Tipp Schornsteinfeger zeigen, wie man sich beim Ofen-Anmachen nicht den Kamin ruiniert

Schornsteinfeger zeigen, wie man einen Ofen richtig anmacht
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Dass man für Kamin und Ofen kein nasses Holz verwendet? Geschenkt. Auch Bauholz und behandeltes Holz sollte tabu sein. „Wird aber immer wieder gerne genommen - Holz ist ja teuer im Moment“, sagt Schornsteinfeger Karl Omlor, der seinen Dorstener Kehrbezirk nach 30 Jahren zum 1. Januar 2023 an Michael Niklasch übergeben hat. Wegen gestiegener Energiepreise reaktivieren viele Menschen gerade Kamine und Öfen - doch nicht nur die „Anfänger“ machen dabei oft Fehler.

Nicht zu große Holzscheite und Anmachholz braucht man für Kamin und Ofen.
Nicht zu große Holzscheite und Anmachholz braucht man für Kamin und Ofen. © Berthold Fehmer

„Zu wenig Luft ist der Klassiker“, benennt Omlor einen weiteren gern gemachten Fehler. Oft würden Ofen- und Kaminbesitzer versuchen, mit wenig Luftzufuhr zu arbeiten, um Holz zu sparen. „Das kann zu Verpuffungen im Ofen führen“, sagt Omlor. Denn Holz gast aus und irgendwann sei der Zündpunkt des Gases erreicht.

Noch schlimmer als Verpuffungen, bei denen sogar Ofen-Scheiben platzen, können Kaminbrände werden. Manche würden „einen dicken Eichenknüppel mit Rinde“ nachts mit wenig Luftzufuhr in den Ofen legen, um am nächsten Tag noch Glut zu haben. Vor dieser Praxis warnt Omlor dringend. Denn dann können Rauchgase im Schornstein aufsteigen und womöglich im nicht gedämmten Dachboden so stark abkühlen, „dass wir den Wasserdampf-Taupunkt unterschreiten“. Die Folge: Im Schornstein kondensiert die Flüssigkeit und es bildet sich ein Hart- und Glanzruß, „wie in einer Räucherkammer“.

Schornstein kann platzen

„Hart- und Glanzruß kann man mit normalem Werkzeug nicht entfernen“, sagt Michael Niklasch. Dann helfe nur noch kontrolliertes Ausbrennen oder Ausschlagen. Passiert das nicht, könne der Ruß sich im Schornstein verdichten und dann bei hohen Temperaturen stark ausdehnen. Schlimmstenfalls könne der Schornstein reißen oder platzen, sagt Karl Omlor. „Dadurch können richtige Hausbrände entstehen.“

Einen Kaminbrand habe ein Kunde von ihm erst kürzlich erlebt, sagt Karl Omlor. Häufig sei es so, dass Hausbesitzer das gar nicht selbst mitbekämen, sondern von Nachbarn hörten: „Bei dir schlagen Flammen aus dem Dach.“ Bei Kaminbränden fange der „Ofen an zu heulen oder zu pfeifen, weil mehr Thermik drin ist“.

Funkenflug ist gefährlich

Omlor rät, beim Heizen mit Holz keine Briketts zu verwenden und auch nicht zu viel Tannen- und Fichtenholz zu nehmen. „Das ist sehr harzhaltig.“ Das Harz könne im Kamin zu Funkenflug führen, „bis zu zwei Meter durch die Wohnung“. Omlor: „Das Zauberwort ist Holz mischen und gut Verbrennungsluft zugeben.“ Wenn die Scheibe vom Ofen schwarz werde, „ist das ein Zeichen, dass man was verkehrt macht“.

Wichtig sei auch die „Stückigkeit“, so Michael Niklasch - also die Größe des gespaltenen Holzes. Als Richtwert könne man die „Raute unserer ehemaligen Bundeskanzlerin“ nehmen, ahmt er die berühmt gewordene „Merkel-Raute“ nach. Passt das Stück Holz dadurch, sei es klein genug für den Ofen.

„Eine Wissenschaft für sich“

„Feuer-Anmachen ist eine Wissenschaft für sich, aber kein Hexenwerk“, sagt Omlor. Zwei, drei dickere Scheite legt er nach unten mit der gespaltenen Seite nach oben. Dort könne das Feuer besser angreifen als auf der Rindenseite, wo die meiste Feuchtigkeit sei. Anzünder aus wachsgetränkter Holzwolle oder Grillanzünder („der ist aber nicht so gut, weil da Paraffin drin ist“) kommen auf die Scheite und ein bisschen Anmachholz stapelt Omlor drumherum. „Papier nimmt man nicht mehr.“

So könne das Holz sauber von oben nach unten abbrennen und das Holzgas werde durch die Flamme sauber verbrannt. „Das qualmt dann auch nicht so und die Nachbarn beschweren sich nicht“, sagt Omlor. Auch solle man Holz nur mit der gespaltenen Seite zur Glut nachlegen. Und das auch nicht zu früh und nicht zu viel davon.

Wer das Gefühl hat, angesichts hoher Preise für Holz zu viel davon zu verbrauchen, könne über einen neuen Ofen nachdenken, sagt Michael Niklasch. Seine Eltern hätten einen fast 30 Jahre alten Ofen ausgetauscht. „Der brennt wesentlich besser und verbraucht fast nur die Hälfte.“ Omlor warnt aber: „Nicht gebrauchte Öfen bei Ebay kaufen! Das sind oft die, wo der Schornsteinfeger gesagt hat, dass die ausgetauscht werden müssen.“

Dieser Artikel erschien erstmalig am 3. Januar 2023.