dort an Pollern fest zu machen.

Feuerwehr-Einsatzleiter Thorsten Schadwinkel fügt hinzu: „Wenn das Boot in die Fahrrinne geraten wäre, hätte diese Situation richtig gefährlich werden können.“ Schließlich sind auf dem Wesel-Datteln-Kanal regelmäßig große Binnenschiffe unterwegs.
Via Google-Maps hätten sie geschaut wer ihnen aus der Patsche helfen könnte, erzählt Cecilia Wejdrup. Schlussendlich rückte die Feuerwehr aus. Thorsten Schadwinkel: „In Absprache mit der Leitstelle in Recklinghausen und dem Wasserschifffahrtsamt haben wir daraus einen Übungseinsatz gemacht.“
Taucher befreien Schraube
Ein Taucher im Wasser habe es schließlich geschafft, die Schraube von den Pflanzen und dem Tau zu befreien, sagt der Einsatzleiter. Dann geht auch schon wieder der Melder los. Zügig steigen die Feuerwehrleute in ihren Wagen und fahren zum nächsten Einsatz.
Håkan und Cecilia Wejdrup bleiben auf ihrem Boot zurück. Der 65-Jährige und seine 63-jährige Ehefrau nehmen diesen kleinen Zwischenfall mit Humor. Sie haben Zeit. Die beiden haben ihr Berufsleben hinter sich gelassen und sind zu einer großen Reise aufgebrochen. Drei Monate soll diese dauern.
Aufgebrochen sind Håkan und Cecilia Wejdrup vor gut vier Wochen an der Südspitze von Schweden. Mit gehissten Segeln überquerten die beiden die Ostsee. Angekommen in Lübeck, legten sie den Mast. Die Fahrt setzen die beiden Schweden allerdings nicht auf offener See fort, sondern auf Flüssen und Kanälen. Cecilia Wejdrup begründet: „Wir möchten das Inland sehen.“
Reise bis nach Spanien
Wenn alles nach Plan läuft, möchten sie noch weiter durch Deutschland schippern, weiter nach Frankreich und dann vielleicht noch bis nach Spanien. Aber erstmal liegt nach der kleinen Panne in Dorsten noch eine gute Strecke auf dem Wesel-Datteln-Kanal vor dem schwedischen Ehepaar.