Als kürzlich die Lembecker Stadtteilkonferenz „Porte“ in der Galerie im zweiten Torbogen des barocken Wasserschlosses tagte, begrüßte Lorenz Graf Merveldt die fast 100 Gäste mit sichtlichem Stolz. Wenige Wochen zuvor waren er und Ehefrau Benedicta, geborene Gräfin von Schönborn-Wiesentheid, zum ersten Mal Eltern geworden.
Das Paar hat im vergangenen Jahr geheiratet und lebt nun mit Tochter Mafalda („Wir danken Gott für dieses großes Geschenk“) im Schloss - ein besonderer Wohnort.

„Wir leben in der Vorburg in der Wohnung, die meine Großeltern bereits in den 1960er-Jahren - nach dem Umzug von der Hauptburg - eingerichtet haben“, berichtet der Graf nun auf Anfrage. „Im Winter bedeutet das, lieber einen Wollpulli mehr anzuziehen.“ Die Isolierung sei eben nicht vergleichbar mit einer modern-sanierten Wohnung.
„Dankbar sind wir den vorherigen Generationen. Tatkräftiges Personal und Handwerker haben die Gebäude wohnlich gehalten und uns überhaupt ein Zuhause hier ermöglicht.“
Seine Eltern sind im vergangenen Jahr ins Schloss Westerwinkel bei Herbern gezogen, das seit dem 16. Jahrhundert im Besitz der gräflichen Familie Merveldt ist. „Wir sind sehr dankbar, dass sie uns die Freiheit lassen“, sagt der Sohn.
Das Schloss soll erhalten bleiben
Die Aufgaben von Schloss Lembeck haben sich über die Jahrhunderte gewandelt. Ursprünglich stand die Schutzfunktion im Vordergrund, um die Bewohner und umliegenden Nachbarn vor Angreifern zu schützen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Repräsentieren wichtiger.
„Heute ist unsere Aufmerksamkeit auf die Gebäudeerhaltung ausgerichtet. Das bedingt, die Vergangenheit zu bewahren und Einnahmen für die Unterhaltung zu erwirtschaften. Also schonende Nutzung mit wirtschaftlicher Ausrichtung, um die hohen Unterhaltungskosten tragen zu können“, sagt der Graf. Deshalb sei im Schloss auch eine Tagesklinik eingerichtet worden, „die in den kommenden Jahren zur Unterhaltung ihren Beitrag leisten soll“.

Seine Aufgaben umschreibt der Schlossherr mit Tätigkeiten „insbesondere in unserem Forstbetrieb, der Gebäudeunterhaltung rund ums Schloss und im Bereich Windenergie“. Die jüngsten Trockenjahre hätten die Bestände im Wald stark geschwächt, vor allem die älteren Bestände. „Damit stehen wir erneut vor der Herausforderung, wie wir dort weiter wirtschaften können, um der nächsten Generation einen Wald zu überlassen, an dem sie Freude hat.“Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Betrieb laut Lorenz Graf Merveldt ein Waldsterben durch die Abgase der angrenzten Industrie im Ruhrgebiet überstanden. „Damals hat mein Großvater Baumarten eingeführt, die diesen Immissionen standhielten. Heute freuen wir uns über diese Artenvielfalt im Wald.“
Nun gelte es, diese Artenvielfalt an die Herausforderung des Klimawandels anzupassen. „Das bedarf viel Zeit und Austausch, um langfristig gemeinsam mit den fleißigen Mitarbeitern die richtigen Lösungen für den Wald zu finden.“
Schützenkönig in Lembeck
Die gräfliche Familie agiert seit Generationen in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltend. Im Jahr 2001 wurde Lorenz‘ Vater Ferdinand allerdings Schützenkönig in Lembeck. Ob sein Sohn ähnliche Ambitionen hat, ist zumindest nicht ausgeschlossen.
Mit einem Augenzwinkern antwortet er auf diese Frage: „Mein Vater ist Schützenkönig geworden, als bereits fünf Kinder auf der Welt waren. Wir haben eine Tochter – damit erfüllen wir wohl noch nicht die Voraussetzungen, um im nächsten Jahr am Schießen an der Vogelstange teilnehmen zu können.“
Der Artikel erschien erstmals am 2. Mai 2024